Der FBI-Chef James Comey hat den US-Kongress (und damit die Öffentlichkeit) darüber informiert, dass er die Ermittlungen gegen Hillary Clinton im Fall der Email-Affäre wieder aufgenommen hat, die er im Juli eingestellt hatte.
James Comey schwört das Indianer-Ehrenwort.Bild: JOSHUA ROBERTS/REUTERS
Es gehe um Mails, die «einschlägig sind», doch das FBI könne noch nicht sagen, ob sie auch «signifikant» seien. Was der Demokratin vorgeworfen wird, wurde nicht verraten. Und nicht nur das bringt Clintons Partei gegen den Juristen auf, sondern auch der Zeitpunkt der Veröffentlichung seiner Information kurz vor der Präsidentschaftswahl.
Der demokratische Senator Harry Reid wirft Comey deswegen in einem Offenen Brief vor, mit zweierlei Mass zu messen. Auf der einen Seite halte er Wissen um Verbindungen des Trump-Lagers zu hochrangigen russischen Politikern für sich. Auf der anderen Seite dränge er bereits bei der «kleinsten Bezichtigung» gegen Clinton in die Öffentlichkeit, um sie «im schlechtmöglichsten Licht dastehen zu lassen».
Dass ein Demokrat für Clinton Partei ergreift, ist nicht weiter verwunderlich. Doch auch (frühere) Kollegen Comeys haben den FBI-Boss in einem Offenen Brief kritisiert: «Die beispiellose Entscheidung, nur elf Tage vor der Wahl öffentliche Kommentare über Beweise eines womöglich laufenden Verfahrens abzugeben, lässt uns verwundert und perplex zurück.» Das könne «das Ergebnis der Wahl beeinflussen», monieren die Unterzeichner.
Will James Comey mit seinem Vorgehen tatsächlich Hillary Clinton zu Fall bringen? Es gibt Indizien dafür wie dagegen – lies und entscheide selbst!
Was dafür spricht
Comey war viele Jahre als Republikaner registriert.
Der Mann hat immer wieder gegen die Clintons ermittelt. Unter anderem ging es um die umstrittene Begnadigung des Unternehmers Marc Rich.
Die neuen Mails stammen laut HuffingtonPost von einem Computer von Anthony Weiner. Der Demokrat wollte New Yorker Bürgermeister werden, bis er über Nacktfotos stolperte, die er Mätressen geschickt hat. Pikant: Seine Frau Huma Abedin, die sich von ihm scheiden lässt, ist eine Wahlkampfhelferin Hillary Clintons.
Auch innerhalb des FBIs war Comeys Entscheidung höchst umstritten, weiss das Wall Street Journal: Die Mails seien in den Fokus geraten, als Weiners Laptop auf Kinderpornographie untersucht wurde, und die Mails stammen demnach vom Account seiner baldigen Ex-Frau, die sich im August getrennt hat. Führende Ermittler hätten aber gefunden, dass sie keine Beweise gegen Clinton darstellten.
Erst am Sonntag gab ein Gericht grünes Licht, Weiners Computer mit den angeblich 650'000 Clinton-Mails zu durchsuchen. Es ist also fraglich, ob Comey diese überhaupt gelesen hat, als er den Kongress benachrichtigte.
Hillary Clinton – ihr Leben in Bildern
1 / 23
Hillary Clinton – ihr Leben in Bildern
Geboren wird Hillary (Zweite von links) 1947 in Chicago als Hillary Diane Rodham. Ihr Vater, Hugh Ellsworth Rodham, war Eigentümer einer mittelständischen Textildruckerei. Der Textilunternehmer war überzeugter Republikaner und hoffte stets, dass sein späterer Schwiegersohn und US-Präsident Bill Clinton die Partei wechseln würde.
Was dagegen spricht
Comey hat zwar gegen die Clintons ermittelt, aber im Fall Rich die Demokraten von einer Schuld freigesprochen.
Der Jurist wurde von Republikanern ins Amt gehoben, doch als George W. Bush beispielsweise die Überwachungsgesetze verschärfen wollte, stellte sich Comey gegen «seinen» Präsidenten.
Nach der Veröffentlichung hat sich Comey laut NBC intern an seine FBI-Mitarbeiter gewandt. Demnach weiss er, was er tut: «Wir unterrichten den Kongress normalerweise nicht über laufende Ermittlungen, aber hier fühlte ich mich verpflichtet, weil ich in den vergangenen Monaten mehrfach ausgesagt habe, die Untersuchung sei abgeschlossen.»
Genau hier liegt der Hund begraben: Sollte NACH einer Wahl herauskommen, dass ein Gesetz gebrochen wurde und das FBI Ende Oktober davon wusste, ist das Geschrei gross.
Prominente Trump-Unterstützer
1 / 35
Prominente Trump-Unterstützer
Skandalnudel Tila Tequila: «Ich bin ein Riesenfan von Donald Trump und du solltest es auch sein».
Tatsächlich werden wir wohl erst nach der Wahl erfahren, ob Comey aus lauteren Gründen gehandelt hat. Trotzdem wollen wir von dir nun wissen: Was ist deine Meinung dazu?
Clinton vs. Trump: Das dritte TV-Duell in Zitaten
1 / 15
Clinton vs. Trump: Das dritte TV-Duell in Zitaten
«Ich werde mir das dann anschauen. Ich schaue es mir nicht jetzt an.» Trump auf die Frage, ob er das Wahlergebnis akzeptieren werde.
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
Nicolas Steger
31.10.2016 14:45registriert November 2015
Es wäre doch genau gleich politisch, wenn er mit diesen Informationen bis nach den Wahlen warten würde.
Carney bei Trump: «Es steht nicht zum Verkauf, und wird auch nie zum Verkauf stehen»
Mit seinen Aussagen über Kanada sorgte US-Präsident Trump für Empörung. Jetzt besucht Kanadas Premierminister Washington – und hat eine klare Botschaft.
Der neue kanadische Premierminister Mark Carney hat bei einem ersten Treffen mit US-Präsident Donald Trump die Souveränität seines Landes mit klaren Worten bekräftigt. «Es steht nicht zum Verkauf, und wird auch nie zum Verkauf stehen», sagte er. Die eigentliche Chance liege in der Partnerschaft und in dem, was beide Länder gemeinsam aufbauen könnten. Trump erwiderte grinsend: