Mit seinen Tiraden gegen Muslime, das Polit-Establishment und den Freihandel hatte Steve Bannon mit dem ultrarechten Portal Breitbart einst den Weg für Donald Trump ins Weisse Haus geebnet. Jetzt muss der frühere Chefberater und Wahlkampfleiter von Trump per sofort seinen Posten als Breitbart-Chef räumen.
Wie konnte es so weit kommen?
«Die alte Medienlandschaft zerstören»: Mit dieser Mission lancierte der Blogger Andrew Breitbart 2007 das Nachrichtenportal Breitbart News. Breitbart war ein Provokateur. Ein Typ, der mit allen Mitteln für die Sache der Konservativen zu kämpfen bereit war. Ein Mann, der die Linken hasste. 2012 starb er nur 43-jährig an einem Herzinfarkt.
Dann übernahm Steve Bannon, früherer Investmentbanker und Filmemacher, das Ruder und setzte Breitbarts Mission fort. Innert kurzer Zeit formte er das Portal zum Kampforgan der rechtsradikalen Alt-Right-Bewegung. Der Apokalyptiker hetzte gegen die Eliten, Ausländer, die Globalisierung und sogar gegen gemässigte Republikaner.
Das war ganz im Sinne von Donald Trump. Zehn Wochen vor den Präsidentschaftswahlen im November 2016 ernannte ihn Trump zum Wahlkampfchef. Bannon sorgte etwa dafür, dass Trump ohne grösseren Schaden durch den «Grab-a-Pussy»-Skandal kam. «Er hat Donald Trump die Wahl gerettet», sagte ein Breitbart-Mitarbeiter.
Trump nahm Bannon darauf als Chefberater gleich mit ins Weisse Haus. Und dieser prägte die ersten Monate der Trump-Präsidentschaft. Laut Insidern war Bannon als Einflüsterer massgeblich dafür verantwortlich, dass der US-Präsident das Pariser Klimaabkommen kündete und den Muslim-Bann in Kraft setzte. Der Höhepunkt von Bannons persönlichem Feldzug, die politischen Institutionen zu zerstören.
Doch der Erfolg war nur von kurzer Dauer. Bannon geriet immer öfter mit Trump-Tochter Ivanka und Schwiegersohn Jared Kushner aneinander, die etwa punkto Klimaabkommen einen liberaleren Kurs verfolgen. Ebenso enervierte sich der Jude Kushner über Bannons antisemitische Tendenzen. Diese Grabenkämpfe passten Trump gar nicht.
Damit begann Bannons Abstieg. Zuerst warf ihn Trump aus dem nationalen Sicherheitsrat. Im August jagte ihn der US-Präsident aus dem Weissen Haus.
Nach dem Eklat kehrte Bannon als Chef zu Breitbart zurück. «Ich verlasse das Weisse Haus und ziehe für Trump gegen seine Widersacher in den Krieg», erklärte Bannon nach seinem Abgang.
Bannon sagte zu seiner neuen Aufgabe: «Jetzt habe ich die Hände wieder an den Waffen.»
Steve Bannon will be a tough and smart new voice at @BreitbartNews...maybe even better than ever before. Fake News needs the competition!
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) August 19, 2017
In den folgenden Monaten telefonierte Trump immer wieder mit Bannon. Zuletzt im Dezember, als der von Bannon portierte republikanische Kandidat Roy Moore die Senatswahl in Alabama völlig überraschend verlor.
Vergangene Woche brach zwischen Bannon und Trump ein offener Krieg aus. Im Skandal-Buch «Fire and Fury» von Michael Wolff stellte Bannon die mentale Eignung von Trump als Präsident in Frage und übte massive Kritik an dessen Familie.
Besonders hart attackierte er den ältesten Sohn Donald Trump junior, der sich während des Wahlkampfs 2016 mit einer russischen Anwältin getroffen hatte. Dieses Treffen bezeichnete Bannon demnach als Landesverrat und «unpatriotisch».
«Sie werden Don Jr. im landesweiten Fernsehen knacken wie ein Ei», so Bannon.
Trump reagierte heftig auf die Attacke gegen seine Familie. «Bannon hat nichts mit mir oder meiner Präsidentschaft zu tun», so Trump. «Als der schlampige Steve gefeuert wurde, hat er nicht nur seinen Job verloren, sondern auch seinen Verstand.»
Darauf versuchte Bannon vergeblich, sich mit einem dünnen Statement bei Trump einzuschleimen. Darin bekundete er die «unerschütterliche Unterstützung» für den US-Präsidenten und dessen Agenda.
Doch das Bedauern genügte nicht. Am Dienstag wurde Bannon als Breitbart-Chef gefeuert. Bannons Abgang wurde laut US-Medien durch den Druck der konservativen Milliardärsfamilie Mercer erzwungen, die Anteile an «Breitbart» hält. Die auch als Grossspenderin einflussreiche Unternehmerin Rebekah Mercer hatte sich nach Veröffentlichung des Buchs «Fire and Fury» von Bannon losgesagt und ihre Solidarität mit Trump bekundet.
Wie Breitbart-Insider der New York Times berichten, habe Bannon in den letzten Wochen zusehends den Realitätssinn verloren und den Ernst seiner Lage nicht erkannt. Er sei zunehmend herrisch aufgetreten.
Da bleibt nur noch das Abschlusswort. Bannon zeigte sich in einer von Breitbart veröffentlichten Erklärung «stolz» darauf, dass es gelungen sei, in den vergangenen Jahren eine «Nachrichten-Plattform von Weltklasse» zu produzieren. Darüber hinaus hat sich Bannon nicht zu seinem Abgang geäussert.
Mit Material von sda