Die Wahl des Bundesrates ist in der Regel eine diffizile Angelegenheit. Denn die sieben Mitglieder der Landesregierung sollen die unterschiedlichsten Anspruchsgruppen angemessen vertreten: Parteien, Sprachen, Landesteile, Geschlechter, Konfessionen.
Doch wie gut sind einzelnen Interessen tatsächlich repräsentiert? Und welche Kriterien könnten – oder müssten! – bei der Wahl des Bundesrats auch noch mitberücksichtigt werden? Wir haben ein paar Zahlen zusammengetragen und machen ein paar Vorschläge.
Heute sind Leute bis 45 Jahre im Bundesrat überhaupt nicht vertreten – Alain Berset ist mit Jahrgang 1972 das jüngste Regierungsmitglied. Dabei stünden den Unter-Vierzigern mindestens drei Sitze zu.
Da es in der Schweizer Bevölkerung eine hauchdünne Mehrheit Frauen gibt, müssten im Bundesrat vier von sieben Mitgliedern Frauen sein. Tatsächlich gab es diese Situation bereits einmal: Von November 2010 bis Ende 2011 sassen mit Micheline Calmy-Rey, Doris Leuthard, Eveline Widmer-Schlumpf und Simonetta Sommaruga vier Frauen in der Landesregierung.
Einen Vegetarier oder gar einen Veganer sucht man in der aktuellen Landesregierung vergeblich. Dabei hätten die 14 Prozent Vegis in der Bevölkerung Anspruch auf genau einen Sitz.
Von den Bundesräten sind nur die Dienstwagen bekannt – alle fahren Mercedes, ausser Johann Schneider-Ammann (Audi) und Doris Leuthard (Tesla). Welche Autos sie allenfalls privat fahren, wissen wir nicht. Eine Zauberformel nach Neuimmatrikulationen würde dem Volkswagen-Konzern (VW, Skoda, Audi etc.) zwei Bundesrats-Sitze bescheren, der Peugeot SA (Peugeot, Citroën, Opel etc.) und der BMW Group je einen. Die restlichen Autobauer müssten sich um die verbleibenden drei Sitze balgen.
Schluss mit dem ewigen Links-rechts-Getue. Die Sache ist klar: Etwa jeder zehnte Schweizer ist Linkshänder. Das gibt (aufgerundet!) einen Sitze für Linke, der Rest geht an die Rechten.
Eine Mehrheit in der Schweiz spricht Deutsch, ihr stehen somit vier Sitze zu. Die beiden anderen grossen Landessprachen Französisch und Italienisch kriegen je einen Sitz, der siebte Sitz schliesslich geht an eine andere Sprache – von Albanisch bis Rätoromanisch ist hier vieles denkbar.
Zeigt sich die offizielle Schweiz heute an einem Sportanlass, muss immer der bedauernswerte Sportminister Guy Parmelin in den sauren Apfel beissen und hingehen. Da könnte sich der Bundesrat besser aufteilen, vor allem, wenn die beliebtesten Sportarten angemessen vertreten wären: zwei Fussball-Freunde, je ein Ski-, Tennis- und Leichtathletik-Fan sowie zwei Anhänger von Randsportarten wie Turmspringen, Seilziehen oder Eishockey.
Heute gibt es eine Dominanz von reformierten Kräften im Bundesrat – was in keiner Weise der Realität entspricht. Diese müsste in der Landesregierung folgendermassen widerspiegelt werden: Drei Katholiken, zwei Reformierte, zwei Konfessionslose.
Die Schweizer Grossstädte sind im Bundesrat zurzeit überhaupt nicht vertreten. Didier Burkhalter (Neuchâtel) und Johann Schneider-Ammann (Langenthal) stammen aus kleineren Städten, die restlichen fünf Magistraten sind Landeier. Das muss aufhören! Städte müssen mindestens drei feste Sitze bekommen, die Landgegenden maximal vier.
Haustiere in den Bundesrat! Wer den Haustier-Proporz umsetzen möchte, müsste den Katzenhaltern zwei feste Sitze zugestehen, den Hündelern einen, ebenso der Kaninchen-Kanarienvogel-&-Co.-Fraktion einen. Drei Sitze gingen an tierlose Vertreter.
Im derzeitigen Bundesrat sind Kinderlose deutlich übervertreten. Sie sind nämlich gleich zu dritt. Anspruch hätten sie lediglich auf einen Sitz.
Alle derzeitigen Bundesräte sind Schweizer durch und durch – schon ihre beiden Elternteile hatten den roten Pass. Dabei hat jeder Dritte in der Schweiz einen Migrationshintergrund. Zeit also, mindestens zwei Bundesräte mit Migrationshintergrund ins Amt zu hieven.
Die Schweiz, ein Volk von Pendlern: Die meisten benutzen dazu das Auto, sie sollten im Bundesrat die Mehrheit stellen. Die restlichen Sitze teilen Bahnfahrer, Nutzer des Nahverkehrs und Fussgänger unter sich auf.