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Daniel Brühl über BFF Downey Jr. und «The First Avenger»

Bild: Disney
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«Bro, ich bin's, Robert!» So hätten wir Iron Man auch mal gern am Telefon

Daniel Brühl hat Glück: Robert Downey Jr. ist nach dem Dreh zu «The First Avenger: Civil War» sein Freund. Alles dazu im Interview. Und darüber hinaus noch die Filmkritik, ein lustiges Video und Bilder, Bilder, Bilder.
28.04.2016, 09:4328.04.2016, 10:09
lory roebuck
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Robert Downey Jr. ist der bestbezahlte Schauspieler der Welt. Gerade hat er mit seinem sechsten Auftritt als Iron Man in «The First Avenger: Civil War» 40 Millionen Dollar verdient. Doch jetzt ist er nicht in Hollywood, sondern in Berlin, wo der Pressemarathon zu «Civil War» stattfindet.

Statt sich den Fragen der Journalisten zu stellen, stellt sich Robert Downey Junior erst einmal den kulinarischen Herausforderungen Berlins. Und besucht die Tapas-Bar seines Filmkollegen Daniel Brühl, der zum ersten Mal im gigantischen Comic-Film-Universum von Marvel mitspielt.

So verlief der Tapas-Bar-Besuch von Robert Downey Jr.

Klar, dass ein Robert Downey Jr. keine Zeit für uns hat. Ganz im Gegensatz zu Daniel Brühl.

Daniel Brühl, Robert Downey Jr. schwärmt von Ihrer Tapas-Bar. Wie war es?
Daniel Brühl: Es war ein richtiger Irrwitz, den wir da veranstaltet haben. Es war alles Roberts Idee. Ich hatte zehn verpasste Anrufe von einer französischen Nummer. Als ich endlich abnahm, hörte ich nur: «Bro, ich bin's, Robert! Ich bin in der Stadt.» Er sagte mir, er wolle in meiner Bar einen «taste of Berlin» erleben. Mein Koch war total geflasht, als Iron Man in unserer Bar einfiel. Das wurde richtig lustig.

Haben Sie sich mit dieser Aktion bei Ihren amerikanischen Kollegen revanchiert?
Ja, denn sie haben mich beim Dreh in Atlanta wirklich gut behandelt. Du kommst da an wie der Neue in der Klasse und hoffst einfach, dass du dann nicht alleine in der Ecke stehst und niemand mit dir spielen will. Doch ich wurde sofort aufgenommen. Chris Evans hat mich schon am ersten Tag zu einem Basketballspiel eingeladen, mit Robert war ich zwei Mal Mittagessen. Als sie nach Berlin kamen, wollte ich mich auch als guter Gastgeber zeigen.

Logisch, war Daniel Brühls Koch da geflasht: Iron Man in Action

Bild: Film Frame/Marvel 2016

Mit dem Rennfahrer-Film «Rush» (2013) haben Sie in Hollywood Fuss gefasst. Ein Superheldenfilm von Marvel ist aber eine ganz andere Dimension. Wie haben Sie das erlebt?
Das ist, als wäre ich auf der Kirmes. Ich fühlte mich die ganze Zeit über wie ein Zwölfjähriger. Die Amerikaner bringen ja das Kunststück fertig, diesen Mega-Druck, der auf einem solchen Film lastet, nicht spüren zu lassen. Einer wie Robert sorgt am Set für eine positiv aufgekratzte Stimmung. Das nimmt den Druck und den Schiss raus. Und ich hatte am ersten Tag richtig Schiss.

Trailer zu «The First Avenger: Civil War»

Warum?
Meine erste Szene spielte in Russland bei 40 Grad minus; gedreht haben wir sie in Atlanta bei 40 Grad plus. Dort mit einer dicken Jacke rumzusitzen war schon sehr speziell. Und dann läufst du am Make-Up-Wagen vorbei, wo Stuhl für Stuhl besetzt ist mit Hollywoodstars wie Robert, Chris und Scarlett Johansson. Da denkst du nur: Heiliger Bimbam, wo bin ich denn hier gelandet?

