Nach einem der schwersten Anschläge in der afghanischen Hauptstadt Kabul seit Jahren ist die Zahl der Toten auf mindestens 80 gestiegen. Zudem seien mindestens 350 Menschen als verletzt gemeldet worden, sagte Regierungssprecher Sedik Seddiki am Mittwoch.
Bei dem Anschlag im Diplomatenviertel von Kabul ist auch das Kooperationsbüro der Schweizer Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) beschädigt worden. Nach ersten Erkenntnissen wurden jedoch keine Schweizer Staatsbürger verletzt oder getötet.
Durch die starke Druckwelle zerbarsten zahlreiche Fenster am Gebäude, wie das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) am Mittwoch mitteilte. «Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Vertretung sind indes wohlauf», betonte das EDA.
JUST IN: Video shows smoke after blast in central Kabul that has killed or wounded at least 50, Afghan officials say https://t.co/m4MrvhUEY7 pic.twitter.com/PdYMIlgjxR
— ABC News (@ABC) 31. Mai 2017
Die Autobombe, die vermutlich in einem Wassertankwagen versteckt war, war am Morgen gegen 8.30 Uhr (Ortszeit) im Diplomatenviertel von Kabul explodiert.
Die deutsche Botschaft wurde stark beschädigt. Auch an den Vertretungen von Frankreich, China, Indien und der Türkei gab es Schäden. Ein afghanischer Sicherheitsmitarbeiter, der das Gelände beschützte, wurde getötet, wie Aussenminister Sigmar Gabriel in Berlin mitteilte.
Bei dem Bombenanschlag wurde auch ein afghanischer Fahrer des britischen Senders BBC getötet. Zudem seien vier BBC-Journalisten verletzt worden, teilte der Sender am Mittwoch in London mit. In der japanischen Botschaft erlitten zwei Mitarbeiter Schnittwunden durch zerborstene Fensterscheiben.
Breaking: A huge bomb blast rocked Kabul city.#AFG pic.twitter.com/o311rpcb4B
— Pajhwok Afghan News (@pajhwok) May 31, 2017
Im schwer gesicherten Viertel haben viele andere Botschaften ihre Büros. In der Nähe liegen auch das NATO-Hauptquartier, der Präsidentenpalast und afghanische Ministerien. Tausende Zivilisten waren zur Zeit der Explosion auf dem Weg zur Arbeit.
Es liegen bisher keine Angaben vor, wonach Schweizer Staatsangehörige vom Anschlag in Kabul betroffen wären. Dies teilte das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) am Mittwochmittag mit. Das Kooperationsbüro der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) befindet sich in der Nähe des angegriffenen Stadtviertels. Durch die starke Druckwelle zerbarsten zahlreiche Fenster am Gebäude, wie das EDA mitteilte.
Zunächst bekannte sich keine Gruppe zu dem Anschlag in der afghanischen Hauptstadt. Die radikalislamischen Taliban liessen aber verlauten, sie seien es nicht gewesen. Ähnliche Anschläge hatte zuletzt die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) für sich reklamiert.
Der Sprecher des afghanischen Innenministeriums, Nadschib Danisch, sagte, der oder die Attentäter könnten einen schwarzen Tanklastwagen für Wasser mit Sprengstoff befüllt haben. «Aber weil die Explosion so schwer war, können wir das noch nicht mit Sicherheit sagen. Vom Tanker ist kaum noch etwas übrig.» Die Wucht der morgendlichen Explosion habe mindestens 50 Fahrzeuge zerstört.
Die ungewöhnlich starke Explosion liess noch in mehreren hundert Metern Entfernung Fenster bersten und riss Türen aus den Angeln. Auf Videoaufnahmen waren eingestürzte Mauern, brennende Trümmer und zerstörte Autos zu sehen. Zu den Spitälern wurden Leichen gebracht, die bis zur Unkenntlichkeit verbrannt waren.
Today's huge blast in #Kabul shattered windows of surrounding buildings for about 1km including our hospital #Kabulexplosion pic.twitter.com/wbOVFdPJBN
— EMERGENCY (@emergency_ong) May 31, 2017
Nach Angaben des Innenministeriums detonierte die Bombe an einer viel befahrenen Strasse zwischen der deutschen Botschaft und einem Sicherheitsposten am Sanbak-Platz. Die Strasse ist eng und wird an beiden Seiten von hohen Sprengschutzmauern begrenzt.
Was das Ziel war, blieb zunächst unklar. Aus einer Stellungnahme der NATO-Mission Resolute Support scheint hervorzugehen, dass afghanische Sicherheitskräfte verhindert haben, dass das Fahrzeug in eine gesicherte Zone Richtung NATO-Hauptquartier und Präsidentenpalast eindringen konnte.
In den Vierteln liegen aber auch viele andere Botschaften und afghanische Ministerien. Tausende Mitarbeiter dieser Ministerien, von Botschaften und anderen Büros waren zur Zeit der Explosion gegen 08.30 Uhr (Ortszeit) auf dem Weg zur Arbeit.
Ein Hauptquartier von Afghanistans grösster Telekommunikationsfirma Roshan liegt ebenfalls sehr nahe dem Anschlagsort. Der Sender Tolo TV meldete, viele der Opfer seien Roshan-Mitarbeiter.
Die NATO-Mission Resolute Support liess verlauten, man sei dabei zu überprüfen, wie es allen NATO-Mitarbeitern gehe. Afghanische Medien berichteten, es seien nun ausländische Soldaten am Ort der Explosion.
(sda/dpa/afp/meg)