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Trauerfeier: Obama würdigt McCain – und kritisiert Trump

The family of Sen. John McCain, R-Ariz., follows as his casket is carried during the recessional at the end of a memorial service at Washington National Cathedral in Washington, Saturday, Sept. 1, 201 ...
Abschied eines grossen Staatsmannes – Beerdigung von John McCain am Samstag in Washington.Bild: AP/AP

«Er hat uns zu besseren Präsidenten gemacht»: Obama würdigt McCain – und kritisiert Trump

Mehr als 3000 Menschen haben in Washington Abschied vom verstorbenen US-Senator John McCain genommen. Bei der Trauerfeier in der Nationalen Kathedrale würdigten die früheren Präsidenten Barack Obama und George W. Bush am Samstag den international geachteten Politiker.
02.09.2018, 12:0402.09.2018, 15:07
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Was sagte Obama dazu?

«Er hat uns zu besseren Präsidenten gemacht, so wie er den Senat besser gemacht hat, so wie er dieses Land besser gemacht hat», sagte Obama zu Beginn seiner Rede.

Obama sagte weiter: «Präsident Bush und ich gehören zu den wenigen Glücklichen, die gegen John auf der höchsten Ebene der Politik antreten konnten.» McCain habe verstanden, «dass manche Prinzipien über Politik hinausgehen, dass manche Werte über Parteien hinausgehen. Deswegen hat er eine freie und unabhängige Presse als lebenswichtig für eine gute Debatte verteidigt.»

Dies kann als Seitenhieb auf Trump verstanden werden, der einen Grossteil der US-Medien immer wieder verunglimpft und unterstellt, dass diese bewusst unwahr berichten. Weiter sagte Obama, McCain habe gewusst, dass Demokratie nicht funktioniere, wenn man die Wahrheit aus Gründen politischer Opportunität beugt.

Obama sorgte während der Würdigung auch für einige Lacher.

«Er ging einmal durch die Hölle und kam wieder zurück, und doch hat er nie seinen Optimismus oder seine Lebensfreude verloren. Auch Krebs bereitete ihm keine Angst. Und er würde sein heiteres Gemüt bis zum bitteren Ende aufrecht erhalten, zu dickköpfig um still zu sitzen, rechthaberisch wie immer, seinen Freunden und vor allem seiner Familie leidenschaftlich hingegeben. Das zeigt seine Despektierlichkeit , sein Sinn für Humor, seine schelmische Ader.» 
«(...) John zögerte nie, mir zu sagen, wann er der Auffassung war, dass ich es vermasseln würde – was nach seinen Berechnungen ein Mal pro Tag passierte.»

Was sagte Bush?

Obamas Amtsvorgänger Bush sagte über McCain: «Er war ehrenhaft, immer anerkennend, dass seine Kontrahenten immer noch Patrioten und Menschen waren.» Bush fügte hinzu: «Im Angesicht der Herrschenden bestand McCain darauf: Wir sind besser als das. Amerika ist besser als das.» McCain habe «Machtmissbrauch verachtet».

Meghan McCain

McCains Tochter Meghan McCain sagte bei ihrer bewegenden Rede in Anlehnung an Trumps Wahlkampfslogan «Make America Great Again»: «Das Amerika John McCains hat es nicht nötig, wieder gross gemacht zu werden, weil Amerika immer gross war.»

Meghan McCain kritisierte zugleich die «billige Rhetorik von Männern, die den Opfern, die er so bereitwillig gab, nie nahekommen konnten». Damit spielte Meghan McCain auf Trump an. Ihr Vater war mehr als fünf Jahre in nordvietnamesischer Kriegsgefangenschaft. Trump spottete im Juli 2015, McCain sei kein Kriegsheld, weil er in Gefangenschaft geriet. «Ich mag Leute, die nicht gefangen genommen worden sind», sagte Trump damals.

Und wo war Trump?

US-Präsident Donald Trump nahm an der Trauerfeier nicht teil, er besuchte stattdessen seinen Golfclub im benachbarten Bundesstaat Virginia. Die Feier war nur für geladene Gäste. Medienberichten zufolge hatte McCain nicht gewünscht, dass Trump an seiner Beerdigung teilnimmt.

Vizepräsident Mike Pence vertrat den Präsidenten und nannte McCain «einen amerikanischen Patrioten». «Der Präsident hat mich gebeten, im Auftrag einer dankbaren Nation hier zu sein», sagte Vizepräsident Mike Pence am Freitag bei der Zeremonie in Washington. «Wir werden uns immer daran erinnern, dass John McCain seinem Land gedient hat – und John McCain hat seinem Land ehrenhaft gedient.»

Trumps Name fiel bei der zweieinhalbstündigen Trauerfeier kein einziges Mal. Mehrere prominente Vertreter des Weissen Hauses gehörten am Samstag zu den Gästen in der Kathedrale, aber nicht zu den Trauerrednern. Nach dem Tod McCains am Samstag vergangener Woche hatte Trump die Verdienste des Senators und Kriegsveteranen erst nach massivem öffentlichem Druck gewürdigt. (vom/sda/afp/dpa)

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12 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Dong
02.09.2018 13:30registriert Oktober 2016
... schnief... Schade, dass dieser tapfere Krieger den US-Einmarsch im Iran nicht mehr miterleben darf ... da würden auch er und Trump sich wieder näher kommen ... nochmals schnief ....
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