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Berner Inselspital kämpft gegen australischen Super-Keim – ohne Erfolg

THEMENBILD ZUM BERICHT UEBER DIE AUSWIRKUNGEN DER PERSONENFREIZUEGIGKEIT AUF DEN SCHWEIZER ARBEITSMARKT --- Eine Intensivpflegerin beschaeftigt sich mit Patienten im nigelnagelneuen Intensivbehandlung ...
Experten sprechen vom «grössten Fall eines multiresistenten Spitalkeims, den wir in der Schweiz bisher gesehen haben».Bild: KEYSTONE

Berner Inselspital kämpft gegen australischen Super-Keim – ohne Erfolg

Das Berner Inselspital versucht laut Recherchen der Sendung «10vor10» seit Monaten einen Super-Keim auszurotten. Dieser verbreitet sich jedoch munter weiter. 
08.09.2018, 08:1208.09.2018, 08:21
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Bei zwei Krebs-Patienten am Berner Inselspital trat Ende letzten Jahres eine Blutvergiftung ein. Wie die behandelnden Ärzte feststellten, hatten sich beide Patienten mit multiresistenten Bakterien infiziert. Dabei handelte es sich um Enterokokken, die gegen eine Gruppe von Antibiotika resistent sind. 

Unbekannt waren den Ärzten die Erreger nicht. Derselbe Bakterienstamm wurde schon bei Patienten in Australien gefunden. In Europa ist der australische Keim jedoch neu.

Der australische «Super-Keim» verbreitete sich darauf rasant weiter, wie Recherchen der Sendung «10vor10» zeigten. Obwohl das Spital sofort reagierte und alle Patienten, die mit den Infizierten in Kontakt waren, isolierte, wurde der Keim in den letzen acht Monaten auf rund 230 Patienten im Spital übertragen.

«Das ist der grösste Fall eines multiresistenten Spitalkeims, den wir in der Schweiz bisher gesehen haben», sagt Andreas Widmer, Präsident der Spitalhygieniker-Vereinigung (Swissnoso) gegenüber «SRF». Wegen seiner Multiresistenz wirken nur noch zwei bis drei Reserve-Antibiotika. 

Todesfälle aufgrund des multiresistenten Erregers gab es laut Jonas Marschall, Chefarzt Spitalhygiene am Inselspital, bislang noch nicht. Dennoch bleibt der Super-Keim weiterhin gefährlich. Weil viele Spitalpatienten nach wenigen Tagen verlegt werden, müssen auch Rehabilitationszentren, Pflege- und Altersheime in den Kantonen Bern und Wallis grosse Vorsicht walten lassen.

Der australische Super-Keim vom Inselspital ist unterdessen zur Bundessache geworden: Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hat eine Task Force zur Bekämpfung des multiresistenten Erregers gegründet. Das Ziel der Arbeitsgruppe ist es, einheitliche Hygiene-Richtlinien für alle Schweizer Spitäler festzulegen. Im Gegensatz zum kantonal organisierten Gesundheitswesen kennen Superkeime nämlich keine Kantonsgrenzen. (ohe)

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52 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Crazyscientist
08.09.2018 10:49registriert März 2017
Dieser Keim konnte sich nur entwickeln weil wir seit Jahrzehnten Reserveantibiotika (Antibiotika zur Bekämpfung multiresistenter Keime)tonnenweise in der Mastzucht einsetzen. Die Schweiz ist da keine Ausnahme, das Problem ist global. Massnahmen zur Senkung werden von Bern immer abgewiesen, der Bauernverband ist einfach zu mächtig.
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ChiliForever
08.09.2018 10:39registriert November 2016
Tja, so etwas passiert, wenn Antibiotika weltweit schon quasi vorbeugend auf Nutztiere verteilt werden und viele Menschen sich schon nach drei mal husten welche verschreiben lassen ...
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Loe
08.09.2018 13:19registriert Juni 2017
Resistenzen gibt es vor allem auch deswegen, da Bakterien seit Jahrmillionen leben und die Menschen vielleicht par 10'000 Jahre. Der Erfolg der Bakterien basiert darauf, sich durch Mutation, Selektion und Gentransfer schnell anzupassen. Die Antibiotika übernehmen nur eine schnellere Selektion was den Prozess beschläunigt. Passiert wäre es früher oder später sowieso - durch puren Zufall.

Antibiotika sollen eingesetzt werden, aber gezielt! Das richtige Antibiotika im richtigen Moment ist das entscheidende (ist allerdings nicht ganz so einfach wie es vielleicht klingt.)
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