Am Dienstag wurde der EuroMillions-Jackpot von umgerechnet 233,7 Millionen Franken geknackt. Eine Mitspielerin oder ein Mitspieler aus Irland gehört damit über Nacht neu einem ziemlich exklusiven Klub an. Tatsächlich gehört diese Summe nicht zu den grössten Jackpots aller bisherigen Zeiten, doch die finanzielle Lage des Glückspilzes dürfte sich damit drastisch ändern. Nicht jedem und jeder ergeht es nach einem Lotto-Gewinn allerdings gut, wie einige dieser Beispiele zeigen:
Im November 2022 knackt ein Stahlarbeiter aus Dortmund den Euro-Quicktipp. Bekannt wird er in deutschen Medien unter dem Namen Chico, der Lottomillionär. Er heimst umgerechnet etwa 10 Millionen Franken ein und kauft sich davon erst einmal einen Ferrari. Später folgt ein Porsche und noch etwas später ein türkischer Fussballklub.
Wie viel von den 10 Millionen noch übrig ist, darüber spricht Chico nicht. Diverse Auftritte im deutschen Trash-TV lassen aber vermuten, dass sich der Dortmunder weiteren Einnahmen nicht abgeneigt zeigt. Zudem ist Chico in der Zwischenzeit mehrfach überfallen, ausgeraubt und betrogen worden.
Im Herbst 2014 entscheidet sich ein Aargauer, wir nennen ihn im Interview Hansjoggeli im Glück, einen Lotto-Zettel zu kaufen. Er gewinnt damit 48 Millionen Franken und muss von nun an geheim halten, wie vermögend er wirklich ist: «Ich musste die Leute dann halt anlügen, wenn ich darauf angesprochen worden bin», so Hansjoggeli.
Einige seiner Verwandten sowie Freunden verweigert er Darlehen und erntet dafür auch Kritik in seiner Stammbeiz, wie er im Interview erzählt. Seinen Lebensstil habe er allerdings nicht gross geändert.
Nie hatte Michael Carrol zuvor in seinem Leben Lotto gespielt, doch gleich der erste Schein war für den Mann aus den Tiefen der englischen Unterschicht ein Volltreffer. Carrol gewann 10 Millionen Pfund.
Was er nicht wissen konnte: Dieser Gewinn machte ihn zum berühmtesten Lotto-Gewinner-Verlierer von Europa. Partys, Autorennen im Garten, Prostituierte, Drogen, Schlägereien. Carrol trieb es so weit, dass er mehrmals hinter Gitter musste.
Das letzte Mal in den Medien tauchte Michael Carrol im Jahre 2010 auf. Er wolle seinen alten Job zurück. Als Müllmann.
Nach seinem Gewinn drohte Peter Lavery zu einem Lotto-Millionärs-Klischee zu verkommen. Der Busfahrer tauschte seinen Sessel hinter dem Steuerrad mit dem Hocker vor der Bar, er kaufte sich teure Autos, beschenkte Freunde und Familie und drohte selbst abzustürzen.
«Reiss dich zusammen, werde aktiv», riet ihm darauf ein befreundeter Arzt. Und das reichte. Der Ire ohne Schulabschluss begann wieder zu arbeiten. Und zwar «so streng, wie nie zuvor in seinem Leben».
Mit Immobilien und einer eigenen Whisky-Destillerie habe er sein Vermögen mittlerweile verdreifacht, rechnet Jahre später der «Telegraph» nach. 2023 gab es sogar eine BBC-Doku über den heute 63-Jährigen.
Immer wieder, wenn ein neuer Lotto-Glückspilz am Horizont auftaucht, gibt er in den Medien Ratschläge und Tipps. An den Glückspilz vom Dienstag gerichtet sagt er:
Dr. Joseph Roncaioli gewann nie im Lotto – den Gewinnschein löste seine Frau Ibi ein. Sie war es auch, welche die Finanzen des Paares verwaltete. Die zusätzlichen Millionen waren dann aber zu viel.
Ibi begann, mit Geld um sich zu werfen. Sie spielte Glücksspiele, verlor 1000 Dollar an einem Tag, kaufte ein Spiegelgeschäft für 260'000 Dollar. Ihrem Sohn aus erster Ehe vermachte sie je nach Quelle zwischen 800'000 und 2'000'000 Dollar. Das Vermögen schmolz dahin, bis Ibi eines Tages tot auf ihrem Sofa lag.
Eine Autopsie wurde angeordnet und prompt wurden verdächtige Einstichwunden an den Beinen und den Füssen der ungarischen Einwanderin gefunden. Für ihren Tod verantwortlich war ein Cocktail aus Schmerzmitteln und Alkohol. Schnell fiel der Verdacht auf Dr. Roncaioli.
Dieser hatte nun doppelt zu kämpfen. Auf der einen Seite stand da die Anklage, andererseits musste er um seine Besitztümer kämpfen. Ohne sein Wissen hatte seine Frau das Haus auf ihren Namen überschrieben und von ihrem einstmals grossen Vermögen war beinahe nichts mehr übrig.
2008, nach einem langwierigen Verfahren, wurde Dr. Joseph Roncaioli des Mordes an seiner Frau schuldig gesprochen. Er wurde zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt.
Auch dem Aargauer Leo Lüthi (†49) brachte das Geld kein Glück. Der Fabrikangestellte hatte 1986 im Deutschen Lotto 3,2 Millionen Mark (damals ca. 2,64 Millionen Franken) abgeräumt. Statt das Geld sicher anzulegen, verfiel Lüthi dem Alkohol.
1995 starb er an einem Herzversagen. Sein restliches Vermögen (fast 900'000 Franken) vermachte Lüthi gemäss dem «Blick» dem Behindertenheim im aargauischen Bremgarten.
Es gibt nur ganz wenige Geschichten über Schweizer Glückspilze, die an die Öffentlichkeit gelangten. Der berühmteste Schweizer Lotto-Millionär war auch gleich der Erste: Werner Bruni gewann 1979 1,7 Millionen Franken.
Der Berner Oberländer Installateur verspekulierte sich in der Folge mit einem Mehrfamilienhaus und war sieben Jahre später pleite. 2010 veröffentlichte Bruni das Buch «Lottokönig: Einmal Millionär und zurück».
2014 verstarb der erste Schweizer Lotto-Millionär – mehrheitlich verarmt.
Man hat ja immer das Gefühl, dass man es besser machen würde als die anderen.
Ob es wirklich so ist, werde ich trotz gelegentlichem Mitspielen wohl nie erfahren.
Man muss aber bedenken, das in der Schweiz pro Jahr 35-40 Personen neue Lottomilionäre werden und in Deutschland pro Jahr ca. 193. Von denen hört und liest man nichts. Das ist auch gut so und man muss davon ausgehen, das diese "stillen" Personen sehr gut mit Ihrem Lottogewinn umgehen können.
Ich gönne es jedem der einmal im Leben diese Erfahrung machen darf.