«Eigentlich käi Fuckboy»: Danilo, Sonderausgabe der Schöpfung
Gerade habe ich ein Stück des deliziösesten Schoko-Marroni-Kuchens im Universum vertilgt. Mein Liebesleben hat ihn am Wochenende kreiert und kredenzt und ich war bei jedem Bissen voller wohliger Dankbarkeit. So gut kann Herbst abseits der ebenfalls nicht zu verachtenden Wildgerichte schmecken! Und ja, Liebe kann schon durch den Magen gehen.
Manchmal hat sie aber auch auf dem Magen Platz. Oder über dem Magen. Auf jener Leinwand, die sich Haut nennt. Auf Danilos Bauch uns Brust hat zum Beispiel ganz viel Liebe zu Gott Platz.
Willkommen zurück, meine sehr Lieben. Gefühlte hundert Jahre sind seit dem letzten «Bachelor» vergangen, in uns klaffte eine romantische Leere von der Grösse des Grand Canyons, was haben wir den Lord, seine Ladys und ihr lüsternes Ränkeschmieden vermisst, raffiniert wie «Les Liasisons Dangereuses», sexy wie «Emmanuelle», weise wie «La condition humaine» ... Okay, nicht. Alles nicht. Aber ein bisschen gefehlt hat's trotzdem.
Danilo kommt aus Basel, arbeitet bei einem Inkasso-Unternehmen und macht Beziehungs-TV. Er war schon in «Bachelorette», «Bachelor in Paradise» und «Reality Island». Nichts hielt, aber darum ging es ja auch nicht. Danilo hält sich rasend gern im TV auf und ist einer der vielen Beweise, dass Menschen, die im TV sind, im TV sind, weil sie genau da sein wollen und nirgendwo anders.
Man muss sich bei diesen Menschen auch nie mehr fragen, ob sie in einem Beziehungs-TV-Format wie dem «Bachelor» mitmachen, weil sie Kameras und Fame lieben, oder ob es ihnen wirklich darum geht, die grosse Liebe zu finden. Ob sie sogenannt «real» sind oder nicht. Ja, klar, sind sind «real», denn das mit dem Fame und den Kameras, in denen sie sich endlos narzisstisch spiegeln dürfen ist ihre Lieblingsrealität. Die Liebe ist Beigabe.
Deshalb hat sich Danilo auch keine der Frauen, mit denen er vor der Kamera etwas hatte, auf Bauch, Brust oder Bizeps tätowiert, da wäre er ja doof gewesen, sondern Engel, ein Kreuz, Olivenzweige und Sinniges wie «Trust God», «Blessed», «Love», «Thankful» und so weiter. Ewige Werte quasi.
2019 war das noch alles anders. 2019 wurde er in der «Bachelorette» mit dem TV-Virus infiziert. Da war die Leinwand noch weitgehend leer. Da stand auf seinem ganzen Rücken einzig «Unloved» (wieso???) und auf seiner Front bloss «Thankful» (wofür???).
Seither, sagt er, habe er sich entwickelt, sei gereift, sei richtig zum Mann geworden, er betrachtet sich heute als «Gesamtpaket» schlechthin, als «perfekt» gar und er sei imfall «eigentlich käi Fuckboy». Aber nur «eigentlich». Seit 2019 haben sich auch die Tattoos ausgebreitet. Vorne ist jetzt voll mit Gottsachen, auf dem Rücken prangen ... echt, ich kann's nicht sagen, aber Danilo wird uns das gewiss noch erzählen.
Auch seine Erwartungen an eine paarbare Frau haben sich entwickelt und sind ausnehmend differenziert geworden.
Er findet sich selbst wahnwitzig eitel, kann aber einfach nichts dagegen tun, es ist stärker als er. Da muss er schon auch über sich selbst lachen, und natürlich ist das entwaffnend. Abgesehen davon scheint er eigentlich noch ganz easy nice zu sein und unter seinen Tattoos schlägt ziemlich sicher ein besseres Herz als unter den Tattoos von einigen seiner Vorgängern. Oder etwa nicht? Wir wollen ja die Hoffnung nicht schon nach der ersten Folge aufgeben!
Auch Marlene, Dania, Cati und Cassy scheinen easy nice, ja geradezu einnehmend normal. Nennen wir sie mal MDCC, was im römischen Zahlensystem so viel wie 1700 heisst, was hier aber nun gar nichts mit irgendwas zu tun hat.
MDCC lernen wir bereits VOR der Sequenz, in der alle aus Autos steigen und dem Bachelor auf einem roten Teppich etwas mehr oder weniger Peinliches vormachen, kennen. Und auch Danilo lernt sie vorher kennen. Schliesslich musste man an dem Format, das 13 Staffeln lang identisch gewesen war, endlich mal was ändern. Geradezu revolutionieren. MEGAMUTIG! Weshalb Danilo die MDCC-Ladys bereits VOR der Autofahrt überrascht ... ach Leute, glaubt mir, es ist auch nicht interessanter, aber noch herzig.
Marlene ist ungemein pragmatisch, sie freut sich mehr auf Thailand als auf Danilo und will auch keine «ernsthafte Beziehung» finden, sondern einfach einen «Gym-Partner». Dania hofft auf «e transchparänti Aura», was auch immer das sein möge. Cati und Cassy sind einfach herzig.
Denn innigsten Post-Auto-Moment feiert Danilo nicht mit einer der Ladys die ihn pornös antanzen, sondern mit Animé-Freak Laura, die zwei werden zu richtigen Kinderzimmer-Nerds, er zeigt ihr seine Animé-Tattoos, sie liiiiebts. Es ist ein ultrasüsser, von jeder Reality-Schuld unbesudelter Moment, der Laura im Zirkus des forcierten Paarungsverhaltens aber wohl nichts nützen wird. Doch vielleicht bleiben sie Freunde?
Freundinnen der ganz nahen Art werden – das ist im Vorspann zu sehen – jedenfalls Diva und Chiara, wenn ich die beiden richtig identifiziert habe. Endlich! Es ist ja die reinste und altmodischste Verschwendung, wenn sich so viele Frauen nur für einen Mann aufsparen. Sie sind ja nicht im Kloster und Danilo ist nicht Jesus, auch wenn er sich als Sonderedition der Schöpfung betrachtet.
Diva musste sich bei ihrer Ankunft übrigens direkt von Samira bodyshamen lassen, was Samira mit «Ich dörfe säge, was ich dörfe säge und mir sind inere freie Show!» rechtfertigte. Sie kam nicht weiter.
Auch nicht weiter kam Bex, die den Bachelor nur gelangweilt anschaute. «Schtilli Wasser sind tüüf. Und schmutzig», war ihr Kommentar, sie gab dem «schmutzig» noch so eine kleine, kinky Note, es nützte nichts, Danilo hörte sie nicht. 14 andere sind noch drin und werden sich in den kommenden Wochen um meh Dräck kümmern müssen, ich tippe scharf auf Julia, die nicht hier ist, um Freundinnen zu finden, sondern ... etwa Fame? Wie abgefeimt wäre das!
«Der Bachelor» läuft immer montags ab 20.15 Uhr auf 3+.
