Hol dir jetzt die beste News-App der Schweiz!
- watson: 4,5 von 5 Sternchen im App-Store ☺
- Tages-Anzeiger: 3,5 von 5 Sternchen
- Blick: 3 von 5 Sternchen
- 20 Minuten: 3 von 5 Sternchen
Du willst nur das Beste? Voilà:
Als sich Neanderthaler und Homo Sapiens vor rund 100'000 Jahren zum ersten Mal die Köpfe einschlugen und gegenseitig die Frauen raubten, haben sie sich wahrscheinlich mit Grimassen, Lauten und Gesten verständigt. Gemeinsam war ihnen die Furcht vor den Naturgewalten, vor Stürmen, Donner, Blitzen, Feuersbrünsten und Erdbeben. Sie flüchteten in ihre Höhlen, starrten in den Sternenhimmel und warteten, dass die Sonne wieder geboren wurde und ein neuer Tag begann.
Seit Urzeiten haben die Menschen die Sonne angebetet, denn ihre Strahlen spenden Wärme, bringen die Natur zum Blühen und sind der Ursprung jeder Lebensform auf diesem Planeten. Die Sonne thront monumental unter dem Firmament und egal, wo man sich befindet, man entkommt ihr nicht. Ihre Strahlen scheinen für jedes Geschöpf auf dem Erdball. Die Sonne kann wärmen, aber auch verbrennen, man liebt und fürchtet sie zugleich. «Furcht hat die Götter erschaffen», schrieb der griechische Philosph Lukrez bereits vor zweitausend Jahren.
Die Jäger und Sammler jener Zeit streiften in nomadisierenden Kleingruppen über Land und suchten Wild, Knollen und Fische. Sie gingen gemeinsam auf die Jagd, nahmen am Lagerfeuer das Abendmahl ein, tranken das Blut der Beute und brachten der Sonne ein Opfer dar. Sie waren aufeinander angewiesen und festigten ihre Gemeinschaft mit Körperbemalungen, Ritualen und Opfergaben an die göttliche Sonne, auf dass sie immer scheine und sie beschütze.
Mit der Zeit wurden auch Naturgewalten als göttliche Erscheinungen verstanden, Götter wurden in den Ozeanen vermutet, in den Wäldern, in wilden Tieren und in all den Dingen, die man sich nicht erklären konnte. Jede offene Frage wurde mit der Existenz eines Gottes beantwortet, jede Erscheinung als Tat eines Gottes verstanden. Die Antike kennt hunderte von Göttinnen und Göttern, Hunderte von göttlichen Transsexuellen und Schimären. Aber die Mutter aller Götter war stets die Sonne.
In den frühen Mythologien der verschiedensten Kulturen finden wir gleichnishafte Geschichten, die bereits alles enthalten, was Jahrtausende später im Christentum und anderen «jungen» Religionen wieder auftauchen sollte. Die frühen Weisheitslehren erzählen von einem nicht näher definierten «kosmischen Geist» im Universum. Da alles Leben auf die Sonne zurückzuführen ist, war die Sonne stets das natürliche Symbol für diesen «kosmischen Geist».
Noch bis ins 5. Jahrhundert n. Chr. beteten Christen kniend vor der göttlichen Sonne (bis es Papst Leo X. endgültig verbot), noch bis ins 6. Jahrhundert hiess es im christlichen Gebet: «Unser Herr, die Sonne». Papst Leo X., der den Beinahmen «der Grosse» erhielt, hatte für die Evangelienberichte nur Spott übrig:
Der römische Kaiser Konstantin der Grosse versuchte zu Beginn des 4. Jahrhunderts das Land unter einer spirituellen Klammer zu festigen. Aus dem Sonnengott Mithras wurde ein christlicher Gott, man errichtete Basiliken über den heidnischen Mithräen, und obwohl offiziell zum Christentum konvertiert, belegt der Sonnengott Helios auf seinen Münzen, dass er immer noch die Sonne verehrte.
Das Christentum ist nichts anderes als eine «Copy & Paste»-Religion und hat nichts Einmaliges. Die Figur Jesus ist ein Plagiat. Nebst Mithras gibt es die Erlösergestalten Osiris, Horus, Krishna, Bacchus, Orpheus, Hermes, Baldur, Adonis, Herkules, Attis und Thor, die allesamt verblüffend ähnliche Geschichten erzählen, von der jungfräulichen Geburt bis zur Opferung zum Wohle der Menschheit.
Die Kreuzigung des Sonnengottes wird bereits im 4. Jahrhundert v. Chr. dargestellt – mit der Figur Orpheus. Die Fleischwerdung des Göttlichen im Menschen ist ein zentraler Punkt der meisten Religionen: In jedem Menschen und in jedem Lebewesen schlummert der göttliche Funke. Das »Göttliche« braucht keine Kirche.
Die Erfolgsgeschichte des Christentums liegt darin begründet, dass die uralten mythologischen Weisheiten und Symbole simplifiziert und für eine breite ungebildete Masse verständlich gemacht wurden. Doch indem jede mythische Aussage konkretisiert wurde, erstickten die Pfaffen gleichzeitig jeden spirituellen Funken.
Es war eine Form der Infantilisierung, und der Gipfel war die Personifizierung des «kosmischen Geistes» in der Gestalt eines real existierenden Menschen. Aus alten Mythen wurden «historische Wahrheiten». Das «Historisieren der Mythologie» ist das Fundament der meisten heute existierenden Religionen.
