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Daten-Mythen auf dem Prüfstand: 25 Prozent aller Haselnüsse für Nutella?

Dubai, Baustelle rund um Burj Dubai, Vereinigte Arabische Emirate *** Dubai construction site around Burj Dubai United Arab Emirates Copyright: xKTHx ALLAE974473
Hohe Baukrandichte in Dubai – aber wie viele sind es wirklich?Bild: imago stock&people

25 Prozent aller Haselnüsse für Nutella? 15 statistische Mythen auf dem Prüfstand

Nutella ist am Wochenende 60 Jahre alt geworden und zu diesem Jubiläum kam ein spannender Mythos wieder einmal zur Sprache: Ferrero, der Grosskonzern hinter Nutella, kauft weltweit rund ein Viertel aller Haselnüsse. Doch stimmt das? Wir haben uns diesen und 14 weitere zahlenbasierte Mythen genauer angeschaut.
23.04.2024, 18:2523.04.2024, 20:41
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«Hey, hast du gewusst, dass ...» – auf diesen Ausruf folgt nicht selten eine statistische Fehlinterpretation, eine gewagte Behauptung oder einfach eine Halbwahrheit. Oftmals nicht beabsichtigt, denn wir wissen es einfach nicht besser. Prüfen wir also einige weitverbreitete «Fun Facts», «Urban Legends» und zahlenbasierte Mythen auf ihren Wahrheitsgrad!

Ferrero kauft ein Viertel aller Haselnüsse weltweit

Seit 60 Jahren stellt der italienische Grosskonzern Ferrero den weltberühmten Brotaufstrich Nutella her. Weniger bekannt dagegen: Ferrero ist auch das fleissigste Eichhörnchen der Welt. Für die Herstellung von Nutella, Rocher, Duplo und Co. kauft die Firma tatsächlich knapp ein Viertel aller Haselnüsse weltweit ein, was mehr als 100'000 Tonnen pro Jahr entspricht.

Fazit: Stimmt ungefähr.

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Eichhörnchen mit Baumnuss (nicht Haselnuss)Bild: www.imago-images.de

Coca-Cola besitzt 20 Prozent aller Kühlschränke weltweit

Diese Zahl wird oft aufgeworfen, um die Dominanz von Coca-Cola auf dem globalen Getränkemarkt zu verdeutlichen. Doch Kühlschränke sind keine Autos und werden nicht spezifisch auf eine Firma registriert. Daher ist es schwierig bis unmöglich genau nachzuvollziehen, wie viele Kühlschränke global im Umlauf sind und ob 20 Prozent davon mit einem Coca-Cola-Logo versehen sind. Allerdings gehört es zur Marketing-Strategie des Konzerns, Kühlschranke Händler:innen zur Verfügung zu stellen und so die eigene Markensichtbarkeit damit weiter zu fördern.

Fazit: Eher unwahrscheinlich und stark übertrieben.

McDonald's ist der grösste Spielzeughersteller der Welt

Grundsätzlich verkauft die amerikanische Fast-Food-Kette McDonald's genau das: Fast-Food. Doch gibt es das «Happy-Meal», welches direkt an Kinder vermarktet wird und nebst Burger, Pommes-Frites und einem Becher voll mit einem «Coca-Cola-Company-Produktname-Hier» auch mit einem Spielzeug verpackt wird. Durch den Verkauf der «glücklichen Mahlzeit» gehen bei «McDonald's» auch rund 1,13 Milliarden Spielzeuge über die Ladentheke.

Fazit: Rein nach der Anzahl, stimmt dieser Mythos. Doch sind wir ehrlich – die Fast-Food-Spielzeuge sind sicher eher kurzlebig.

A $3 Happy Meal is advertised at a Brandon, Miss., McDonald's Restaurant, Wednesday, Feb. 14, 2018. McDonald's will undergo some changes as the cheeseburger choice and chocolate milk will be ...
Bild: AP

IKEA verwendet ein Prozent des weltweit produzierten Holzes

Diese Zahl ist ebenfalls oft zitiert, um die Grösse eines Konzerns wie IKEA zu verdeutlichen. Allerdings basieren diese Zahlen auf einem Nachhaltigkeitsbericht von 2017. Inzwischen veröffentlicht IKEA aber leider keine genauen Zahlen zum Holzverbrauch mehr, daher ist der Mythos schwierig zu verifizieren. Gemäss einer ARTE-Recherche werden vom Grosskonzern jährlich rund 20 Millionen Kubikmeter Holz für den Möbelbau verwendet, was rund 0,5 Prozent des globalen Holzverbrauchs entspricht.

