Tripper, Syphilis und Chlamydien: So heissen die unschönen Begleiterscheinungen eines wilden Wochenendes. In der Schweiz geht die Zahl der Ansteckungen von sexuell übertragbaren Krankheiten gerade durch die Decke. 2018 haben sich laut Zahlen des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) 2900 Schweizerinnen und Schweizer mit dem Tripper angesteckt. Das sind doppelt so viele wie noch vor fünf Jahren.
Den Grund für die steigenden Zahlen sehen Experten bei Datingapps wie Tinder. «Es war noch nie so einfach wie heute, schnell einen Sexpartner zu finden», sagte Urs Karrer, Chefarzt Infektiologie am Kantonsspital Winterthur, im Dezember zu watson.
Doch wer sich auf Geschlechtskrankheiten testen will, sieht sich mit hohen Kosten konfrontiert. Die Krankenkasse übernimmt nur bei dringendem Verdacht auf eine Ansteckung. Weiter haben die Betroffenen, meist junge Menschen, oft hohe Franchisen. Im Endeffekt zahlen sie die Rechnung also selbst.
Deshalb lohnt es sich, zuerst mehrere Angebote von Tests für Geschlechtskrankheiten einzuholen. Ein Vergleich zeigt: Der Preisunterschied kann gewaltig sein. Im Drop-In Labor Invenimus in Kloten zahlt man laut Webseite für die Untersuchung von Blut- und Urinprobe 395 Franken. Getestet wird dabei auf HIV, Hepatitis, Syphilis, Herpes, Chlamydien, Tripper und vier weitere Erreger.
Beim etwas günstigeren Walk-In-Labor in Zürich kostet der Test auf HIV, Syphilis, Tripper und Chlamydien fast 250 Franken. Im Inselspital Bern kann man sich auf die gleichen Krankheiten für nur 120 Franken testen lassen. Wie kommt der Preisunterschied von bis zu 275 Franken zustande?
Christoph Hauser, Oberarzt im Inselspital Bern für Infektiologie, erklärt: «Unsere Tests laufen nicht unter dem Tarifsystem Tarmed und sind somit nicht an die Richtpreise der Analyseliste gebunden. Weil unsere Patienten die Tests selber bezahlen und nicht über die Krankenkasse abrechnen, konnten wir sehr viel bessere Konditionen mit den Labors aushandeln.»
In Zürich gibt es bisher keine Möglichkeit, sich als Selbstzahler zu ähnlichen Konditionen testen zu lassen. Eine schwerwiegende Lücke, denn: «Der Preis ist ein wesentlicher Faktor, wenn es darum geht, Leute zu solchen Tests zu motivieren», warnt Christine Sieber von der Stiftung «Sexuelle Gesundheit Schweiz».
Tatsächlich ist die Nachfrage im Inselspital sehr hoch. «Wir sind manchmal über zwei Wochen im Voraus ausgebucht. Und täglich kommen neue Anfragen hinzu», so Hauser. «Wir würden uns vom Bund wünschen, dass er solche Möglichkeiten schweizweit fördert. Bisher gibt es vergleichbare Angebote meines Wissens nur in wenigen Teststellen, zum Beispiel in Bern und St.Gallen.»
Auch bei der Aids-Hilfe Schweiz sieht man Handlungsbedarf: «Es nützt nichts, wenn wir Prävention betreiben und die Leute sich dann die Tests nicht leisten können oder wollen», sagt Geschäftsleiter Andreas Lehner.
Man sei seit mehreren Jahren daran, in Zusammenarbeit mit den Laboren die Preise der Test für Geschlechtskrankheiten zu senken. «Aber es stimmt, dass es Unterschiede gibt. Diese sind einerseits auf die Tarife des BAGs für Tests, die über die Krankenkassen abgerechnet werden, andererseits auf die Wirtschaftlichkeit der Labore zurückzuführen», so Lehner weiter.
Die allgemeine Entwicklung deute aber darauf hin, dass die Preise in Zukunft sinken würden. Wer sich heute schon zu günstigeren Konditionen testen lassen will, geht am besten in ein der Aids-Hilfe Schweiz angeschlossenes Testzentrum. «Ein Preis von 120 bis 170 Franken für einen Test auf HIV, Syphilis, Tripper und Chlamydien geht in Ordnung, alles andere ist zu teuer», so Lehner.