«Súper Bigote»: Mit diesem Propaganda-Cartoon wird Venezuelas Präsident Maduro angepriesen
In Venezuela heisst der aktuell meistdiskutierte Superheld nicht Superman, sondern Súper Bigote. Der Mann, der übersetzt «Super-Schnauz» heisst, trägt kein blaues Cape, sondern einen roten Helm mit der venezolanischen Flagge darauf. Und er sieht nicht aus wie Clark Kent, sondern eher wie Präsident Nicolás Maduro. Nicht zuletzt wegen des prominenten Schnauzes, den sowohl Súper Bigote als auch Maduro tragen.
Die Animationssendung läuft seit 2021 im venezolanischen Fernsehen VTV. Laut CNN ist sie nur ein kleines Stück der Propaganda im südamerikanischen Land.
Im September hatte US-Präsident Donald Trump Luftangriffe auf mutmassliche Drogenboote vor der venezolanischen Küste angeordnet. In einer darauffolgenden Episode von Súper Bigote tritt dieser in einer Militäruniform auf. Der Superheld schwingt ein Schwert und erklärt den Zuschauern, dass Venezuela «keine kriegstreiberische Kultur» sei.
Súper Bigote wird vom Staatsfernsehen VTV produziert und finanziert. Die Folgen des Superhelden-Formats scheinen sich auf die aktuelle Lage in Venezuela zu beziehen. Der Superheld scheint Ereignisse neu aufzurollen, die vor nicht allzu langer Zeit wirklich geschehen sind und noch immer Thema sind.
So kommt die Sendung an
Julio Borges, ein Oppositionsführer und ehemaliger Präsident der Nationalversammlung von Venezuela, hat die Serie heftig kritisiert. Als die Serie erst auftauchte, schlug er vor, dass «der Superzerstörer Venezuelas» ein passenderer Name wäre. Er schrieb 2021 auf der Plattform X, dass Maduro für Elend und Korruption im Land stehe.
Venezuela-Experte Guillermo Zubillaga sagt gegenüber The Guardian, dass hinter der Superhelden-Figur eine gewisse Logik stecke. Er sagt, Super-Schnauz würde die Unbesiegbarkeit Maduros symbolisieren.
Die Nachricht, die der Superheld verbreiten soll, ist, dass er und die Regierung, die er repräsentiert, alles unter Kontrolle haben. Gemäss Zubillagas Einschätzung funktioniert das auch: Wenn man sich die Sendung genug oft anschaue, würde man es irgendwann glauben, sagt er.
Nicht die erste Cartoon-Version eines Politikers
Maduro ist nicht der erste Politiker, der eine Cartoonfigur hat. Im Jahr 2016 hatten chinesische Propagandisten eine Zeichentrick-Version des chinesischen Staatschefs Xi Jinping gemacht. In der Animation dazu spielte der Präsident das Arcade-Spiel «Whack-a-Mole», wo er korrupten Beamten mit einem Hammer auf den Kopf schlug.
Im Jahr 2017 fand in Moskau eine Kunstausstellung namens «Super Putin» statt. In dieser konnte man sich Skulpturen und Gemälde anschauen, die Wladimir Putin als Superhelden darstellten. In einigen davon habe er sogar einen Superman-Anzug mit den Buchstaben «SP» auf der Brust getragen. (nib)
