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Weltfrauentag: So viele Frauen sitzen in der Schweizer Politik

So viele Frauen sitzen im Schweizer Parlament Teaserbild
Der Nationalrat in der Schweiz besteht aus 200 Mitgliedern. Wie viele davon Frauen sind, erfährst du in der Story.Bild: unsplash / watson

So viele Frauen sitzen in Parlamenten – der grosse Ländervergleich

In der Schweiz haben Frauen in der Politik erst seit 53 Jahren ein Mitspracherecht. Zuvor regierten ausschliesslich Männer über die Schweiz. Hier erfährst du, wie es heutzutage um den Frauenanteil steht und wie wir im weltweiten Vergleich abschneiden.
08.03.2024, 11:1608.03.2024, 16:27
Julia Neukomm
Julia Neukomm
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Heute ist internationaler Weltfrauentag! Seit 1921 streiken am 8. März weltweit Frauen für mehr Gleichberechtigung. Einen grossen Einfluss für eine fairere Welt hat bekanntlich die Politik. Wie viele Frauen heutzutage in den Parlamenten sitzen und wie es in der Schweiz aussieht – wir liefern die wichtigsten Zahlen und Fakten.

Frauen in der Politik weltweit

Das globale Thema des Internationalen Frauentags 2024 lautet «Inspire Inclusion» und steht im Einklang mit dem diesjährigen Thema der Vereinten Nationen «Invest in women: Den Fortschritt beschleunigen». Die Europäische Kommission schreibt am 7. März 2024 vor dem Internationalen Frauentag:

«Der Anteil der Frauen in der Politik ist heute noch weit davon entfernt, unsere vielfältigen Gesellschaften zu repräsentieren. Der Gesamtanteil weiblicher Abgeordneter in den einzelnen Parlamenten oder Unterhäusern liegt derzeit bei durchschnittlich 33 Prozent in den EU-Mitgliedstaaten und 26,5 Prozent weltweit. Wir müssen weiterhin mehr tun, um die Einbeziehung von Frauen in die Politik anzuregen und zu fördern.»

Im Januar 2024 hatten nur 5 der 27 EU-Mitgliedstaaten weibliche Staatsoberhäupter. Weltweit sind nur 26,7 Prozent der Parlamentssitze, 35,5 Prozent der Sitze in Kommunalverwaltungen und nur 28,2 Prozent der Führungspositionen in der Arbeitswelt mit Frauen besetzt.

Nationale Parlamente

Dennoch überraschen manche Länder mit ihrem hohen Frauenanteil in den nationalen Parlamenten. So ist – laut der Daten-Plattform IPU Parline – in Ruanda der Frauenanteil im Parlament weltweit am höchsten (Stand: Februar 2024). Rund 61 Prozent Frauen sind dort Mitglied der grossen Abgeordnetenkammer, das sind 49 Frauen von 80 Mitgliedern. Hinter dem ersten Platz von Ruanda liegen Kuba und Nicaragua. Der Frauenanteil im Parlament von Kuba beträgt 56 Prozent und in Nicaragua sitzen 54 Prozent Frauen in der grossen Kammer. Mit einem Frauenanteil von 38,5 Prozent (Nationalrat) liegt die Schweiz im weltweiten Vergleich auf Platz 34.

Überraschende 50 Prozent Frauen sitzen im Parlament der Vereinigten Arabischen Emirate (Platz 6). Das Einkammersystem dort hat jedoch mehr eine beratende Funktion als gesetzgeberische Aufgaben. Wie viel Macht und Mitspracherecht die Parlamente der einzelnen Länder tatsächlich haben, kann von Land zu Land sehr unterschiedlich ausfallen. Nicht alle Länder, die ein Parlament haben, haben auch eine Demokratie als Staatsform.

Wie demokratisch die Welt ist, erfährst du hier:

Schlusslichter sind die Länder Oman, Tuvalu und Jemen, die gar keine Frauen in ihren Parlamenten verzeichnen. In Ländern wie Afghanistan, Sudan und Myanmar wurden keine Daten erfasst.

Zu den Daten:
IPU Parline erfasst die globalen Daten von nationalen Parlamenten. Die Daten werden in Zusammenarbeit mit den nationalen Parlamenten weltweit erstellt, welche die Daten bereitstellen und überprüfen.