Obwohl Sie im Film den Bösewicht Zemo spielen, haben Sie keine Actionszenen und tragen kein buntes Kostüm. Waren Sie enttäuscht?
Am Anfang dachte ich schon: Wie sieht wohl mein Kostüm aus, welche Superkräfte habe ich? Doch Marvel-Chef Kevin Feige stellte sofort klar, dass ich keinen traditionellen Bösewicht spielen würde. Wir nahmen den Film «Seven» als Referenz, sprachen also über eine Figur, die im Hintergrund die Stricke zieht. Man hat in diesem Film ja bereits so viele Superhelden, die aufeinander einprügeln ... Zemo ist nicht einfach böse um böse zu sein, sondern betreibt einen persönlichen Rachefeldzug, den ich total nachvollziehen kann.

Daniel Brühl: Von Berlin nach Hollywood
Der deutsche Schauspieler (37) feierte seinen
Durchbruch mit dem Film «Goodbye, Lenin!» (2003), für den er den Deutschen
Filmpreis gewann. Er spielte die Hauptrolle in der Martin-Suter-Verfilmung
«Lila, Lila» (2009). Dank Auftritten in «Inglourious Basterds» (2009) von
Quentin Tarantino und «Rush» (Golden-Globe-Nominierung) wurde auch Hollywood
auf ihn aufmerksam. Brühl lebt in Berlin und Barcelona.
Helden treffen sich in Berlin: Paul Bettany, Robert Downey Jr., Emily VanCamp, Daniel Brühl (v.l.).
Helden treffen sich in Berlin: Paul Bettany, Robert Downey Jr., Emily VanCamp, Daniel Brühl (v.l.).Bild: EPA DPA

In den Comicvorlagen trägt Zemo ein irrwitziges lila Kostüm, das sogar seinen Kopf verdeckt. Wäre das für Sie eine Option gewesen?
Also, ich weiss nicht. An manchen Tagen war ich schon froh, in ganz normalen Kleidern rumlaufen zu können. Was ich an Marvel sehr schätze, ist, dass sie sich die Freiheit nehmen, diese Comicfiguren zu verändern, um sie relevanter zu machen. Anders als in den Comics ist Zemo im Film kein Nazi. Danach haben mich übrigens alle immer gefragt, doch ich durfte bislang nichts verraten.

Wie befreiend ist es, jetzt endlich offen über den Film reden zu können? Die Schweigepflicht bei so einer grossen Produktion hat es in sich.
Boah, und wie. Ich habe noch nie so viele Wasserzeichen gesehen. Als ich im Flugzeug das Drehbuch las, habe ich richtig gebibbert. Im Hotel habe ich es sofort im Safe verstaut. Ich wollte nicht die Pappnase sein, über die das Drehbuch in die falschen Hände gerät. Frühere Interviews waren dementsprechend prickelnd: «Ja, Atlanta war schön, heiss, Coca-Cola, Aquarium …» Ich durfte überhaupt nix sagen. Das jetzt ist total befreiend, da haben Sie vollkommen Recht

Theoretisch hätte Daniel Brühl als Baron Zemo so herulaufen müssen. Praktisch durfte er in Alltagskleidung filmen.
Theoretisch hätte Daniel Brühl als Baron Zemo so herulaufen müssen. Praktisch durfte er in Alltagskleidung filmen.
bild: marvel

Wie gut kannten Sie sich im Marvel-Universum aus, bevor die Anfrage kam?
Ging so. Deshalb habe ich am Anfang richtig gelitten. Mein Agent rief mich an und sagte, ich müsse tags darauf unbedingt Marvel-Chef Kevin Feige treffen. Und ich meinte: Alter, du musst mir mindestens eine Woche, wenn nicht sogar einen Monat Zeit geben, um die ganzen Comic-Bücher durchzulesen. Sonst stehe ich dann ganz dumm da. Doch Kevin Feige hatte nur an jenem Tag Zeit. Also ging ich hin. Wenn eine schwierige Frage kam, habe ich einfach abgelenkt: Noch ein Cappucino? (lacht). Aber ich bin durchgekommen!

Gibt es eigentlich eine reale Person, die Sie als Held betrachten? 
Naja … Lionel Messi? Wobei, nach den letzten Spielen, und den Panama-Papers … (lacht) Aber eigentlich hatte ich es nie so mit Helden. Das ist übrigens auch etwas, das mir am Film sehr gefällt. Diese Helden müssen sich ständig hinterfragen und am Schluss einsehen, dass sie gar nicht so heldenhaft sind.