Fazit: War mal wahr, kann gut auch wieder wahr werden, ist – Stand heute – aber leicht übertrieben.

In den USA wird jedes Jahr mehr Monopoly-Spielgeld gedruckt als echtes Geld

Monopoly ist weltberühmt und angeblich haben rund 500 Millionen Menschen schon mindestens ein Mal Monopoly gespielt. Jährlich werden rund 30 Milliarden an Monopoly-Dollars hergestellt, was tatsächlich einiges weniger ist, als die 163 Milliarden Dollar, welche das Bureau of Engraving and Printing 2023 gedruckt hat.

Bonus Fact: 1903 erfand Lizzie Magie den Vorgänger von «Monopoly» namens «The Landlord’s Game», eine anti-kapitalistische Variante, welches von den Gefahren von Monopolen warnt.

Fazit: Scheint nicht ganz zu stimmen.

The Landlord's game erste Version für das Patentamt
Bild: U.S. Patent and Trademark Office

VW verkauft mehr Würste als Autos

VW steht bekannterweise für Volkswagen oder doch für Volkswurst? Okay, das ist eklig, Entschuldigung. Aber VW verkaufte im Jahr 2023 tatsächlich mehr Würste als Autos. Insgesamt verkaufte VW 8,33 Millionen Currywürste, dagegen rollten nur rund 4,9 Millionen Autos vom Fliessband.

Die VW-Currywurst wurde initial nur in den Werkskantinen verkauft. Heute werden international in zwölf Ländern verkauft. Die Wurst ist ausserdem ein Originalteil und kann von VW-Vertrieben mit der Teilnummer 199 398 500 A bestellt, werden.

Fazit: Ist wahr, wenn wir die rohen Verkaufseinheiten anschauen. Allerdings verkauft sich jetzt eine Currywurst schon einfacher als ein Auto.

ILLUSTRATION - 19.02.2016, Niedersachsen, Hannover: ARCHIV - Eine noch verpackte VW-Currywurst mit der Aufschrift �Volkswagen Originalteil�. (zu dpa: �VW-Currywurst erreicht Absatzrekord�) Foto: Julia ...
Bild: DPA

Giraffen werden 30 Mal öfter vom Blitz getroffen als Menschen

Werden Giraffen wirklich öfter vom Blitz getroffen, als Menschen? Die Annahme scheint intuitiv: Die Langhälse sind zwischen 4 und 4,5 Meter hoch und leben in den Savannen Afrikas. Da eine Savanne spezifisch arm an Bäumen ist, werden Giraffen oft zum höchsten Punkt und sind daher theoretisch einem erhöhten (!) Risiko ausgesetzt, von einem Blitz getroffen zu werden.

Offiziell gibt es nur fünf dokumentierte Fälle zwischen 1996 und 2010 bei denen bestätigt werden konnte, dass eine Giraffe durch einen Blitzschlag getötet wurde. Bei einer Giraffenpopulation von rund 140'000 Tieren landen wir also bei einer Rate von 0,003 Todesfälle pro Jahr durch Blitzeinschlag. In der USA sterben jedes Jahr rund 28 Menschen durch Blitzschläge, was eine Todesrate von rund 0,00000008 pro Jahr ausmacht.

Fazit: Also theoretisch stimmt es ABER bei nur fünf dokumentierten Fällen, ist die Variation viel zu gross, um eine finale Aussage treffen zu können.

Herd of giraffe in the savanna in the Maasai Mara in Kenya. Narok, Narok County, Kenya CR_TORO240311-1354484-01
Bild: www.imago-images.de

Die Aussprache des längsten Wortes dauert drei Stunden

Das offiziell längste Wort ist der chemische Name des Titin-Proteinmoleküls und hat stolze 189'819 Buchstaben. Es ist nicht weiter verwunderlich, dass es so gut wie keine alltägliche Anwendung findet, denn die Aussprache dieses Wortes dauert tatsächlich mehrere Stunden. Es gibt dokumentierte Versuche, das Wort auszusprechen, welche zwischen 2,5 und 3,5 Stunden dauern.

Bonus Fact: Das längste offizielle deutsche Wort ist «Donaudampfschifffahrtselektrizitätenhauptbetriebswerkbauunterbeamtengesellschaft». Diese war eine Unterorganisation der «Erste Donau-Dampfschiffahrts-Gesellschaft» (DDSG).

