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Corona Schweiz: Zunahme an Infektionen und sehr hohe Dunkelziffer

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Wie hoch die aktuelle Corona-Welle ist, ist wegen der Testmüdigkeit schwierig einzuschätzen.Bild: keystone

Zunahme an Infektionen und (sehr) hohe Dunkelziffer: Die Corona-Situation in 7 Punkten

Die Corona-Fallzahlen steigen in der vierten Woche in Serie. Die hohe Dunkelziffer bleibt ein Unsicherheitsfaktor und am Donnerstag trifft die GDK den Bundesrat. So steht es aktuell in der Schweiz um Covid-19.
19.10.2022, 05:3420.10.2022, 06:28
Reto Fehr
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Die Corona-Fallzahlen nehmen seit einigen Wochen stetig und ziemlich deutlich zu. Am 27. September wurden 16'826 Fälle in einer Woche gemeldet, eine Woche später waren es 25'134, am 11. Oktober dann schon 35'579 und am Dienstag wies das Bundesamt für Gesundheit (BAG) 37'032 neue Ansteckungen aus. Ein Plus von 7,1 Prozent gegenüber der Vorwoche.

Obwohl die Zahlen deutlich zulegen, meldete das BAG heute auch, dass man von einer hohen Dunkelziffer ausgehe. Die Fallzahlen widerspiegeln das Infektionsgeschehen demnach nur eingeschränkt.

Blicken wir auf die aktuellen Entwicklungen.

Fallzahlen steigen

Es ist längst bekannt: Fallzahlen sind nur ein erster Indikator. Ihn isoliert zu betrachten, macht aus verschiedenen Gründen wenig Sinn. Trotz der Testmüdigkeit der Schweizer ist der Anstieg in den letzten Wochen aber deutlich:

Doch wie gesagt: Die nackten Zahlen sagen hier nicht viel aus. Tanja Stadler, die ehemalige Chefin der Covid-Taskforce des Bundes, sagte am Montag, dass sie von einer Dunkelziffer von 4 bis 6 ausgehe. Werden also 5000 positive Tests pro Tag gemeldet, wären das täglich 20'000 bis 30'000.

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Positivitätsrate bleibt viel zu hoch

So bewegt sich die Positivitätsrate in schwindelerregender Höhe. Letzte Woche lag sie bei 40,9 Prozent. Diese Woche bei 43,2 Prozent. Die WHO teilte längst mit: Um ein möglichst genaues Bild der epidemischen Lage zu erhalten, müsste die Positivitätsrate unter fünf Prozent liegen.

Auch die Anzahl der Tests liegt deutlich unter den Werten früherer Spitzentage. Damals liessen sich pro Tag rund 100'000 Personen testen, aktuell sind es täglich im Schnitt etwas mehr als 10'000. Dadurch bleiben viele Infektionen unentdeckt.

Abwasser zeigt höhere Viruslast an

Der Trend zum Anstieg der Viruslast zeigt sich auch im Abwasser. Das Monitoring des Wasserforschungsinstituts Eawag zeigt in den Kläranlagen Werdhölzli ZH, Altenrhein SG und Chur in den vergangenen Tagen mehr Sars-CoV-2 im Abwasser.

ARA Werdhölzli ZH

Abwasser Corona
Violett = Sars-CoV-2-RNA im Abwasser im 7-Tage-Schnitt.
Hellblau = Neue Fälle im 7-Tage-Schnitt.
Bild: eawag.ch

ARA Altenrhein SG

Abwasser Corona
Violett = Sars-CoV-2-RNA im Abwasser im 7-Tage-Schnitt.
Hellblau = Neue Fälle im 7-Tage-Schnitt.
Bild: eawag.ch

ARA Chur GR

Abwasser Corona
Violett = Sars-CoV-2-RNA im Abwasser im 7-Tage-Schnitt.
Hellblau = Neue Fälle im 7-Tage-Schnitt.
Bild: eawag.ch

Hospitalisationen nehmen leicht zu

Auch die Hospitalisationen nahmen im Vergleich zur Vorwoche zwar zu, allerdings nicht in dem Ausmass wie in den Wochen zuvor. Aktuell befinden sich 543 Personen im Spital, das sind 1,3 Prozent mehr Einweisungen als in der Vorwoche.

