Schweiz
Basel

Schutzbach verliert Lehrauftrag wegen Kritik an «rechtsnationalen» Politikern

Franziska Schutzbach, Feministin, Gender-Forscherin
Bild: Facebook

Umstrittene Feministin – Schutzbach verliert Lehrauftrag an Uni Basel

28.11.2017, 22:2529.11.2017, 10:01
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Die Soziologin Franziska Schutzbach lehrt und forscht an der Universität Basel Gender-Wissenschaften. Auf ihrem privaten Blog «Präzis und Kopflos» bezog sie im Mai 2016 Stellung gegen «rechtsnationale» Politiker. Sie forderte ein Redeverbot und einen wirtschaftlichen Boykott derselben.

«Keine Anzeigen mehr in der Weltwoche, Taxiunternehmen und Fluggesellschaften sollten keine Rechtsnationalen mehr transportieren, Veranstaltungsorte und Hotels keine SVP-Parteizusammenkünfte mehr in ihren Räumlichkeiten zulassen. Mikrofone können auch einfach ausgeschaltet werden. Fernsehsender müssen keine rechten Talkgäste einladen. Zeitungen nicht mehr über sie berichten.»

Die Basler Zeitung machte diese Äusserungen von Schutzbach kürzlich publik. In der darauf folgenden öffentlichen Debatte wurde der Blogeintrag als demokratiefeindlich bezeichnet. So schrieb Schutzbach etwa: «Es braucht eine kompromisslose Entscheidung der Einzelnen, solche Politiker, Parteien und deren Vorschläge nicht mehr zu akzeptieren, nicht mehr umzusetzen. Auch dann nicht, wenn diese gewählt wurden.»

Zahlreiche Beschwerden bei der Uni-Leitung

Bei der Leitung der Uni Basel sind zuletzt zahlreiche Beschwerden eingegangen. Letzte Woche distanzierte sich die Rektorin Andrea Schenker-Wicki öffentlich von Franziska Schutzbach. Ausserdem soll sie sich an den Dekan Walter Leimgruber von der Philosophisch-Historischen Fakultät gewandt haben. Das Zentrum Genderstudies ist seiner Fakultät angegliedert.

Auf Anfrage der Basler Zeitung sagte Leimgruber, dass Schutzbach nicht weiter an der Universität lehren werde. Die Genderwissenschaftlerin habe einen befristeten Lehrauftrag inne, der Ende Januar auslaufe. «Frau Schutzbach hat für das nächste Semester keinen Lehrauftrag erhalten.»* Sie wird also weder Seminare geben noch anderweitig im Auftrag der Uni Lehre betreiben. 

Keine Reaktion auf öffentliche Kritik

Leimgruber betont jedoch, die Entscheidung habe nichts mit der öffentlichen Kritik zu tun. «Die Fakultät lässt sich in ihren Überlegungen nicht von journalistischen Artikeln leiten», hält er fest. Für Schutzbach sei «für das Frühlingssemester 2018 schlicht und einfach kein Lehrauftrag beantragt worden».

*Wie Dekan Leimgruber gegenüber der «Tageswoche» sagte, hat der Redaktor der BaZ, das Wort «erhalten» hinzugedichtet, um es so aussehen zu lassen, als ob die BaZ-Berichterstattung zum Entzug eines irgendwie gearteten Lehrauftrags geführt habe. Falls dem so wäre, wäre dies ein massiver Verstoss gegen die ethischen Richtlinien gemäss der Rechte und Pflichten der Journalistinnen und Journalisten.   

(mik)

Ein ausführliches Interview mit Frau Schutzbach findest du hier:

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62 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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m:k:
28.11.2017 23:43registriert Mai 2014
Die Frau hatte einen befristeten Lehrauftrag und die Entscheidung keinen weiteren Lehrauftrag zu erteilen, sei schon vor einiger Zeit gefallen. Wieso wird im Titel hier impliziert, dass der Lehrauftrag aufgrund ihrer Äusserungen verloren ging?
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Hierundjetzt
28.11.2017 22:40registriert Mai 2015
2017 zum wirtschaftlichen Boykott von Andersdenkenden aufrufen? Aha.

Dass hatten wir bereits in den 30gern des letzten Jahrhunderts und es ging ganz ganz fürchterlich schief.

Nie mehr wieder.
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pamayer
29.11.2017 00:39registriert Januar 2016
https://tageswoche.ch/gesellschaft/causa-schutzbach-bullshit-der-basler-zeitung/

Die Aussagen der baz sind falsch. Schaut nach in der Tageswoche!!!!
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