Zwei Wochen bleiben Z'graggen, um sich im Sprint-Wahlkampf für den Bundesrat zu positionieren.Bild: KEYSTONE
So wird Heidi Z'graggen von der Outsiderin zur Bundesrätin
Die Uhr tickt für die in Bern weitgehend unbekannte Urner CVP-Bundesratskandidatin Heidi Z'graggen. Polit-Beobachter sagen, wie sie dem Sprint-Wahlkampf den Stempel aufdrücken kann.
Es ist eine Herkulesaufgabe: Gut zwei Wochen bleiben der Urner CVP-Regierungsrätin Heidi Z'graggen, um eine Mehrheit der 246 National- und Ständeräte von sich zu überzeugen.
Ihr grosses Handicap: Als Kantonspolitikerin ist sie im Gegensatz zu ihrer Kontrahentin Viola Amherd im Bundeshaus wenig bekannt. Vier Experten sagen, wie sie den Sprint-Wahlkampf trotzdem für sich entscheiden kann.
Franz Steinegger
Urner FDP-Doyen
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FDP-Urgestein Franz Steinegger (75) stammt wie Z'graggen aus dem Kanton Uri. Als FDP-Präsident hat er bei etlichen Bundesratswahlen die Fäden im Hintergrund gezogen.
Heidi Z'graggen ist eine sehr umgängliche und ungeschliffene Politikerin. Sie geht Probleme lösungsorientiert und unvoreingenommen an. Damit kann sie sicher punkten. Sie sollte sich jetzt aber keinesfalls bei den Parlamentariern anbiedern. Aufdringlichkeit ist trotz des Zeitdrucks fehl am Platz. Es bringt nichts, jetzt mit möglichst vielen National- und Ständeräten Kaffee trinken zu gehen. Die damalige Genfer Regierungsrätin Micheline Calmy-Rey rannte während ihres Wahlkampfs auch nicht überall herum. Entscheidend werden die Hearings vor den Fraktionen sein.
Die Publizistin Esther Girsberger beobachtet die Vorgänge im Bundeshaus seit Jahren. 2011 schrieb sie ein Buch über die damalige BDP-Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf, die 2008 bei der Blocher-Abwahl als Regierungsrätin den Sprung in den Bundesrat schaffte.
Die grösste Stärke von Z'graggen ist ihre Authentizität, ihre öffentliche Wahrnehmung hat mich beeindruckt. Sie hat keinen Parlaments-Stallgeruch, Ideologien gehen ihr auf den Wecker. Sie darf sich jetzt auf keinen Fall in Bundesbern «verbiegen». Sie muss nun jene National- und Ständeräte treffen, die sich noch nicht entschieden haben. Punkten kann sie mit ihrer unternehmerischen Erfahrung, insbesondere mit dem auch aus Umwelt-Sicht gelungenen Mega-Projekt von Sawiris in Andermatt. Ich erachte ihre Wahlchancen als durchaus intakt.
Iwan Rickenbacher
Kommunikationsberater
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Der Schwyzer Kommunikationsberater Iwan Rickenbacher kennt als früherer CVP-Generalsekretär (1988–1992) die Abläufe vor Bundesratswahlen aus dem Effeff.
Es bleibt nicht mehr viel Zeit. Entscheidend ist, dass sich Z'graggen minutiös auf die Gespräche und Hearings vorbereitet. Welche Fragen kommen, was sind mögliche Fallstricke? Elementar ist weiter, dass sich Z'graggen Fraktionsmitgliedern, die ihr nahestehen, als Sparring-Partner holt und die Anhörungen bei den Parteien simuliert. Ob sie sich dabei von externen Beratern unterstützen lässt, ist ihr überlassen.
Über 20 Jahre lang berichtete Hanspeter Trütsch als SRF-Bundeshauskorrespondent aus Bern. Dementsprechend viele Bundesrats-Wahlkämpfe hat er an vorderster Front miterlebt.
Jetzt zählt für Heidi Z'graggen jede Stunde bis zur Wahl am 5. Dezember. Sie braucht ein klares Kommunikationskonzept und eine sehr gute Performance, um die richtigen Parlamentarier zu treffen und für sich gewinnen zu können. Dazu wird sich Z'graggen wohl die Unterstützung eines PR-Beraters holen, der mit der Berner Mechanik vertraut ist. Ihr Handicap: Man kennt die Urnerin in Bern nicht. Sie muss ihren Trumpf Zentralschweiz ausspielen – allenfalls im Rahmen einer Medienkonferenz, begleitet von Innerschweizer Kantonsvertretern. Dabei muss sie nochmals öffentlich erklären, weshalb gerade sie Bundesrätin werden sollte. Ohne diese breite regionale Abstützung ist es aus heutiger Sicht fast nicht machbar, dass sie die Wahl tatsächlich schafft.
Das sagt Z'graggen
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Hat sie einen PR-Berater engagiert? Wer managt ihren Wahlkampf? Z'graggen gibt dazu auf Anfrage von watson keine Auskunft: «Wir bitten um Verständnis, dass wir keine Auskünfte zu Aufbau und Ablauf der Kampagne erteilen können», liess sie über den Info-Chef des Kantons Uri ausrichten.
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Die beliebtesten Kommentare
Gurgelhals
20.11.2018 14:10registriert Mai 2015
Ich weiss nicht, wer in 2 Wochen als Nachfolgerin von Doris Leuthard in den Bundesrat gewählt wird.
Was ich aber ganz genau weiss: Dieser hyperventilierende Zgraggen-Hype, den die Medien nun krampfhaft veranstalten, hat schon nach wenigen Tagen angefangen zu nerven. Jetzt doch einfach mal abwarten und nur berichten, wenn es wirklich etwas Substantielles zur Sache zur berichten gibt. Ansonsten: Die Fraktionen einfach in Ruhe ihre Hearings machen lassen und dann sehen wir dann am 5. Dezember was passiert.
Ähm, irre ich mich oderversucht Watson Heidi Z'graggen mit einer Welle von Artikeln zu pushen? Irgendwie würde ich auch gerne mehr über die anderen Kandidat_innen erfahren. Die Watson-Berichterstattung ist zur Zeit etwas gar einseitig und auf Frau Z'graggen fixiert.
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