Nicht die «Fake-News»-Medien, nicht Sonderermittler Mueller, nicht das FBI. Nein, ausgerechnet Donalds Trumps einstiger Freund und Chef-Einflüsterer, Steve Bannon, lässt die ganze Russland-Affäre in neuen Dimensionen eskalieren. US-Medien sind völlig aus dem Häuschen, sprechen schon von einem «Kategorie-5-Hurrikan», der auf das Weisse Haus zusteuert.
Im nächste Woche erscheinenden Buch «Fire and Fury: Inside the Trump White House» von Autor Michael Wolff schiesst Steve Bannon gegen Donald Trump Jr. und seinen Intimfeind, Trump-Schwiegersohn Jared Kushner. Dies unter anderem wegen des ominösen Treffens mit einer russischen Delegation im Trump-Tower in New York, wie der «Guardian» schreibt.
Bannon findet klare Worte für dieses Meeting: «Die drei ranghohen Herren hielten es für eine gute Idee, in einem Konferenzraum im 25. Stock des Trump Towers eine Vertreterin einer ausländischen Regierung zu treffen – ohne Anwälte. (...) Jemand hätte sofort das FBI rufen sollen.» Weiter erklärt er, die Chance sei «gleich Null», dass Trump nichts vom Treffen seines Sohnes gewusst habe.
Für Trumps Sohn hat Bannon düstere Aussichten wegen der anstehenden Anhörung. «Sie werden Don Jr. im landesweiten Fernsehen knacken wie ein Ei», prognostiziert er.
Donald Trump braucht ganze 1158 Zeichen, um seiner Wut freien Lauf zu lassen. In harschen Worten rechnet der Präsident mit seinem ehemaligen Chefstrategen Steve Bannon ab. Er zweifelt an dessen geistiger Verfassung und beschreibt ihn als Scharlatan. «Bannon hat nichts mit mir oder meiner Präsidentschaft zu tun», so Trump. «Als er gefeuert wurde, hat er nicht nur seinen Job verloren, sondern auch seinen Verstand.» Bannon habe wenig Anteil an seinem Wahlsieg gehabt. Im Weissen Haus habe er sich wichtiger gemacht, als er gewesen sei.
Und: «Steve war ein Mitarbeiter, der für mich gearbeitet hat, nachdem ich die Kandidatur bereits gewonnen hatte – indem ich 17 Kandidaten besiegt habe, die oft als das talentierteste Bewerberfeld beschrieben wurden, das sich jemals in der republikanischen Partei versammelt hat».
Medienberichten zufolge hat Präsident Trump zudem eine Unterlassungserklärung von Bannon gefordert. Trumps Anwalt Charles Harder habe Bannon in einem Brief vorgeworfen, durch seine Gespräche mit Michael Wolff eine Vertraulichkeitsvereinbarung verletzt zu haben, berichteten US-Medien am Mittwoch. Bannon habe sich zudem mit seinen «abfälligen» Äusserungen über Trump und seine Familie auch der Verleumdung schuldig gemacht, zitierten sie aus dem Schreiben des Anwalts.
Steve had the honor of working in the White House & serving the country. Unfortunately, he squandered that privilege & turned that opportunity into a nightmare of backstabbing, harassing, leaking, lying & undermining the President. Steve is not a strategist, he is an opportunist
— Donald Trump Jr. (@DonaldJTrumpJr) January 3, 2018
Auch Donald Trump Jr. wettert in einem Tweet gegen Bannon. Dieser habe das Privileg gehabt, im Weissen Haus zu arbeiten. «Leider missbraucht er nun diese Chancem um hinterhältige Lügen zu verbreiten. (...) Steve ist kein Stratege, sondern ein Opportunist».
Die Tirade von Trump gegen Bannon widersprechen diametral Donald Trumps Aussagen, die er nach dem Abgang von Steve Bannon im August 2017 gemacht hatte. Damals dankte er Bannon für seine Arbeit während des Wahlkampfs gegen Hillary Clinton. «Es war toll», so Trump über Bannon, der in den letzten Monaten mit seinem Rechtsaussen-Portal Breitbart weiter mächtig Stimmung für Trump machte.
I want to thank Steve Bannon for his service. He came to the campaign during my run against Crooked Hillary Clinton - it was great! Thanks S
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) August 19, 2017
Steve Bannon will be a tough and smart new voice at @BreitbartNews...maybe even better than ever before. Fake News needs the competition!
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) August 19, 2017
Eine Userin hatte schon damals eine Vorahnung: «Du wirst ihm nicht mehr danken, wenn er dich an die Medien verpfeift. Er wird dich behandeln wie du andere behandelst», schrieb die Frau an die Adresse Trumps. Sie sollte Recht behalten.
You won't be thanking him when he starts to squeal to the New Yorker! He will treat you like you treat others. SAD!
— Nora Dunn (@noradunn) August 23, 2017
When asked to characterize @POTUS reaction to Steve Bannon‘s comments @PressSec said, I think furious and disgusted would fit”! pic.twitter.com/0QTHhbHds0
— 'GITMO' 🎧 BAMA (@President1Trump) January 3, 2018
Trump-Sprecherin Sarah Sanders sagte, Trump sei «erzürnt» und «angewidert» über die Aussagen Bannons. Und bestätigte an derselben Pressekonferenz, dass Trump und Bannon auch nach dessen Abgang im August regelmässig miteinander telefoniert hätten – zuletzt am 13. Dezember.
Laut «New York Times» sprachen sie 15 Minuten zusammen. Dies nachdem der von Bannon unterstützte Republikaner Roy Moore die Senatswahl in Alabama überraschend verloren hatte.
Ob da Trump auch schon dachte, dass Bannon den Verstand verloren hatte?
Das Buch selbst sei voll mit falschen und irreführenden Behauptungen von Menschen, die keinen Zugang oder keinen Einfluss hätten, sagt Trumps Sprecherin Sarah Sanders. Es sei nicht mehr als «trashige Boulevard-Fiktion».
Zuoberst auf der Abschussliste hat Bannon Trump-Schwierigsohn Kushner. Der Ulta-Rechte Bannon war mit dem eher liberalen Kushner immer wieder aneinander geraten. Politexperten sind denn wenig erstaunt über die Abrechnung Bannons.
Vor allem mögliche Verwicklungen der Deutschen Bank in die Russland-Affäre könnten laut Bannon ausschlaggebend sein für einen möglichen Sturz des US-Präsidenten. «Der Weg der Ermittler führt über die Deutsche Bank und den ganzen Kushner-Mist. (...) Die werden die Jungs durch den Fleischwolf drehen und sagen, spielt gegen oder mit uns», so Bannon. FBI-Sonderermittler Mueller hatte kürzlich tatsächlich Unterlagen der Deutschen Bank angefordert.
Doch aus Bannons Sicht ändert die Wut des Präsidenten nichts daran, dass die Trump-Regierung bei Muellers Ermittlungen vor schwierigen Zeiten steht: Die Mitglieder der Administration seien wie Strandbesucher, die einen «nahenden Wirbelsturm aufhalten wollten», sagte er.
Mit Material von sda.