Auch Schwedens Prinzessin Sofia ist in den Epstein-Skandal verstrickt
Monarchien waren immer schon marode. Grosse Bühnen für Intrigen, Inzest, Verbrechen. Gibt es ein durch und durch anständiges Königshaus? Ausser im Weihnachtsfilm? Na? Jetzt ist also auch noch der schwedische Hof in den Epstein-Skandal verwickelt. Nicht so direkt wie der britische, aber was geschehen ist, spricht von sehr schlechten Menschenkenntnissen und einer naiven Vertrauensseligkeit. Im Zentrum des Skandals: Barbro Ehnbom, quasi Jeffrey Epsteins schwedische Ghislaine Maxwell. Die Frau, die Epstein jahrelang schöne junge Schwedinnen zuhielt.
Versteckt hat sich die heute 80-Jährige unter dem Tarnmantel einer Unternehmerin, die am liebsten Frauen fördert. Ihr Vater war Abteilungsleiter und stellvertretender Generaldirektor der schwedischen Steuerbehörde, ihre Mutter Kunstwissenschaftlerin, sie wuchs als eines von fünf Kindern in Stockholm auf und wanderte nach ihrem Wirtschaftsstudium nach Amerika aus, wo sie erst die Columbia University besuchte und dann an der Wall Street als Analystin arbeitete.
In Schweden wurde sie mit unzähligen Auszeichnungen und Titeln eingedeckt, sie zählte etwa zu den «100 berühmtesten Schweden ausserhalb Schwedens» und sie engagierte sich für Frauenbildung, gegen Brustkrebs, für Frauen in Not und selbstverständlich auch für Frauen im Finanzbusiness.
Barbros zwei Jahre ältere Schwester Karin Ehnbom-Palmquist hat jahrelang als Diplomatin in den USA und als schwedische Botschafterin in Mexiko und Australien gearbeitet. Die Ehnboms galten als ehrbare, international erfolgreiche, perfekt vernetzte schwedische Vorzeigefamilie. Bis jetzt.
Denn im Zuge der Veröffentlichung der Epstein-Akten hat sich nun herausgestellt, dass Barbro Ehnbom, die Frau mit den makellosen transatlantischen Beziehungen, jahrelang Epstein mit attraktiven Schwedinnen versorgte und dies auch noch, nachdem er bereits verurteilt war. Die beiden waren bis 2014 freundschaftlich verbunden, wie jetzt der den schwedischen Medien vorliegende Mailwechsel beweist. Ehnbom kannte alles, Epsteins Adresse in New York, Epsteins Insel, sie nahm die jungen Frauen in Amerika selbst in Empfang und führte sie in Epsteins Reiche ein, inklusive Besichtigung seiner Massagesalons. Und sie stellte sie Epstein persönlich vor.
Epstein entschädigte Ehnbom mit viel Geld für ihre Stiftung BBB (Barbro’s Best & Brightest). Die Stiftung wurde, so ist Ehnboms Homepage zu entnehmen, «2001 mit dem Ziel gegründet, zukünftige weibliche Führungskräfte durch Mentoring und interdisziplinären Ideenaustausch zu fördern». Die schwedische Tageszeitung Daghens Nyheter berichtet, Ehnbom habe die von BBB geförderten Frauen im Laufe der Jahre «im Stile eines Autohändlers» bei Epstein angepriesen.
2005 lernt Ehnbom die 20-jährige Sofia Hellqvist kennen. Hellquist wurde berühmt, weil sie sich nur mit einer Badehose und einer Boa Constrictor bekleidet für ein Magazin fotografiern liess, danach tingelte sie durch schwedische Reality-Formate, bevor sie sich 2005 entschloss, in New York «Englisch und Business» zu studieren.
Im Dezember 2005 schreibt Ehnbom an Epstein: «Das ist Sofia, eine angehende Schauspielerin, die gerade in New York angekommen ist. Sie ist das Mädchen, von dem ich dir vor meiner Abreise erzählt habe und das du vielleicht gerne kennenlernen würdest. Vielleicht können wir uns ja treffen, bevor du in Urlaub fährst?»
Und Epstein antwortet: «Ich bin in der Karibik. Möchte sie für ein paar Tage kommen? Ich schicke ihr ein Ticket.»
Die Reise soll, so die Presseabteilungen des schwedischen Hofs, nicht stattgefunden haben, aber ein paar Treffen zwischen Hellqvist und Epstein in New York habe es tatsächlich gegeben, dann sei der Kontakt abgebrochen. Was dabei geschah, ist noch nicht bekannt. Später kehrte Hellqvist nach Schweden zurück, studierte Ethik, Kinder- und Jugendwissenschaften sowie Kinderkommunikation und arbeitete daneben als Kellnerin und Model.
2010 wurde ihre Beziehung mit dem schwedischen Prinzen Carl Philip öffentlich und Sofia Hellqvist stand vor einem Problem: Sie war nicht standesgemäss. Kein bisschen. Also noch weniger als der Personal Trainer Daniel Westling, Ehemann von Kronprinzessin Victoria.
Hellqvist brauchte dringend einen Personal Trainer im Fach «Die feine Gesellschaft». Und sie engagierte die Super-Tutorin, die Frau, die geübt darin war, andere Frauen zu «groomen», sie zu erziehen und für gewisse Dienste abzurichten: Barbro Ehnbom. Wahrscheinlich war Hellqvist damals nicht bewusst, wie genau die Handelsbeziehung zwischen Ehnbom und Epstein funktionierte.
Fest steht, dass Ehnbom durch ihren Job als Hellqvists Tutorin dem schwedischen Hof plötzlich näher war als je zuvor und nicht nur Hellqvists Image, sondern auch ihr eigenes polieren konnte. Bis dahin war nur ihre Schwester an der Seite der Royals zu sehen gewesen. Und 2015, an der Hochzeit von Sofia und Carl Philip, gehörte Babro Ehnbom selbstverständlich zu den Gästen.
Und wieder stehen wir vor einer Frau, die wie Ghislaine Maxwell und wie viele weibliche Angestellte von Harvey Weinstein eine Brücke zu einem Sexualstraftäter schlugen. Eine Brücke, über die leichtgläubige junge Frauen vertrauensvoll gingen. Sofia Hellqvist, die heute Sofia Kristina Bernadotte, Prinzessin von Schweden, Herzogin von Värmland heisst, ist sie mit grosser Wahrscheinlichkeit nicht zu Ende gegangen, Glück für sie.
Ehnbom hat nun «Daghens Nyheter» gegenüber nicht bestritten, Epstein ganze Gruppen von schwedische Frauen vorgestellt zu haben. Daran, dass Sofia dabei gewesen sein soll, kann sie sich nicht erinnern. Jetzt wird darüber gemutmasst, was Ehnbom, die ihre Arbeit so sehr unter der Flagge der Frauenförderung verrichtete, zu ihrem Epstein-Mandat verführt haben könnte. Ob es die reine, an der Wall Street gewiss noch gefütterte Gier nach Macht und Bedeutung war.
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