Der Ex-Mann von Madonna, Ex-Mann von Robin Wright, Ex-Freund von Charlize Theron, Inhaber von zwei Oscars und dauerbraungebrannte Faltenträger Sean Penn hat einen Roman geschrieben. Wieso nicht? Viele machen das. Macht ja auch Spass. Und ein paar Schauspieler sind richtig gute Romanschreiber. Zum Beispiel Stephen Fry und Ethan Hawke. Und ... okay, Stephen Fry und Ethan Hawke.
Gut, alle, die gedenken, das Buch zu lesen, sollen bitte an dieser Stelle umgehend aus dem Artikel aussteigen. Ich wiederhole: Alle, die gedenken ...
«Bob Honey Who Just Do Stuff» heisst Penns literarisches Debut. Es erzählt von Bob Honey, der einfach Sachen macht. Bob Honey ist 1960 zur Welt gekommen. Sean Penn auch. Bob Honey ist Experte für Entsorgungen aller Art, er kennt sich zum Beispiel im Abwasserbereich gut aus, arbeitet aber auch als Auftragskiller mit Kernkompetenz Feuerwerk.
Er lebt in einer kalifornischen Kleinstadt, ist geschieden, und seine Ex-Frau fährt einen Glacé-Wagen, was ihn nervt, weil sie immer in seinem Quartier rumfährt, um ihn mit der Glacé-Wagen-Musik zu nerven. Oft stellt er sich vor, sie zu töten, nicht zuletzt, weil in einem ihrer Nasenlöcher immer diese kleine Popel-Flocke wie ein winziger Kolibri flattert. Ein seltsamer Auftraggeber namens Loodstar beauftragt ihn mit der Liquidation alter Menschen, weil diese zuviel furzen und damit die Ozonschicht beschädigen würden. Bob Honey killt also Alte.
Eines Tages lernt er die junge Annie kennen. Er überlegt kurz, ob sie nicht vielleicht zu jung sei, aber ihm gefällt wahnsinnig gut, dass sie vollkommen – also überall – unbehaart ist und geile Perücken trägt. Kein Mensch versteht, wieso die höchstens 21-jährige, superscharfe Annie mit dem abgewrackten 50plus-Typen Sex hat, aber Fiktion zu schreiben heisst ja auch einfach mal irgendwas zu behaupten und darauf zu vertrauen, dass es irgendjemand glaubt.
Annie düst mit ihren Freundinnen nach L.A. und simst BH das Bild eines schwarzen Dildos, den sie am Strassenrand gesehen hat. BH fährt ebenfalls nach L.A., sucht und findet den Dildo und bringt ihn mit Hilfe von Semtex in der Wüste zum Explodieren. Wieso? Egal. Irgendwann ist er in Bagdad. Wieso? Auch egal.
Hauptsache, mit irgendwelchen Aggressionen wird irgendwas angestellt. Denn BH ist immer aggro. Wieso? Wegen Trump! Seltsam. Eigentlich wird er ein halbes Buch lang als prototypischer Trump-Trampel beschrieben, als abgehängter, von reinen Reflexen regierter Frusthaufen. Doch plötzlich zitiert er Camus und noch ein paar andere, denkt – leider!!! – fast nur noch in Gedichten und hat Hillary gewählt. Er schreibt Trump einen eloquenten Drohbrief und fordert ihn zum Duell.
What the fuck haben wir beim Lesen übersehen? Ähm, nichts. Zuerst ist BH ungebildet, dann ist er gebildet. Kann halt passieren. Diesen Plot hätte auch John Grisham nicht retten können.
So richtig blöd findet er neben Trump übrigens nur «MeToo», das sei infantil, «der Kreuzzeug eines Säuglings», der Vergewaltigung und sexuelle Belästigungen auf «verantwortungslose Kinderspiele» reduziere. Huch? Echt? Der Kerl, der eben noch seine Ex unentwegt slutshamte und in Gedanken mehrfach metzelte und der seine Annie in allen Positionen haarlos durchvögeln wollte, sagt den Frauen plötzlich, wie Feminismus geht? Geile Logik. Kann man was lernen von.
Stilistisch ist das Ganze ein Irrsinn. Sean Penn – der übrigens ruhig mal seine Autobiografie einem geschickten Ghostwriter anvertrauen darf – hat erstens das Adjektiv, zweitens die Alliteration entdeckt. «Lone, lonely loonies lacking love» ist nur eine von einer gefühlten Trilliarde an Formulierungen. Wenn er gefragt wird, wieso er schreibt, wie er schreibt, sagt er: «Bukowski.» Also Charles der Mackerschreiber Bukowski. Und der Ultrawitz? Salman Rushdie bewirbt das Buch auch noch auf dem Umschlag. Was hat er dafür gekriegt?
Die Kritik, die Penn jetzt erntet, findet er zwar uncool, sagt aber all den anämischen Journalisten, die nicht genug Geld für irgendwas verdienen und ihm und all seinen Ex-Frauen höchstens in Viehherden von 150 Stück an irgendwelchen Festivals begegnen: «Ich bin 57 und mein Pool ist geheizt.» Da hat er nun irgendwie auch wieder Recht.