Schweiz
Feminismus

Frauenkampftag: Am Tag der Frau wird der Feminismus ausverkauft.

Frauen demonstrieren im Maerz 1989 in Luzern mit Tranparenten am Internationalen Frauentag. (KEYSTONE/Str)
So geht Feminismus: Frauen in Luzern am internationalen Frauenkampftag 1989.Bild: KEYSTONE

Feminismus als Verkaufsargument: Basteln, Schminken und Striptease am Frauenkampftag

Für den 8. März werben Unternehmen mit Aktionen speziell für Frauen – und reproduzieren dabei Rollenbilder aus den 50er-Jahren.
07.03.2019, 19:14
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Spätestens seit der #Metoo-Bewegung kommt niemand mehr um den Feminismus herum. Sogar Modeläden wie H&M verkaufen jetzt T-Shirts mit feministischen Aufdrücken, Miley Cyrus hat sich zur grössten Frauenrechtlerin aller Zeiten erklärt und Karl Lagerfeld (möge er in Frieden ruhen) liess seine Models mit antisexistischen Bannern über den Laufsteg stöckeln. Es ist klar: Der Feminismus ist mitten in der Gesellschaft angekommen.

Dass sich aus Kommerz gut Kapital schlagen lässt, ist eine Binsenwahrheit. In der Agenda von findigen Unternehmern ist darum der kommende Freitag fett in der Agenda markiert. Sie wissen: Der 8. März, internationaler Frauenkampftag, ist eine optimale Gelegenheit, um weibliche Kundschaft zu ködern.

Doch solche Aktionen können ins Auge gehen. So organisiert Orell Füssli, die grösste Buchhandlung der Schweiz, am 8. März die «Nacht der Frau». In vierzehn Filialen in der Deutschschweiz können Frauen ein «vielfältiges Programm» und einen «anregenden und amüsanten Abend» erleben.

Konkret sieht das dann so aus: In der Buchhandlung Stauffacher in Bern beispielsweise können Traumfänger gebastelt und Schmuck gestaltet werden. Im Obergeschoss gibt ein Make-Up-Artist gratis Schmink-Tipps. In der Filiale Meissner in Aarau kocht die Autorin Ursula Furrer aus ihrem Kochbuch «Kochen für Freunde». In der Buchhandlung Zap in Brig ist die ehemalige Bachelorette Frieda Hodel zu Besuch und gibt Gesundheits- und Lifestyle-Tipps. Ausserdem verrät eine Mode-Expertin die Fashiontrends 2019.

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Bei dem Frauenbild, das Orell Füssli mit seinen Veranstaltungen reproduziert, fragt man sich: Was kommt als nächstes? Putztipps für eine strahlende Küche? Oder ein Massagekurs zur Entspannung des hart arbeitenden Ehemannes? In den sozialen Medien erntet die Buchhandlung Spott und Häme.

Mit ihren stereotypen Vorstellungen von Frauenwünschen ist Orell Füssli nicht allein. Am Freitagabend steigen in der ganzen Schweiz zugunsten des Weltfrauentags spezielle Frauenpartys. In der «Mausefalle» in Zürich können Frauen das «goldene Glas Prosecco, das nie leer wird» geniessen.

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Der Club «Hardone» in Zürich lockt Frauen mit einem Gratis-Eintritt, einem gesunden Buffet, Low-Calorie-Drinks und einem geschenkten Goodie Bag an.

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Im Nachbarland Deutschland geht es gar noch expliziter zur Sache. Im Hotel Jembo Park in Jena erwartet die Frauen ein Begrüssungssekt, ein mediterranes Snackbuffet, ein Menstrip und ein DJ.

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Gut gemeint ist das Gegenteil von gut. Bestimmt meint es keiner der Organisatoren der Aktionen böse, sondern will eigentlich den Frauen einen Gefallen machen. Inwiefern die Veranstaltungen feministisch sein sollten und was sie mit dem 8. März am Hut haben, ist wenig nachvollziehbar. Damit es das nächste Jahr etwas besser klappt mit dem Feminismus, hier nun ein paar Tipps:

  • Frauen wollen ihr Getränk selber wählen – und entscheiden sich allenfalls für Prosecco.
  • Niemand will Traumfänger basteln!
  • Die primären Probleme am Weltfrauentag drehen sich nicht um Low-Carb-Diäten oder die falsche Make-Up-Foundation.
  • Es gibt Frauen, die nicht gerne kochen.
  • Frauen brauchen am 8. März keine Männer, die für sie strippen. Sie brauchen das – wenn schon – jeden Tag. 😎

(sar)

So haben Schweizerinnen das Wahlrecht erworben

Video: srf
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44 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Tartaruga
07.03.2019 19:40registriert Januar 2016
Man stelle sich jetzt vor, wie das ankäme wenn es Männer statt Frauen wären bezüglich stripper. No go
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Juliet Bravo
07.03.2019 19:38registriert November 2016
Erstaunlich finde ich, dass das den Verantwortlichen jeweils gar nicht auffällt. Bei Orell-Füssli beispielsweise hätte man doch thematische Lesungen oder Frauenbiographien anbieten können.
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Deep sea
07.03.2019 21:28registriert Juli 2015
Ich verstehe den Artikel und bin auch gegen diese Rollenbilder. Aber sollten sie nun Handwerkerkurse anbieten?

Für mich stellt sich genell eine Frage zum Thema. Vielleicht hat jemand eine Antowrt.

Was ist rein von der Biologie her, von der Natur her typisch Mann, typisch Frau? Ich meine, was machen Frauen wirklich gern, weil sie es von sich aus wollen, und was machen sie bloss, weil es Ihnen die Gesellschaft seit Jahrhunderten vorschreibt (Rollembild)?

Z.B. Geburt und gebären und co. kann rein biologisch gesehen nie zu einem Männerthema werden.

Ich hoffe, meine Frage ist verständlich.
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