«That's one small step for man, one giant leap for mankind.» («Dies ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein gewaltiger Sprung für die Menschheit.») Mit diesen Worten kommentiert US-Astronaut Neil Armstrong am 21. Juli 1969 um 18.54 Uhr Schweizer Zeit seinen ersten Schritt auf der Mondoberfläche. Fünf weitere bemannte Missionen erreichen in den folgenden Jahren den Erdtrabanten, bevor das berühmte Apollo-Programm 1972 vollständig eingestampft wird.
In diesen drei Jahren hinterlassen die US-Mondmissionen enorm viel Müll auf dem Mond. Die Landegestelle der Mondfähren, drei Mondautos, wissenschaftliche Geräte und fünf US-Flaggen. Darüber hinaus Werkzeuge, Kabel und Kameras, Seife, Handtücher, Nagelscheren, eine Bibel, die Feder eines Falken, zwei Golfbälle sowie ein goldener Olivenzweig als Symbol für den Frieden.
Rund um die Landestellen liegen gemäss der NASA ausserdem Plastikbehälter mit Urin, 96 Stuhlgang-Tüten und besonders konzipierte Windeln. Denn die Landefähren waren viel zu eng für eine Toilette und irgendwo musste auch dieser zutiefst menschliche Abfall ja hin. Alles, was die Astronauten nicht unbedingt brauchten, liessen sie zurück. 748 Objekte waren bis zur letzten US-Mondmission im Jahr 2012 auf dem Mond zurückgeblieben.
Als Neil Armstrong 1969 vom kleinen Schritt für einen Menschen und dem grossen Sprung für die Menschheit spricht, hatte die Vermüllung des Mondes schon lange begonnen. Im September 1959 krachte die sowjetische Raumsonde Lunar 2 als erstes von Menschen gebaute Objekt auf die Mondoberfläche. Weitere unbemannte Sonden kamen dazu. Einige stürzen ab, andere landen weich, doch alle haben eines gemeinsam: Sie wurden zu Elektroschrott.
Derzeit befinden sich gemäss Wikipedia 91 grössere, künstliche Objekte auf der Oberfläche des Erdtrabanten. Sie sind bei 69 Mondmissionen verschiedenster Nationen dort – geplant und ungeplant – eingeschlagen oder gelandet.
Auch die 14 Tonnen schweren dritten Stufen der Saturn-Raketen, welche die Apollo-Kapseln zum Mond brachten, liegen noch oben. Das vorerst letzte Stück Mondschrott ist im Januar 2024 dazugekommen: Die auf dem Mond gelandete japanische Sonde «SLIM» hat nach tagelangem Stromausfall zwar den Betrieb wiederaufgenommen – irgendwann wird aber auch sie zu Mondabfall.
Neben der «SLIM»-Sonde und den beiden mitgeführten Rovern LEV-1 und LEV2 der Japaner gibt es nur noch vier weitere menschliche Objekte auf dem Mond, die noch verwendet werden: Der Rover der chinesischen Chang'e 4-Sonde, die Retroreflektoren für das Lunar Laser Ranging Experiment (LLR) aus dem Apollo-Programm sowie diejenigen von Lunochod 1 und 2.
Die Mehrheit der terrestrischen Objekte befinden sich auf der Vorderseite des Mondes, einige aber auch auf der Rückseite. So beispielsweise die chinesische Raumsonde Chang’e-4 aus dem Jahr 2019 oder mit Ranger 4 das erste US-Raumfahrzeug, das die Mondoberfläche erreichte (1962).
Insgesamt liegen momentan rund 200 Tonnen vom Menschen mitgebrachter Schrott auf der Mondoberfläche. Zum Vergleich: Von den US-amerikanischen Apollo- und den sowjetischen Luna-Missionen sowie von der chinesischen Raumsonde Chang’e 5 wurden zusammen nur etwa 384 kg Mondgestein zur Erde zurückgebracht.
Eine Müllbeseitigung gab es bis jetzt nur ein einziges Mal: Der Landeplatz von Apollo 12 im November 1969 wurde so gewählt, dass die Astronauten Teile der zwei Jahre vorher gelandeten Raumsonde Surveyor 3 ausbauen und zurück auf die Erde bringen konnten. Obwohl die NASA ab 2025 im Rahmen von «Artemis 2» wieder bemannte Mondmissionen plant, sind weitere Rückholaktionen derzeit nicht geplant. Dabei wäre es durchaus interessant, was aus dem Mondabfall, der nur den extremen Temperaturgegensätzen von Mondtag und Mondnacht sowie der ungefilterten kosmischen Strahlung ausgesetzt ist, geworden ist.
Besonders interessiert sind Forscher an den 96 Stuhlgangtüten der Apollo-Astronauten. Sie könnten Antworten auf die Frage liefern, ob die kosmische Strahlung die Organismen im Stuhl abgetötet haben oder eben nicht. Sollten die Mikroben überlebt haben, dann würde das einer Sensation gleichen. Das könnte nämlich ein Indiz dafür sein, dass einst Leben mittels eines Asteroiden aus dem All auf die Erde kam.
Vielleicht ist das gar nicht so schlecht. Irgendwann ist es dadurch zu gefährlich, Weltraumprojekte zu unsicher und werden eingestellt.
Bevor wir mit unserem beschränkten Wissen das Weltall weiter zumüllen sollten wir erst mal unseren Planeten vor weiterem Unheil bewahren. Da Aufräumen aber nicht mit Prestige verbunden ist, wird das wohl mein Wunsch bleiben.