«Kein Deal, aber auch keine Konsequenzen für Putin», titelt die «New York Times» In ihrem Kommentar schreibt die US-amerikanische Zeitung , dass es normalerweise eine Enttäuschung sei, wenn ein US-amerikanischer und ein russischer Präsident nach einem Treffen ergebnislos auseinandergehen.
In diesem Fall aber fühle sich dieses Nicht-Ergebnis erleichternd an – insbesondere für den ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenskyj und seine europäischen Verbündeten. Zu gross war die Angst im Vorfeld, dass Trump einen Deal mit Putin eingehen könnte, der die Ukraine dazu gezwungen hätte, von Russland annektierte Gebiete aufzugeben.
Die New York Times sieht Putin als klaren Gewinner des Treffens: «Putin wurde mit dem grössten aller Geschenke belohnt: der Wiederaufnahme in den Kreis der world leaders», so die Einschätzung der «New York Times». Und weiter: «Putin gab von allem Anfang an den Ton an». Trump hingegen sei «kumpelhaft» aufgetreten und habe auf jegliche Kritik am russischen Präsidenten verzichtet.
Dass Trump nun ohne jeden Deal, geschweige denn eine verbindliche Waffenruhe, zurück nach Washington reisen müsse, sei genau das Ergebnis, das Trump im Vorfeld als «nicht zufriedenstellend» bezeichnet hatte.
Der britische Guardian spricht davon, dass der ganze Gipfel ein einziger PR-Sieg für Wladimir Putin gewesen sei. Wie auch andere Medien weist er darauf hin, dass es Putin gewesen sei, der zuerst habe sprechen dürfen an der kurzen Medienkonferenz. Etwas, das in den USA sehr ungewöhnlich ist.
Trump hingegen sei voll des Lobes für Putin gewesen und habe in einem Interview auf Fox News dem Gespräch «10 von 10 Punkten.» Der Guardian kommt zum ernüchternden Schluss: «Trump scheint mit Putin mehr zu verbinden als mit Selenskyj».
Die Hamburger Zeitung hält fest, dass es ohnehin unwahrscheinlich gewesen sei, dass beim Gipfel etwas Handfestes herausschaue. Trump selbst sei es aber gewesen, der im Vorfeld des Treffens die Erwartungen hochgeschraubt habe.
Die Zeit spricht von einem unerhörten Vorgang, wie das Treffen ganz im Sinn von Putin inszeniert worden sei:
Und niemand da, der ihn stören würde. Weder der ukrainische Präsident Selenskyj noch europäische Staatschefs. Und schon gar nicht Trump: Dieser denke zwar, Putin lesen zu können. Tatsächlich nutze der russische Präsident ihn aber «nur allzu gern als nützliches Instrument.»
«Noch nie blieben wir Journalisten nach einem Auftritt von US-Präsident Trump mit so vielen Fragezeichen zurück», schrieb das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) in einer Analyse. Fragen habe weder Trump noch Putin beantwortet.
«So wie es unmittelbar nach diesem gemeinsamen Auftritt von Trump und Putin aussieht, war dieser Gipfel in Anchorage ein Erfolg für Russlands Präsidenten Putin, aber keiner für Donald Trump», schrieb SRF. Das Bild, das dieses Gipfeltreffen wohl am besten beschreibe, sei jenes des zufrieden lächelnden Putin im 'Beast', der schwer gepanzerten Limousine des US-Präsidenten. «So bleibt von diesem Gipfel ein schales Gefühl und noch mehr Verwirrung.» Trump habe offenkundig nicht erhalten, was er wollte.
Doch Putin scheine ihm genügend geboten zu haben, dass der US-Präsident engagiert bleibe. «Was das ist, wusste die Welt zu dem Zeitpunkt, als die beiden Präsidentenmaschinen kurz nacheinander und nach sehr viel kürzerem Aufenthalt als geplant wieder von Anchorage abhoben, nicht.»