Fazit: Der Mythos ist eigentlich wahr, doch es geht auch schneller als drei Stunden. Aber es dauert definitiv eine Weile.

25 Prozent aller Kräne stehen in Dubai

Bis kurz vor der Finanzkrise 2008 erlebte Dubai einen Bau- und damit verbundenen Kranboom. Durch die hohe Baudichte in Dubai entstand der Eindruck, die ganze Stadt sei voll mit Kränen und die Legende, dass 25 Prozent aller Baukräne in Dubai stehen, machte die Runde.

Allerdings gibt es keine offiziellen Zahlen dazu, wie viele Kräne in Dubai stehen. Auch die Gesamtzahl der weltweit genutzten Baukräne ist nicht bekannt. Doch bietet uns eine Grossstadt mitten in einem Bauboom Abhilfe: Sydney. In der australischen Metropole standen laut Zählungen von Rider Levett Bucknall im Jahr 2022 rund 380 Kräne. Gesamthaft standen 868 Kräne in ganz Australien.

Fazit: Es stehen sicher unglaublich viele Kräne in Dubai, doch ist die Zahl von 25 Prozent wohl eine starke Übertreibung zur Verdeutlichung der regen Bauaktivitäten in Dubai.

Kranen in Dubai Baukranendichte Baukranen
Bild: www.imago-images.de

Während einer Eiszeit gab es nur noch 300 Menschen

300 Menschen ist eine stark vereinfachte Zahl und es gibt keine archäologischen Beweise dafür. Diese entstand aus Schätzungen basierend auf genetischen Studien, welche suggerieren, dass die Populationsgrösse des Homo sapiens zu einem bestimmten Zeitpunkt stark reduziert war. Vor circa 74'000 Jahren wurde die Erde kalt, weil Supervulkan Toba auf Sumatra ausgebrochen war und die Asche den Himmel verdunkelte. Dabei überlebten gemäss Experten nur wenige Tausend Menschen.

Eine von «Science» publizierte Studie zeigt eine noch knappere Situation. Vor rund 930'000 Jahren sollen nur noch 1280 fortpflanzungsfähige Menschen übrig geblieben sein von den vormals knapp 100'000. Die Studie macht klimatische Gründe für das Dahinsterben verantwortlich: Dürren, Vergletscherung und sich abkühlende Meere.

Fazit: Eine genaue Zahl ist unmöglich festzustellen, doch ist es fast sicher, dass die Weltbevölkerung zu gewissen Zeitpunkten sehr klein war.

Die Hälfte des Kaffees wird in der Schweiz gehandelt

Diese Zahl wird oft genannt, um den Stellenwert der Schweiz im weltweiten Rohstoffhandel zu illustrieren. Es ist paradox, dass ein Land ohne eigene Kaffeeproduktion eine solche zentrale Rolle im globalen Kaffeehandel einnimmt, doch scheint die Hälfte sogar untertrieben zu sein. Berichterstattungen der NZZ und SRF zufolge handelt es sich eher um 60 bis 80 Prozent.

Natürlich geht es beim Handel in der Schweiz nicht um den physischen Transfer von Kaffeebohnen, sondern um die Abwicklung von Finanzgeschäften, da viele Grosskonzerne ihre Handelsoperationen in der Schweiz haben.

Fazit: Stimmt und ist sogar untertrieben.

90 Prozent der Daten in der Welt wurden in den letzten zwei Jahren generiert

Wow! Auch diese Aussage wird oft und gerne verwendet, um das rapide Wachstum des Datenvolumens in der heutigen Informationsgesellschaft zu verdeutlichen. Zweifel an der Genauigkeit der Zahl kommen spätestens auf, wenn wir einen Blick auf die Datierung der Verwendung werfen. Zwei Minuten Internetrecherche zeigen, dass die 90 Prozent bereits seit mindestens einer Dekade frisch fröhlich verwendet werden.

Fazit: Die Zahl scheint sehr illustrativ verwendet zu werden, ohne Anspruch auf Genauigkeit. Generell stimmt aber die Aussage, dass das generierte Datenvolumen jedes Jahr exponentiell zunimmt und keine Abflachung in Sicht ist.