GDK trifft Bundesrat am Donnerstag

In der derzeit bestehenden normalen Lage sind die Kantone für die Anordnung von Massnahmen zuständig, also zum Beispiel für eine Maskentragpflicht.

Der Vorstand der Schweizerischen Gesundheitsdirektorenkonferenz (GDK) wird sich an seiner ordentlichen Sitzung vom Donnerstag auch mit der aktuellen epidemischen Lage befassen. Ob der Prozess für Empfehlungen zuhanden der Kantone ausgelöst werde, sei offen, hiess es bei der GDK auf Anfrage. Der Bundesrat selbst sagte im Mai, dass er erst bei «besonders heftiger Pandemiewelle» (gefährliche Virusvariante, Gesundheitssystem am Anschlag) wieder eingreifen möchte.

Maske im Spital wieder häufiger

Die sich abzeichnende Verschärfung der Corona-Situation veranlasst erste – vor allem im Gesundheitsbereich tätige – Organisationen dazu, erneut Massnahmen zu ergreifen oder ihre bestehenden Regeln auszuweiten. Besonders oft greifen die Betriebe dabei auf die Maskenpflicht zurück. So gilt etwa im Universitätsspital Zürich sowie im Kantonsspital Winterthur seit Kurzem eine «generelle Maskenpflicht».

Auch am Kantonsspital Aarau müssen alle, die ein- und ausgehen, eine Maske tragen. Ähnlich handhaben das auch die Kantone Tessin und Solothurn. Dort haben die Regierungen vor Kurzem eine Maskenpflicht für alle Spitäler angeordnet.

Andere Spitäler haben die Maskenpflicht gar nie aufgehoben. Im Universitätsspital Basel etwa gelte die «Maskenpflicht im Patientenbereich» seit deren Einführung durchgehend, sagt eine Sprecherin. Auch das Inselspital Bern hat die Maskenpflicht bei Patientenkontakt stets beibehalten.

Und was macht der ÖV?

Die ÖV-Branche sieht derzeit keinen Handlungsbedarf. Seit dem 1. April herrscht keine Maskenpflicht mehr. Verschiedene Vertreter äusserten sich zuletzt dahin gehend, dass dieses Thema momentan nicht aktuell sei. Anders wird dies in Deutschland gehandhabt: Seit dem 1. Oktober gilt im Fernverkehr FFP2-Maskenpflicht. Die Bundesländer können diese auch auf den Regionalverkehr ausweiten.

Mit Material der SDA.

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199 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Nuggt
19.10.2022 07:35registriert März 2021
Ja genau und meine Tochter wird von ihrem Arbeitgeber (APH) gerügt, weil sie sich mit Erkältungssymptomen testen lässt und bis zum Erhalt vom Ergebnis zuhause bleibt...
War diese Vorgehensweise anfangs Jahr noch Vorschrift, wirds jetzt von vielen Arbeitgebern kritisiert. Wir sind schon wieder dort angekommen, wo wir vor der Pandemie waren. Kranke Mitarbeitende sollen noch so lange arbeiten, wie es ohne Schweissausbrüche und Kollapse geht.
Vorbei ists mit der Solidarität, dafür gibts ja die Impfung
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AltaLumina
19.10.2022 07:18registriert Mai 2015
Hier meine Erklärung zur Situation:

Jede/r mit Husten und Schnupfen momentan:
'keine Angst, ist nicht Corona 🤷‍♂️'

'Wie weisst du das? Bist du testen gegangen?'

'Nö, aber es fühlt sich nicht so an...'

🤷‍♂️
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Aspirin
19.10.2022 08:07registriert Januar 2015
Der Vergleich mit Influenza ist mittlerweile für die meisten betreffend Morbidität und Mortalität berechtigt. Der Unterschied liegt bei der Ansteckungsfähigkeit von Corona (R0 Influenza 1.5-2, SARS-CoV-2 mind. 6). Daraus folgt, dass viel mehr Leute viel schneller angesteckt werden und dann ausfallen. Was könnte man machen: Testen (auch Antigentest ist gut) und die Konsequenzen daraus ziehen, nämlich freiwillig Maske tragen (optimalerweise FFP2) oder halt zuhause bleiben. Und schon wird die Kurve flacher, und der Bus fährt, das Gipfeli wird gebacken.
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