Herrscher erkannten rasch den Nutzen von Religionen und ernannten sich zu Söhnen der Götter. Sie machten sich die göttliche Macht zu eigen und wurden zum Nadelöhr zwischen Gott und den Menschen.
Heute sind Religionsgemeinschaften Milliarden schwere Konzerne, die sich kaum von anderen multinationalen Konzernen unterscheiden. Sie bieten Dienstleistungen an und verkaufen Fantasy. Man stelle sich vor, British Airways flöge Destinationen an, die es gar nicht gibt und BMW verkaufte unsichtbare SUVs? Religion ist die grösste Betrugsgeschichte der Menschheit.
Religion widerspricht sämtlichen Naturwissenschaften. Der grösste Feind der Religionen sind nicht die Atheisten, sondern die Wissenschaft, der Wohlstand und die Bildung.
Die Tempel der traditionellen Landeskirchen bleiben zunehmend leer. Das liegt weniger an der dreisten Prunksucht ihrer katholischen Exponenten und an den tausendfachen pädophilen Verbrechen ihrer Angestellten, sondern vor allem daran, dass der Zeitungsleser des 21. Jahrhunderts den Glauben an einen barmherzigen und allmächtigen Gott längst verloren hat.
Die Menschen fragen sich – wie damals 1755 nach dem grossen Erdbeben von Lissabon und erst recht nach Ausschwitz – wie es möglich war, dass ein Gott sowas zulässt. Der schottische Philosoph David Hume zog den logischen Schluss:
Vor zweitausend Jahren waren Reflexionen über Atheismus den Philosophen vorbehalten, im Spätmittelalter ersetzten Weltumsegler wie Magellan und Wissenschaftler wie Galileo Galilei aufgrund ihrer astronomischen Beobachtungen Glauben durch Wissen. Nach den Aufklärern des 18. Jahrhunderts, die Vernunft und Wissen dem Glauben entgegensetzten, folgten später Betrachtungen aus psychologischer Sicht.
Sigmund Freud nannte Religion eine «Kindheitsneurose», eine «wahnhafte Umbildung der Wirklichkeit», um sich «Glückversicherung und Leidensschutz» zu schaffen. In jüngster Neuzeit hat die Diskussion auch die Forschungslabors der Neurologen erreicht: Einige nennen Religiosität «eine Störung des Gehirnlappens».
Die Menschen im Westen verlieren den Glauben, aber nicht den Aberglauben. Ernährungsbibeln, Fitnesskulte und Verschwörungstheorien sind die «Neuen Religiösen Bewegungen». Man sucht die Fresstempel der Hohen Priester der Kulinarik auf, geisselt seinen Körper auf dem Kreuzgang und huldigt der eigenen Magersucht, man glaubt Dinge, die es gar nicht gibt.
Esoterisch angehauchte Patch-Work-Religionen und dynamische Freikirchen mit poppigen Bühnenshows liegen im Trend. Gleichgesinnte finden zusammen, entwickeln gemeinsame Rituale, Symbole, Insiderwissen und erfinden ein Vokabular, das nur für Eingeweihte verständlich ist. Wie in allen Religionen gibt es Abspaltungen, Abtrünnige. Bei der Küchenreligion sind das die Veganer und Vegetarier, die mit schier religiösem Eifer belehren und bekehren wollen.
Die traditionellen Religionen sind zur Privatsache geworden wie Kuchenbacken oder Tennisspielen. Es ist deshalb an der Zeit, dass Religion und Staat vollständig getrennt werden und Religionsgemeinschaften behandelt werden wie andere Vereine auch. Es ist nicht nachvollziehbar, dass Staaten im 21. Jahrhundert noch für handverlesene Religionsgemeinschaften Steuern eintreiben und mancherorts sogar Aktiengesellschaften und andere juristische Personen per Gesetz zur Zahlung von Kirchensteuern verpflichten.
Auch im Hinblick auf die Zunahme von ultrakonservativen religiösen Weltanschauungen, die im Zuge der Migrationsströme in den freien Westen fliessen, wäre eine scharfe Trennung von Kirche und Staat ein unmissverständliches Signal, dass der Rechtsstaat nie und nimmer einer Religion untergeordnet wird, die mangels Abstraktionsvermögen vortestamentarische Sitten durchsetzen will.
John Adams hatte wohl recht. Eine Welt ohne Religion ist keine schlechtere Welt. 90 Prozent der Nazis waren Christen, es gibt kaum einen militärischen Konflikt in den letzten 2000 Jahren, der nicht auf die Religion zurückzuführen ist. Die grausamsten Foltermethoden sind von christlichen Inquisitoren erfunden und praktiziert worden.
Jeder zivilisatorische Fortschritt musste stets gegen die Religion erkämpft werden. Wird dieser Prozess verhindert, stagniert eine Gesellschaft und scheitert wie alle arabischen Staaten gescheitert sind.
Eine Gesellschaft braucht für ihr Bestehen ohne Zweifel Gemeinsamkeiten, Rituale. Im 21. Jahrhundert sind das in der freien Welt: eine gemeinsame Ethik, Menschenrechte, Empathie für sozial Schwache und eine anständige Lebensführung, in der man anderen nicht antut, was man selber nicht erleiden möchte.
Klingt ziemlich religiös? Aber dafür braucht man weder Tempel noch Priester. Religion ist die grösste Betrugsgeschichte der Menschheit. Sie ist infantiler Aberglauben und gehört nicht in eine Verfassung des 21. Jahrhunderts.