Es gibt mehr Fahrräder als Einwohner:innen in den Niederlanden

Der Mythos ist ein Stereotyp, wird oft aus Jux gesagt und wir sind wohl alle ein bisschen neidisch darauf: Die Niederlande ist aber tatsächlich voll mit Fahrrädern. Zahlen von 2018 aus einem Bericht der Niederländisches Institut für Verkehrspolitikanalyse belegen, dass es rund 23 Millionen Fahrräder in den Niederlanden gibt. Verteilt auf die 17,4 Millionen Einwohner:innen gibt das rund 1,32 Velos pro Person.

Wir haben noch eine zweite, vielleicht etwas weniger verlässliche Quelle: Jelle, er arbeitet bei watson und ist aus den Niederlanden. In seinen Worten: «Es haben alle ein Velo zu Hause, eines, das sie benutzen, eines, das verloren gegangen ist und das letzte noch im Kanal.»

Fazit: Ja, stimmt.

THE NETHERLANDS - AMSTERDAM - TOURISM AND DAILY LIFE Netherlands, Amsterdam, Autumn 2021. Tourism and daily life in Amsterdam, Holland. Photograph by Martin Bertrand. Pays-Bas, Amsterdam, Automne 2021 ...
Bild: www.imago-images.de

Es gibt weltweit mehr Mobiltelefone als Toiletten

Diese statistische Aussage ist gleichzeitig unglaublich und sehr beunruhigend. Sie wirft Fragen auf zur Priorisierung in der globalen Entwicklung auf. Aber stimmt sie auch?

Gemäss der UNICEF haben 3,5 Milliarden Menschen keinen oder keinen sicheren Zugang zu Toiletten. Im Gegensatz dazu gibt es nach dem Mobilitätsbericht von Ericsson aus dem Jahr 2022 rund 6,6 Milliarden Mobilfunkanschlüsse.

Diese Diskrepanz hebt einen wichtigen sozialen Missstand hervor: Während gewinnbringende Technologien wie Mobiltelefone schnell verbreitet werden, bleibt die Infrastruktur für menschliche Grundbedürfnisse wie sanitäre Anlagen oder sauberes Wasser in vielen Gebieten der Welt unzureichend.

Fazit: Diese Aussage stimmt tatsächlich.

Die durchschnittliche Person schluckt im Schlaf acht Spinnen pro Jahr

Wer kennt diese Behauptung nicht, wer hat diese Behauptung nicht schon weiterverbreitet und wer hat diese Behauptung nicht bereits widerlegt? Nur kurz, die Behauptung stimmt wohl nicht. Expert:innen betonen schon lange, dass die Wahrscheinlichkeit, dass eine Spinne in dein Maul kriecht und sich verschlucken lässt, sehr gering ist. Der amerikanische Biologe Bill Shear sagte dem American Scientific: «Eine schlafende Person atmet, hat einen Herzschlag, und schnarcht womöglich. All dies erzeugt Vibrationen und warnt Spinnen vor Gefahr.»

Fazit: Die Chance ist klein, aber eventuell hast genau DU mal eine Spinne gegessen. Wer weiss...

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66 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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SmellyDealer
23.04.2024 19:15registriert Juni 2021
Bonus fact: Dein Autoschlüssel hat schon mehr Distanz zurückgelegt als dein Auto🙃
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Miss Anthrop
23.04.2024 18:54registriert Juni 2018
Ergänzung zum Spinnenmythos:
Er wurde 1993 von einer Journalistin erfunden, um zu beweisen, wie schnell sich Falschmeldungen verbreiten. Gabs da nicht mal einen Watson-Artikel?

Nur blöd, dass sich die Auflösung nicht so rasant verbreitet hat und ich den Mythos noch im Jahr 2010 herumerzählt habe. Bei uns in der Schule war sogar von 80 Spinnen die Rede 😅
Hab die Story dahinter tatsächlich erst vor etwa 3 Jahren erfahren.
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MartinZH
23.04.2024 18:41registriert Mai 2019
Ferrero hat früher die Haselnüsse aus Italien bezogen. Viele Produzenten haben gut davon gelebt.

Doch Ferrero konnte den Hals nicht vollkriegen und hat auf billigere Nüsse (v.a. aus der Türkei) umgestellt. Gewinn-Optimierung war das Credo von Ferrero. Und das Prädikat "Made in Italy" wurde obsolet.

Schade für die Marke sowie für die Haselnuss-Produzenten in Italien.

Und wer nun glaubt, dass dies egal sei, dem sind die Produkt-Herkunft sowie die Arbeitsbedingungen wohl ebenso egal.

Klar, die Haselnüsse aus der Türkei sind sicher nicht schlechter. Aber wer mag schon ausländischen Emmentaler?
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