So viele Frauen sassen im Februar in nationalen Parlamenten:

Frauen in der Schweizer Politik

Bundesrat

Der Schweizer Bundesstaat wurde von 1848 bis 1984 ausschliesslich von Männern regiert. Erst mit der Einführung des Frauenstimmrechts auf Bundesebene am 7. Februar 1971 bekamen Frauen ein Mitspracherecht. 13 Jahre später wurde mit Elisabeth Kopp aus der FDP die erste Frau in den Bundesrat gewählt.

Vereidigung der ersten Frau zur Bundesraetin: In Begleitung von zwei Weibeln hebt Elisabeth Kopp am 2. Oktober 1984 in Bern bei ihrer Vereidigung im Nationalratssaal die rechte Hand zum Schwur.
Elisabeth Kopp, die erste Bundesrätin der Schweiz.Bild: KEYSTONE

2010 gab es mit der Wahl von Simonetta Sommaruga zum ersten Mal eine Frauenmehrheit im Bundesrat. Heute sind drei von sieben Bundesräten (Viola Amherd, Karin Keller-Sutter und Elisabeth Baume-Schneider) Frauen. Gesamthaft haben zehn Frauen das Amt der Bundesrätin ausgeübt oder üben es noch aus.

National- und Ständerat

Die ersten eidgenössischen Wahlen, an denen Frauen als Stimmbürgerinnen und Kandidatinnen teilnehmen durften, fanden am 31. Oktober 1971 statt. Zu diesem Zeitpunkt schafften es elf Frauen in den Nationalrat, was einem Anteil von 5,5 Prozent entspricht. Über die Jahre ist der Frauenanteil im Nationalrat stetig gestiegen und erreichte 2019 einen neuen Höchststand mit 42 Prozent Frauen.

Im letzten Jahr fanden neue Parlamentswahlen statt. Dabei ist der Frauenanteil im Nationalrat wieder auf 38,5 Prozent gesunken. Von den 200 Mitgliedern sind aktuell 77 Frauen. 2023 wurde im Ständerat mit einem Frauenanteil von 35 Prozent ein neuer Höchstwert erreicht. Von 46 Mitgliedern sitzen heute 16 Frauen im Ständerat.

Mit 70 Prozent Frauen hat die GLP den grössten Frauenanteil im Nationalrat. Daraufhin folgt die SP mit 59 Prozent und die Grünen mit 57 Prozent. Die SVP ist die Partei mit den meisten Mitgliedern im Nationalrat. Von den 62 SVP-Mitgliedern sind nur 12 Frauen, was einem Anteil von 19 Prozent entspricht.

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Frauenstreik 1991
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Frauenstreik 1991
Plakat zum landesweiten Frauenstreik vom 14. Juni 1991 mit dem Motto: «Wenn Frau will, steht alles still». Das Sujet stammt von Grafikerin Agnes Weber. (bild: schweizerisches nationalmuseum / asl)
quelle: schweizerisches nationalmuseum / asl
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Zum Weltfrauentag gibt's von euch ganz viel Liebe
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53 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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777Jah
08.03.2024 07:42registriert Januar 2024
Ich denke in der Schweiz sind wir gut dabei. Man darf nicht vergessen, dass sich tendenziell mehr Männer für eine Position in der Politik interessieren und vor allem motivieren. Hier dann Frauen einzusetzen einfach nur einer Quote wegen, bringt ja dann auch keinen Mehrwert. Grundsätzlich sollte sowieso gelten: Wer am kompetentesten ist, sollte die Position bekommen, egal welches Geschlecht.
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nukular
08.03.2024 06:48registriert Juni 2016
Es kommt doch nicht darauf an wieviele frauen oder männer oder whatever irgendwo vertreten sind.. mir ist es ziemlich schnurz egal ob die person ein schnäbeli hat oder nicht! Der job muss einfach richtig gemacht werden!
Genau dasselbe gilt für andere branchen..es braucht keine quote von weiblichen acts an einem openair..sondern die musik steht im fokus, egal ob männlein oder weiblein...
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Den Sternen so nah
08.03.2024 07:47registriert Juli 2023
Nebst den eindrücklichen Zahlen würde mich mehr interessieren, was sich in den letzten
20 Jahren, dank dem steigenden Frauenanteil tatsächlich verbessert hat. Ich sehe da keine essenziellen Wandlungen oder Fortschritte. Es sind mehr oder weniger immer die gleichen Themen, mit denen sich Parlament und BR befassen. Ausser natürlich die Tagesaktuellen.
Wäre ein Bericht, eine Zwischenbilanz wert, wie sich die Frauen beim Regieren bemerkbar machen und wie sie gutes fürs Land und die Bevölkerung tun.
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