Schweiz
Bundesrat

Ignazio Cassis hatte doch keinen Kontakt zu lokalen NGOs

Besuch von Glencore-Mine – Ignazio Cassis hatte doch keinen Kontakt zu lokalen NGOs 

Der Besuch von Ignazio Cassis einer Kupfermine von Glencore in Sambia sorgt weiter für Wirbel. Der Bundesrat irritiert mit widersprüchlichen Aussagen über Gespräche mit lokalen NGOs.
17.01.2019, 20:4517.01.2019, 20:51
Mehr «Schweiz»

Vergangene Woche setzte Ignazio Cassis einen Tweet ab, der in der Folge für viel Kritik sorgte. Die Bilder seines Besuchs der Kupferfabrik hatten starken PR-Charakter. Cassis lobte im Tweet die Modernisierung der Mine und zeigte sich beeindruckt.

Doch es hätte durchaus Grund gegeben, die Mine kritisch zu beurteilen. Denn Glencores Kupferfabrik hatte vergangenes Jahr Schwefeldioxid-Wolken ausgestossen, was dazu führte, dass zehn Personen hospitalisiert werden mussten. «Ich dachte, ich ersticke», zitiert SRF ein Opfer, das in der Stadt Mulufira neben der Mine wohnt.

Auch momentan sei die Situation kaum auszuhalten. «Jetzt in der Regenzeit bläst der Wind das ätzende Gas jeden Tag in unser Quartier. Es ist kaum zu ertragen.»

Trotz dieser Vorfälle äusserte sich Bundesrat Cassis zunächst nur lobend gegenüber den Glencore-Minen. Dies obschon er in einem Radio-Interview mit SRF behauptete, er habe auch mit lokalen NGOs über die Situation gesprochen. Es sei tatsächlich so, dass die Situation nun viel besser sei als noch vor 15 Jahren, so der Bundesrat.

Auf schriftliche Nachfrage des SRF gestand nun aber ein Sprecher des EDA ein, dass doch keine Gespräche mit lokalen NGOs stattgefunden hätten. Weder Cassis noch seine Entourage sprachen mit NGOs aus Mufulira. Zwar fanden Gespräche mit zwei NGOs aus der Hauptsadt Lusaka statt, doch diese ist über 400 Kilometer von der Glencore-Mine entfernt.

SRF schreibt weiter, dass die NGOs aus Mufulira Cassis Entourage gerne auf die Schwefelabgase aufmerksam gemacht hätten.

Doch das EDA verbreitet bis heute die Falschinformation auf ihrer Homepage, dass das Mopani-Werk von Glencore die Limiten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) einhalte. Dass das nicht stimmt, bestätigte vergangene Woche sogar ein Glencore-Sprecher selber. (cma)

Wie kreativ sind unsere Bundesräte?

Video: srf
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
36 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Scaros_2
17.01.2019 21:15registriert Juni 2015
Finde der ist nicht tragbar der typ
00
Melden
Zum Kommentar
avatar
Töfflifahrer
17.01.2019 20:54registriert August 2015
Na ja, nach dem Genfer Theater liegt es mir auf der Zunge, FDP eben.
Ja ich weiss Verallgemeinerungen sind nicht OK und sehr eindimensional aber, es kommt schon ein komisches Gefühl auf.
00
Melden
Zum Kommentar
avatar
who cares?
17.01.2019 21:22registriert November 2014
Cassis ist einfach dem Bundesratsamt nicht gewachsen, er bleibt ein Tessiner Lokalpolitiker. Dass er die Ungeschicktheit seines Handelns nicht verstehen kann, muss einem zu denken geben. Nicht tragbar, dieser Typ.
00
Melden
Zum Kommentar
36
Die Verlierer des Credit-Suisse-Debakels hoffen auf den PUK-Bericht
Die Bilanz der Credit Suisse war eine Schönwetterkonstruktion. Was wir seit dem 19. März 2023 alle wissen, hat ein juristisches Nachspiel, das die Schweiz im In- und Ausland gerade heftig herausfordert.

Auf dem Bericht der Parlamentarischen Untersuchungskommission (PUK) ruhen immense Erwartungen. Dem Dokument, das dem Vernehmen nach mit einem Umfang von 500 Seiten noch vor Weihnachten veröffentlicht werden soll, blickt mit grosser Spannung auch eine besondere Gruppe von Credit-Suisse-Verlierern entgegen.

Zur Story