Bei zwei Krebs-Patienten am Berner Inselspital trat Ende letzten Jahres eine Blutvergiftung ein. Wie die behandelnden Ärzte feststellten, hatten sich beide Patienten mit multiresistenten Bakterien infiziert. Dabei handelte es sich um Enterokokken, die gegen eine Gruppe von Antibiotika resistent sind.
Unbekannt waren den Ärzten die Erreger nicht. Derselbe Bakterienstamm wurde schon bei Patienten in Australien gefunden. In Europa ist der australische Keim jedoch neu.
Der australische «Super-Keim» verbreitete sich darauf rasant weiter, wie Recherchen der Sendung «10vor10» zeigten. Obwohl das Spital sofort reagierte und alle Patienten, die mit den Infizierten in Kontakt waren, isolierte, wurde der Keim in den letzen acht Monaten auf rund 230 Patienten im Spital übertragen.
«Das ist der grösste Fall eines multiresistenten Spitalkeims, den wir in der Schweiz bisher gesehen haben», sagt Andreas Widmer, Präsident der Spitalhygieniker-Vereinigung (Swissnoso) gegenüber «SRF». Wegen seiner Multiresistenz wirken nur noch zwei bis drei Reserve-Antibiotika.
Todesfälle aufgrund des multiresistenten Erregers gab es laut Jonas Marschall, Chefarzt Spitalhygiene am Inselspital, bislang noch nicht. Dennoch bleibt der Super-Keim weiterhin gefährlich. Weil viele Spitalpatienten nach wenigen Tagen verlegt werden, müssen auch Rehabilitationszentren, Pflege- und Altersheime in den Kantonen Bern und Wallis grosse Vorsicht walten lassen.
Der australische Super-Keim vom Inselspital ist unterdessen zur Bundessache geworden: Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hat eine Task Force zur Bekämpfung des multiresistenten Erregers gegründet. Das Ziel der Arbeitsgruppe ist es, einheitliche Hygiene-Richtlinien für alle Schweizer Spitäler festzulegen. Im Gegensatz zum kantonal organisierten Gesundheitswesen kennen Superkeime nämlich keine Kantonsgrenzen. (ohe)