Diese Frau weiss alles über Beziehungen. Und Trennungen. Adela Smajic, 30, aus Basel. Zuerst war sie Bachelorette, dann machte sie Beiträge wie «Eigelb einfach vom Eiweiss trennen – so geht’s!» auf Telebasel. Eine diffizile Sache, so ein Ei ist von der Natur schliesslich nicht zum Trennen bestimmt, sondern ein Objekt ungeheurer Symbiosen und Metamorphosen. Ebenfalls ganz gegen den Willen der Natur war bestimmt Adelas Beitrag «Das hilft gegen Fruchtfliegen».
Dann wurde sie Kolumnistin bei der «Basler Zeitung». Und klärte uns darüber auf, dass nichts, aber auch gar nichts an einer Reality-Show wie der «Bachelorette» authentisch sei: «Die Darstellerinnen und Darsteller nehmen an solchen Formaten teil, um ihren Bekanntheitsgrad zu steigern. Sie wollen Sendezeit. Mit entsprechendem Verhalten kriegen sie diese auch.» Wow, ist da etwa echt alles fake? Quasi von Natur aus? Gibt es etwa gar kein richtiges Leben in der Reality???
Und jetzt moderiert Adela, die so lustige Gesichter machen kann wie keine Zweite, den «Talk», also die postkoitale, pardon, postfinale Gesprächsrunde des «Bachelors». Die Folge ohne Folgen. Die Folge mit der Frage: «Sinder zäme oder nid?»
Adela steckt auch in einer Art Goldfolie, trägt eine viel zu enge goldene Armspange und hat besonders ihre Beine golden eingecremt. Sie kann nur ein Vorbild haben.
Adela moderiert nicht die Sendung mit der Maus, sondern die Sendung mit dem Elefanten im Raum. Er trägt einen Namen, und der ist nicht «Amen!». Aber er hat auch mit Gott zu tun. Literally. Der Elefant heisst «gottverlassene Miststücks». Fabrizio nannte seine Rosenkandidatinnen Rosa, Verena und Marcelline so. In einem Moment, als er die Kameras im Tiefschlaf wähnte. Seither wartet die Welt auf die Aussprache. Auf den «Talk» eben.
Und? Da hat sich die Welt aber horrend verrechnet. Der Talk ist ein Kunststück des Um-den-Brei-herum-Redens. Quasi die sinnloseste Veranstaltung, seit es Fernsehen gibt. Da täuscht auch Adelas goldene Verpackung nicht darüber hinweg.
Dann kommt wenigstens etwas: Die Liebes-Jagdzeit in Thailand sei für ihn ein «piratistisches Abentür» gewesen, man sei dabei ja auch auf «Inslene» gegangen. Inslene. Der Plural derer, deren Zunge gerne noch megalässig nachschlenkert.
Und schwupps sitzen auch schon die ersten beiden Gäste da: Ex-Bachelor Rafael Beutl, dem Adele auf den Kopf zusagt, er habe abgenommen, was ja dann im Umkehrschluss uncharmant bedeutet, dass er einmal zugenommen hat, was man ja als Bodyshaming lesen könnte ... Der Beutl also und mit ihm seine Ex-Frau Mirjam Jäger, die einmal einen Shitstorm kassierte, weil sie während Corona sagte, Demonstrationen müssten verboten sein, und nicht merkte, dass sie damit eine Black-Lives-Matter-Demo disste.
Die beiden können sich zuerst harmlos mit Fabrizio darüber austauschen, ob man seine Kinder auf den sozialen Medien zeigen sollte. Rafael und Miriam sind dafür, Fabrizio ist dagegen. Dann ist man auch schon beim Thema Shitstorm.
Stattdessen geht es um Anwaltskosten und die mentale Stärke, die man als prominentes Shitstorm-Opfer braucht. Und um Kinder und was man sich darüber als Celebrity alles anhören muss. Adela will nicht ihren Hund mit den Kindern anderer Leute vergleichen, aber sie habe sich auch schon Sprüche über mangelnde Fürsorge anhören müssen.
Fabrizio sagt, ein Shitstorm sei wie Beziehungstipps von Leuten, die Single sind. Und Rafael darf noch verraten, dass er an einer eigenen Datingshow arbeitet – «öppis Chlises, öppis Härzigs» –, und dass diese vielleicht irgendwann «auf diesem Sender» zu sehen sei.
Es folgt extrem deeper Deeptalk. Rina und Rosa kommen. Rina hat das Bachelor-Herz erobert, Rosa nicht, was für sie völlig okay ist, weil sie echt nicht in Fabrizio verliebt gewesen sei, wie sie sagt, aber das wäre auch ein bisschen schwierig bei einer, die sich selbst so sehr verehrt wie Rosa.
Adela will von den Ladys wissen, wie es für sie wäre, wenn ihr Mann auf Instagram lauter mehr oder weniger blutten Frauen folgen würde. Fabrizio findet das «es mega schpannends Thema», Rosa meint, wenn er einer Kardashian oder Jenner folgen würde, hätte sie nichts dagegen, bei denen hätte er ja eh keinen Stich. Adela selbst findet es «eifach so chli schwierig», sie will nicht, dass «min Typ cheap» ist in seinem Like-Verhalten, seine Likes sollen einen Wert haben, «grad i dere schnällläbige Ziit». Oooookay, philosophischer wird es hier nicht mehr.
Zum Schluss erfahren wir, dass Rina und Fabrizio einander jetzt «gschpüre» wollen, und dass Rina ihre Haare eigentlich heller färben wollte, sich dann aber für Schwarz entschieden hat. Holla, die Waldfee, da steppt der Bär, da furzt das Reh vor Freude über solch wertvolle Information in schnelllebigen Zeiten, da tanzen Quallen eine Quadrille, da findet Adela in ihren goldenen Erdnüssen drei Haselnüsse für Aschenbrödel. Wunder geschehen. Und wenn nicht in der Reality, dann ganz gewiss im Weihnachtsfilm.
es hat aber für einen ganzen „artikel“ gereicht.