* Die Autorin ist Schülerin an der Kanti Wohlen. Im Rahmen ihres Deutschunterrichts verfassen die Schüler auch Konzertberichte, die in die Note einfliessen.
Während seines selbstsicheren Aufritts unterstrich Will Vinson sein Können nochmals deutlich. Ohne grossen Prolog und mit einer Prise Humor wurde das Publikum mit «Desolation Tango», einer schwungvollen, aufblühenden Melodie, vom stressigen Alltag losgelöst.
Auch eines der darauffolgenden Stücke, «Skyrider», liess eine gewisse verspielte Leichtigkeit in den Saal strömen. Das gesamte Konzert wurde von tiefgründig langsamen, zu schwungvollen Stücken durchzogen.
Ganz ohne Gesang gelang es Vinson tatsächlich, die Instrumente für sich sprechen zu lassen. Die einzelnen Solos ergänzten das Konzert mit dynamischer Abwechslung. Der Pianist, Kevin Hays, setzte einen Tin von Klassik, währenddessen Matt Brewer mit dem Cello, für melodische Begleitung, und Henry Cole am Schlagzeug für rhythmische Betonung sorgten.
Der gebürtige Engländer setzte sich früh mit Instrumenten auseinander. Er spielte Klavier, als seine Mitschüler noch Klötze aufeinandertürmten. Seine Begeisterung für Jazz wurde durch Artisten wie Dave Brubeck, Duke Ellington, Ørsted Pedersen und Count Basie geweckt. Er wechselte zum Saxophon, und fing fortan an täglich zu praktizieren. Sein damaliger Musiklehrer bemerkte die Entschlossenheit seines Schülers, eine musikalische Karriere zu starten.
Mit diesen Worten versuchte der Lehrers ihn zu demoralisieren, erreichte jedoch das Gegenteil. Da England seine hohen Ansprüche an Jazz in den 1999ern nicht stillen konnte, zog er nach New York, um dort sein musikalisches Können zu verwirklichen und sich grosszügig in der Jazzszene bewegen zu können.
Will Vinson ist weitgehend dafür bekannt, mit rhythmischer Unabhängigkeit eine neue Ebene von Jazz zu schaffen. Seine Individualität begeistert Jazzliebhaber aus aller Welt. Er selbst beschreibt die Essenz von Jazz als ein Produkt seines Selbst; zu spielen, was man von der Musik erwartet – und nicht etwa nach Noten. Pure Improvisation.
Gekonnt und mühelos fliegen seine Finger über das Saxophon und lassen die entstandenen kraftvollen, wie auch abwechslungsreichen Melodien in die Herzen der Zuhörer fliessen. Laut dem Artisten liegt die Grossartigkeit des Jazz darin, dass man auch aus Fehlern etwas Aussergewöhnliches kreieren kann. Will Vinson ist nicht nur Leader diverser Gruppen, wie er sich am Sonntag zusammen mit drei anderen Musikern auf der Bühne zeigte, sondern spielt hin und wieder als 'Sideman' mit. Das heisst, er wirkt bei anderen Interpreten und Musikproduzenten als Gastmusiker mit. Dabei fällt auf, dass er nicht nur die Jazzszene vertritt, sondern unter anderem auch Folk. Dennoch aber ähneln sich diese Genres im Punkto ruhiger Stimmung.
Für das enthusiastische Publikum schien sich sogar ein weiterer Weg gelohnt zu haben. Die Erwartungen der Jazzbegeisterten wurden bei weitem übertroffen. Der Akzent wurde zum Schluss mit einem Klassiker "Nobody else but me" gesetzt und überzeugte, dass Will's Favorit tatsächlich auch jener des Publikums wurde. Seine Spielweise wurde von vielen Seiten als sensationell beschrieben.
Im nächsten Jahr möchte Vinson sein 6. und 7. Album unter seinem Namen veröffentlichen. Weiterhin möchte er seine Zeit der Musik widmen und diese anhand seiner jährlichen Konzerte an seine Zuhörer vermitteln. Sein zielstrebiger Ehrgeiz brachte ihn um die ganze Welt, und er schaffte es sogar, sich einen weit bekannten Namen in der Jazzszene zu etablieren.