In einem Marvel-Film mitzuspielen bedeutet ja auch, dass von Ihnen ein Spielzeug angefertig wird ...
Genau, jetzt kommt der Lego-Zemo! Zum ersten Mal in seinem Leben interessiert sich auch mein dreizehnjähriger Neffe für mich.

Bild: marvel

Und wie ist denn nun der Film?

Es ist kein guter Tag für Captain America und seine Mitstreiter: Zwar haben sie die Welt von einem weiteren Übel befreit, doch ist es dabei auch zu grossen zivilen Verlusten gekommen. Nun sollen die Avengers zur Rechenschaft gezogen werden. Die Forderung: Alle Superhelden-Einsätze finden nur noch unter staatlicher Aufsicht statt. Iron Man (Robert Downey Jr.) stimmt zu, Captain America (Chris Evans) nicht.

Es kommt zum grossen Superhelden-Knatsch. «The First Avenger: Civil War» ist der inzwischen 13. Film des Comicgiganten Marvel. Er folgt auf das herz- und charmlose Actionspektakel «Avengers: Age of Ultron» vom letzten Jahr. Und er erzählt im Prinzip die gleiche Geschichte wie der bereits vor einem Monat veröffentliche andere grosse Comicfilm des Jahres, «Batman v Superman» (von Comicrivale DC).

Robert Downey Jr. staunt über eine Szene, in der er digital um 20 Jahre verjüngt wurde:

«Zum Glück war’s im Kino dunkel, sonst hätte meine Frau gesehen, wie ich meiner verflossenen Jugend eine Träne nachweine.»

Auch dort ging es um die Grenzen von Vigilantentum, auch dort kämpften die Helden gegen- statt miteinander. Doch wo «Batman v Superman» in eine obszöne Zerstörungsorgie mündet, verlagert «The First Avenger: Civil War» seine gesamte Sprengkraft in einen emotionalen Konflikt zwischen Captain America versus Iron Man. Am Ende bleiben nur Verlierer.

Und jetzt: Bilder, Bilder, Bilder!

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the first avenger civil war
Gefallene Helden, die uns gefallen: Iron Man (Robert Downey Jr.) und War Machine (Don Cheadle).
quelle: marvel
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«Der Film ist pessimistisch», sagt Co-Regisseur Anthony Russo. «Er ist sozusagen unser ‹Das Imperium schlägt zurück› – also jener Marvel-Film, mit dem wir die Erwartungen des Publikums unterwandern wollen.» Anthony Russo sagt über sich und seinen Bruder Joe zwar, sie seien «Action-Fetischisten». Doch auffallend oft nimmt er auch Ausdrücke wie «Narration» und «Storytelling» in den Mund. Die Regiebrüder haben Dramaturgie im Blut.

Paul Bettany verrät den wahren Grund, wieso er seine Rolle als Vision gekriegt hat:

«Eigentlich haben sie mich nur wegen meines britischen Akzents gecastet. Dank ihm klinge ich richtig clever. Aus demselben Grund hat mich übrigens meine Frau geheiratet.»

Dank seiner Rolle als Iron Man ist Robert Downey Jr. heute der bestbezahlte Schauspieler der Welt. Und dank Downey Jr. haben Marvels Superhelden (12 Filme; 8,7 Milliarden Dollar Einnahmen) James Bond (25 Filme; 7 Milliarden Dollar) im Eiltempo als weltweit erfolgreichste Kino-Franchise überholt.

Der Tempo- und Tonwechsel, den «The First Avenger: Civil War» vollzieht, kommt genau zum richtigen Zeitpunkt. Denn 2018 müssen sich die Helden für den «Avengers: Infinity War»-Zweiteiler (ebenfalls von Joe und Anthony Russo) wieder zusammenraufen. Und dann wird nicht nur die Erde auf dem Spiel stehen, sondern die ganze Galaxis.  

«The First Avenger: Civil War»,147 Minuten Regie: Joe & Anthony Russo. Jetzt im Kino.

Teile dieses Beitrags erschienen in der «Schweiz am Sonntag» und in der «Aargauer Zeitung».

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