Bernie Sanders hat gerade klipp und klar erklärt, wie er die USA umkrempeln will
In den Zeiten von Donald Trump ist es schwierig, als US-Politiker Schlagzeilen zu generieren. Allzu stark absorbiert der Präsident der Vereinigten Staaten mit seinen täglichen Eskapaden die Aufmerksamkeit der Medien.
In den USA tut sich aber auch ausserhalb des Weissen Hauses Einiges. Und das ist nicht minder berichterstattungswert.
Bei den Demokraten etwa, da erstarkt gerade eine Bewegung, welche die Partei grundlegend umwälzen und die Richtung für die Zukunft vorgeben könnte. Die Mitglieder dieser Gruppierung nennen sich Democratic Socialists, Demokratische Sozialisten, und sie erfreuen sich nie dagewesener Beliebtheit.
Zu den prominentesten Aushängeschildern der Bewegung gehören Bernie Sanders und Polit-Shootingstar Alexandria Ocasio-Cortez, die vor einem Monat in New Yorker Vorwahlen überraschend ein Partei-Urgestein besiegen konnte.
Doch was sind die Ideen dieser Gruppierung, die einen sagenhaften Mitgliederzuwachs von 800 Prozent seit 2015 hingelegt hat?
Bernie Sanders hat diese am Mittwoch bei einem Auftritt in der Late Show von Talkmaster Stephen Colbert kurz und bündig dargelegt. Folgende vier Punkte scheinen dem ehemaligen Präsidentschaftskandidaten besonders am Herzen zu liegen:
- «Wenn du 40 Stunden in einem der wohlhabendsten Ländern der Welt arbeitest, solltest du mindestens 15 Dollar pro Stunde verdienen.»
- «Wir werden die internationale Schande beenden, dass die Vereinigten Staaten das einzige grössere Land sind, das ihrer Bevölkerung kein Recht auf eine Gesundheitsversorgung garantiert. Und dies, während wir doppelt so viel Geld pro Kopf für die Gesundheit ausgeben als jede andere Nation.»
- «Wir müssen verstehen, dass die Zukunft dieses Landes den jungen Menschen gehört. Es ist verrückt, dass es sich hunderttausende intelligente junge Leute nicht leisten können, ans College zu gehen. Wir werden öffentliche Colleges und Universitäten gratis zugänglich machen.»
- «Wir müssen verstehen, dass wir eine moralische Verpflichtung gegenüber unseren Kindern und Enkelkindern haben. Wir wehren uns gegen Trump und transformieren unser Energiesystem weg von fossilen Brennstoffen hin zu Energieffizienz und nachhaltigen Energien.»
Moderator Colbert gibt sich mit den Ausführungen von Sanders zwar zufrieden, will aber wissen, ob der Terminus Sozialismus in den USA nicht viel zu negativ behaftet sei, um damit grossflächigen Erfolg zu feiern.
Diverse Niederlagen, die Kandidaten, welche von Ocasio-Cortez und Sanders unterstützt wurden, kürzlich hinnehmen mussten, würden diese These nahelegen.
Sie hätten durch ihren Kampf bereits so viele Ideen der Democratic Socialists zu Mainstream gemacht, dass diese nun auch durch andere Kandidaten übernommen worden seien, entgegnet Sanders dem TV-Host, und kommt dabei ganz grundsätzlich auf die Umverteilung zu sprechen.
- «Wir beobachten eine Zeit, in welcher der Kapitalismus völlig ausser Kontrolle geraten ist. Die Gier der reichsten Leute ist unglaublich. Momentan besitzen die drei reichsten Personen Amerikas mehr Vermögen als die untersten 50 Prozent. [...] Wir haben einen Mann, Jeff Bezos, dessen Vermögen jeden Tag um 250 Millionen Dollar anwächst und der so tiefe Löhne bezahlt, dass viele seiner Mitarbeiter nicht ohne Foodstamps auskommen können.»
Die Leute seien «krank und müde» davon, dass «Big Money» die Politik diktiere, so Sanders, man wolle eine Regierung, die alle repräsentiere und nicht nur ein Prozent.
Darauf will Colbert wissen, ob denn die Demokratische Partei nicht auch Teil von «Big Money» sei. Sanders will dies nicht verneinen, versichert aber, dies verändern zu wollen:
- «Wir versuchen, die demokratische Partei umzuformen, in eine Partei, die ihre Türen für junge und arbeitende Personen aufmacht. Wir wollen eine Partei für gewöhnliche Menschen werden und nicht fürs Big Money.»
Ob der Senator aus Vermont mit dem strammen Linkskurs landesweit Erfolg haben kann, bleibt natürlich fraglich. Viele Wechselwähler oder moderate Demokraten gerade aus den Swing States könnten damit Mühe haben.
Eine kürzlich durchgeführte Umfrage des Gallup-Instituts dürfte Sanders und seinen Mitstreitern jedoch Mut geben. Demokratische Wähler betrachten den Sozialismus positiver als den Kapitalismus – und dies zum ersten Mal seit die Umfrage seit 2010 durchgeführt wird.
Bleibt eigentlich nur noch die Frage, ob Sanders auch bereit ist, 2020 gegen Donald Trump anzutreten. Ausschliessen will er dies gegenüber Colbert schon mal nicht. Doch erst einmal konzentriere er sich voll und ganz auf die kommenden Zwischenwahlen, erklärt der 76-Jährige.