«Geht es um Frieden in der Ukraine oder nur um Selbstdarstellung?», fragt der Tages-Anzeiger in einer Analyse. Das Treffen zwischen Trump und Putin bezeichnete die Zeitung als «verstörend». Für Putin sei im kühlen Alaska der rote Teppich ausgerollt worden, «obwohl Putin vom Internationalen Gerichtshof wegen mutmasslicher Kriegsverbrechen angeklagt ist und in zahlreichen Ländern verhaftet würde.»
Knapp drei Stunden nach Beginn ihrer Unterredung hätten sich Trump und Putin an je ein Pult mit der amerikanischen und russischen Flagge gestellt. «'Pursuing peace' steht als Motto dazwischen, 'Streben nach Frieden', doch von Frieden kann keine Rede sein. Die Ukraine wird wie gehabt angegriffen, auf dem Schlachtfeld wird gestorben.»
«Fest steht: Das Treffen war sehr gute PR für beide [Staatschefs]», heisst es in einer Video-Analyse der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ). Wladimir Putin konnte sich als Anführer einer Grossmacht in Szene setzen. Und er konnte die internationale Isolation durchbrechen, mit der ihn der Westen seit Kriegsbeginn bestraft hat. Donald Trump wiederum war sichtlich geschmeichelt, als Putin die Schuld am Krieg vor der ganzen Weltöffentlichkeit den vorherigen US Präsidenten Joe Biden in die Schuhe schob. «Für Wladimir Putin und Donald Trump war das Treffen ein grosser Erfolg. Ob das auch für die Ukraine gelten wird, darf im Moment bezweifelt werden», so die NZZ.
Die schlimmsten Befürchtungen hätten sich nicht bestätigt, schrieben die CH-Media Zeitungen. «Am Freitag willigte Donald Trump wohl nicht dazu ein, dem russischen Machthaber Wladimir Putin ein grosses europäisches Land zum Frass vorzuwerfen.» Das sei eine gute Nachricht für die Demokratien dieser Welt und eine schlechte für Russland.
Und Trump könne weiterhin darauf hoffen, für seine Vermittlungsbemühungen im Ukraine-Krieg dereinst mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet zu werden. «Aber so richtig freuen kann man sich über das abrupte und mysteriöse Ende des Gipfels im hohen Norden Amerikas eigentlich auch nicht. Denn der Krieg und damit auch das Blutvergiessen, für das die russischen Streitkräfte verantwortlich sind, wird nun weitergehen», so die Zeitungen weiter.
Wichtig am Trump-Putin-Gipfel in Alaska war laut dem Blick, was nicht gesagt wurde. «So erwähnte weder Trump noch Putin das Wort 'Waffenstillstand'. Und keiner der beiden machte spezifische Angaben darüber, wo man sich angenähert habe», schrieb der Blick. Ein Gipfel ohne Resultate sei für Putin klar vorteilhaft. «Er konnte den steigenden Druck aus den USA vorerst abbauen. Neue Wirtschaftssanktionen stehen aktuell nicht mehr im Raum. Putin kann weitermachen in der Ukraine.»
Trump dagegen hätte gehofft, einem Waffenstillstand deutlich näherzukommen. «Dieses Ziel hat er verfehlt.» Gleichzeitig habe er mit dem Treffen Putin viel Respekt erwiesen, ihm einen roten Teppich ausgerollt und in seiner Limousine chauffiert. «Damit konnte sich der vom Westen sanktionierte Putin wieder als Vertreter einer militärischen Weltmacht präsentieren, die auf demselben Niveau steht wie die USA», so der Blick. «Immerhin war das Treffen auch keine Katastrophe für die Ukraine. Es wurde kein unvorteilhafter Landtausch über die Köpfe der Ukrainer hinweg beschlossen. Der Weg zum Frieden bleibt aber völlig unklar.»
(sda/her)
Das war wirklich nur PR für zwei Idioten.
Trump lebt im Moment, laut, spontan, alles dreht sich ums eigene Image. Putin denkt in Jahrzehnten, kühl, kalkuliert, alles dreht sich um sein historisches Vermächtnis. Egozentriker? Ja beide –- nur mit völlig anderer Taktik.