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Robert Downey Jr. ist der bestbezahlte Schauspieler der Welt. Gerade hat er mit seinem sechsten Auftritt als Iron Man in «The First Avenger: Civil War» 40 Millionen Dollar verdient. Doch jetzt ist er nicht in Hollywood, sondern in Berlin, wo der Pressemarathon zu «Civil War» stattfindet.
Statt sich den Fragen der Journalisten zu stellen, stellt sich Robert Downey Junior erst einmal den kulinarischen Herausforderungen Berlins. Und besucht die Tapas-Bar seines Filmkollegen Daniel Brühl, der zum ersten Mal im gigantischen Comic-Film-Universum von Marvel mitspielt.
Klar, dass ein Robert Downey Jr. keine Zeit für uns hat. Ganz im Gegensatz zu Daniel Brühl.
Daniel Brühl, Robert Downey Jr. schwärmt von Ihrer
Tapas-Bar. Wie
war es?
Daniel Brühl: Es war ein richtiger Irrwitz, den wir da
veranstaltet haben. Es war alles Roberts Idee. Ich hatte zehn verpasste Anrufe
von einer französischen Nummer. Als ich endlich abnahm, hörte ich nur: «Bro,
ich bin's, Robert! Ich bin in der Stadt.» Er sagte mir, er wolle in meiner Bar
einen «taste of Berlin» erleben. Mein Koch war total geflasht, als Iron Man in
unserer Bar einfiel. Das wurde richtig lustig.
Haben Sie sich mit dieser Aktion bei Ihren amerikanischen
Kollegen revanchiert?
Ja, denn sie haben mich beim Dreh in Atlanta wirklich gut behandelt. Du
kommst da an wie der Neue in der Klasse und hoffst einfach, dass du dann nicht
alleine in der Ecke stehst und niemand mit dir spielen will. Doch ich wurde
sofort aufgenommen. Chris Evans hat mich schon am ersten Tag zu einem
Basketballspiel eingeladen, mit Robert war ich zwei Mal Mittagessen. Als sie
nach Berlin kamen, wollte ich mich auch als guter Gastgeber zeigen.
Mit dem Rennfahrer-Film «Rush» (2013) haben Sie in Hollywood Fuss
gefasst. Ein Superheldenfilm von Marvel ist aber eine ganz andere Dimension.
Wie haben Sie das erlebt?
Das ist, als wäre ich auf der Kirmes. Ich fühlte mich die ganze Zeit über
wie ein Zwölfjähriger. Die Amerikaner bringen ja das Kunststück fertig, diesen
Mega-Druck, der auf einem solchen Film lastet, nicht spüren zu lassen. Einer
wie Robert sorgt am Set für eine positiv aufgekratzte Stimmung. Das nimmt den
Druck und den Schiss raus. Und ich hatte am ersten Tag richtig Schiss.
Warum?
Meine erste Szene spielte in Russland bei 40 Grad minus; gedreht haben wir
sie in Atlanta bei 40 Grad plus. Dort mit einer dicken Jacke rumzusitzen war
schon sehr speziell. Und dann läufst du am Make-Up-Wagen vorbei, wo Stuhl für
Stuhl besetzt ist mit Hollywoodstars wie Robert, Chris und Scarlett Johansson.
Da denkst du nur: Heiliger Bimbam, wo bin ich denn hier gelandet?
Obwohl Sie im Film den Bösewicht Zemo spielen, haben Sie
keine Actionszenen und tragen kein buntes Kostüm. Waren Sie enttäuscht?
Am Anfang dachte ich schon: Wie sieht wohl mein Kostüm aus, welche
Superkräfte habe ich? Doch Marvel-Chef Kevin Feige stellte sofort klar, dass
ich keinen traditionellen Bösewicht spielen würde. Wir nahmen den Film «Seven»
als Referenz, sprachen also über eine Figur, die im Hintergrund die Stricke
zieht. Man hat in diesem Film ja bereits so viele Superhelden, die aufeinander
einprügeln ... Zemo ist nicht einfach böse um böse zu sein, sondern betreibt einen
persönlichen Rachefeldzug, den ich total nachvollziehen kann.
In den Comicvorlagen trägt Zemo ein irrwitziges lila
Kostüm, das sogar seinen Kopf verdeckt. Wäre das für Sie eine Option gewesen?
Also, ich weiss nicht. An manchen Tagen war ich schon froh, in ganz
normalen Kleidern rumlaufen zu können. Was ich an Marvel sehr schätze, ist,
dass sie sich die Freiheit nehmen, diese Comicfiguren zu verändern, um sie
relevanter zu machen. Anders als in den Comics ist Zemo im Film kein Nazi.
Danach haben mich übrigens alle immer gefragt, doch ich durfte bislang nichts
verraten.
Wie befreiend ist es, jetzt endlich offen über den Film
reden zu können? Die Schweigepflicht bei so einer grossen Produktion hat es in
sich.
Boah, und wie. Ich habe noch nie so viele Wasserzeichen gesehen. Als ich im
Flugzeug das Drehbuch las, habe ich richtig gebibbert. Im Hotel habe ich es
sofort im Safe verstaut. Ich wollte nicht die Pappnase sein, über die das
Drehbuch in die falschen Hände gerät. Frühere Interviews waren dementsprechend
prickelnd: «Ja, Atlanta war schön, heiss, Coca-Cola, Aquarium …» Ich durfte
überhaupt nix sagen. Das jetzt ist total befreiend, da haben Sie vollkommen
Recht
Wie gut kannten Sie sich im Marvel-Universum aus, bevor
die Anfrage kam?
Ging so. Deshalb habe ich am Anfang richtig gelitten. Mein Agent rief mich
an und sagte, ich müsse tags darauf unbedingt Marvel-Chef Kevin Feige treffen.
Und ich meinte: Alter, du musst mir mindestens eine Woche, wenn nicht sogar
einen Monat Zeit geben, um die ganzen Comic-Bücher durchzulesen. Sonst stehe ich
dann ganz dumm da. Doch Kevin Feige hatte nur an jenem Tag Zeit. Also ging ich
hin. Wenn eine schwierige Frage kam, habe ich einfach abgelenkt: Noch ein
Cappucino? (lacht). Aber ich bin durchgekommen!
Gibt es eigentlich eine reale Person, die Sie als Held
betrachten?
Naja … Lionel Messi? Wobei, nach den letzten Spielen, und den Panama-Papers …
(lacht) Aber eigentlich hatte ich es nie so mit Helden. Das ist übrigens auch
etwas, das mir am Film sehr gefällt. Diese Helden müssen sich ständig
hinterfragen und am Schluss einsehen, dass sie gar nicht so heldenhaft sind.
In einem Marvel-Film mitzuspielen bedeutet ja auch, dass
von Ihnen ein Spielzeug angefertig wird ...
Genau, jetzt kommt der Lego-Zemo! Zum ersten Mal in seinem Leben
interessiert sich auch mein dreizehnjähriger Neffe für mich.
Es ist kein guter Tag für Captain America und seine Mitstreiter: Zwar haben sie die Welt von einem weiteren Übel befreit, doch ist es dabei auch zu grossen zivilen Verlusten gekommen. Nun sollen die Avengers zur Rechenschaft gezogen werden. Die Forderung: Alle Superhelden-Einsätze finden nur noch unter staatlicher Aufsicht statt. Iron Man (Robert Downey Jr.) stimmt zu, Captain America (Chris Evans) nicht.
Es kommt zum grossen Superhelden-Knatsch. «The First Avenger: Civil War» ist der inzwischen 13. Film des Comicgiganten Marvel. Er folgt auf das herz- und charmlose Actionspektakel «Avengers: Age of Ultron» vom letzten Jahr. Und er erzählt im Prinzip die gleiche Geschichte wie der bereits vor einem Monat veröffentliche andere grosse Comicfilm des Jahres, «Batman v Superman» (von Comicrivale DC).
Auch dort ging es um die Grenzen von Vigilantentum, auch dort kämpften die Helden gegen- statt miteinander. Doch wo «Batman v Superman» in eine obszöne Zerstörungsorgie mündet, verlagert «The First Avenger: Civil War» seine gesamte Sprengkraft in einen emotionalen Konflikt zwischen Captain America versus Iron Man. Am Ende bleiben nur Verlierer.
«Der Film ist pessimistisch», sagt Co-Regisseur Anthony Russo. «Er ist sozusagen unser ‹Das Imperium schlägt zurück› – also jener Marvel-Film, mit dem wir die Erwartungen des Publikums unterwandern wollen.» Anthony Russo sagt über sich und seinen Bruder Joe zwar, sie seien «Action-Fetischisten». Doch auffallend oft nimmt er auch Ausdrücke wie «Narration» und «Storytelling» in den Mund. Die Regiebrüder haben Dramaturgie im Blut.
Dank seiner Rolle als Iron Man ist Robert Downey Jr. heute der bestbezahlte Schauspieler der Welt. Und dank Downey Jr. haben Marvels Superhelden (12 Filme; 8,7 Milliarden Dollar Einnahmen) James Bond (25 Filme; 7 Milliarden Dollar) im Eiltempo als weltweit erfolgreichste Kino-Franchise überholt.
Der Tempo- und Tonwechsel, den «The First Avenger: Civil War» vollzieht, kommt genau zum richtigen Zeitpunkt. Denn 2018 müssen sich die Helden für den «Avengers: Infinity War»-Zweiteiler (ebenfalls von Joe und Anthony Russo) wieder zusammenraufen. Und dann wird nicht nur die Erde auf dem Spiel stehen, sondern die ganze Galaxis.
«The First Avenger: Civil War»,147 Minuten Regie: Joe & Anthony Russo. Jetzt im Kino.
Teile dieses Beitrags erschienen in der «Schweiz am Sonntag» und in der «Aargauer Zeitung».