In über 70 Staaten wurde der AstraZeneca-Impfstoff schon zugelassen. Über 11 Millionen Dosen wurden bisher davon gespritzt. Nachdem es jetzt bei einigen wenigen Impfungen in der Folge zu Komplikationen kam, stoppten einige Länder die Impfung mit dem britisch-schwedischen Vakzin. Schauen wir uns genauer an, was der Stand der Dinge ist.
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In Dänemark gab es Berichte über schwere Fälle von Blutgerinnseln bei Personen, die mit dem Mittel gegen Covid-19 geimpft worden seien. Unter anderem wird von einem Todesfall berichtet. Man könne jedoch zu diesem Zeitpunkt noch nicht feststellen, ob ein Zusammenhang zwischen der Impfung und den Blutgerinnseln bestehe, teilt die dänische Gesundheitsverwaltung mit.
Dänemark entschied darauf vorsorglich, Impfungen mit dem AstraZeneca-Impfstoff für 14 Tage auszusetzen. Weitere Länder zogen nach (siehe Punkt 5). Der dänische Gesundheitsminister Magnus Heunicke sprach von einer Vorsichtsmassnahme. Nach 14 Tagen will die Regierung neu entscheiden, ob der Impfstoff wieder zum Einsatz kommt. Heunicke betonte, dass man die Dosen nicht ablehne, sondern die Verabreichung pausiere. Bisher wurde im Land rund 142'000 Menschen der AstraZeneca-Impfstoff gespritzt.
Das ist unklar. Klar ist: Es gab neben einigen Fällen thrombotischer Ereignisse (z.B. Lungenembolie) einen Todesfall in Dänemark mit einem Blutgerinnsel, das nach der Impfung auftrat.
In Österreich wurden in den letzten Tagen drei Fälle mit Nebenwirkungen vermeldet. In Zettl verstarb am Montag eine 49-jährige Krankenschwester, eine 35-jährige Kollegin musste mit einer Lungenembolie ins Spital und am Dienstag kam ein dritter Fall einer 51-Jährigen mit Lungenembolie in der Steiermark dazu. Die letzten zwei Betroffenen seien allerdings auf dem Weg zur Besserung.
Ebenfalls soll es in Italien zu Fällen gekommen sein, die nach der Verabreichung mit AstraZeneca-Dosen auftraten.
Am Montag meldete dann auch der deutsche Gesundheitsminister Jens Spahn, dass man Impfungen mit Astrazeneca aussetze. In Deutschland sei es zu sieben Fällen von Thrombosen in den Hirnvenen gekommen, alle stünden im zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung.
Die Gesundheitsbehörden Österreichs hatten nach dem ersten Fall Restbestände der Produktionslinie zurückgerufen. 37'000 Dosen wurden schon verimpft, nur 6000 kamen zurück.
Thrombotische Ereignisse gehören eigentlich nicht zu den typischen Nebenwirkungen des AstraZeneca-Vakzins. Aufgrund der aktuellen Daten gibt es keinen ersichtlichen Zusammenhang. Obwohl die Bereitschaft in Österreich sinkt, sich mit dem AstraZeneca-Impfstoff gegen Corona impfen zu lassen, will Österreich vorerst weiterhin damit impfen.
Auch in Italien reagierte die medizinische Aufsichtsbehörde AIFA und rief eine Produktionslinie zurück. Auch dort habe es schwere Vorfälle und Todesfälle gegeben. Auch in Rumänien gab es Rückrufe einer bestimmten Charge des Impfstoffs.
In über 70 Staaten ist der AstraZeneca-Impfstoff bereits zugelassen. Nach Dänemark meldeten schon am vergangenen Donnerstag weitere Staaten, dass sie vorerst auf Impfungen mit AstraZeneca verzichten. Diese Woche kamen weitere dazu.
Alle Staaten betonen, dass es sich um Vorsichtsmassnahmen im Zusammenhang mit dem britisch-schwedischen Vakzin handle. Dennoch betonten die Behörden, dass zwischen der Impfung und Blutgerinnseln kein Kausalzusammenhang bewiesen sei.
Norwegens Gesundheitsinstitut FHI teilte mit, die rund 122'000 Menschen, die in Norwegen die Impfung erhielten, sollen sich nicht unnötig Sorgen machen. Wenn sich ein Zusammenhang zwischen dem Impfstoff und Blutgerinnsel herausstellen würde, wäre dies eine äusserst seltene Nebenwirkung. Diese Staaten setzen für ihre Impfkampagnen nun verstärkt auf andere Corona-Impfstoffe wie den von Biontech/Pfizer. Weiter unbestritten ist jedoch die Wirksamkeit der Impfung, wie die Arzneimittelbehörde in Deutschland mitteilt.
Die EU hält bisher weitestgehend am Impfstoff AstraZeneca und seiner Wirksamkeit fest. Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) liess verlauten, dass man «an der positiven Bewertung des zugelassenen AstraZeneca-Impfstoffs festhalte».
In Grossbritannien, das beim Impfplan aufs Tempo drückt und schon rund elf Millionen Menschen mit dem AstraZeneca-Vakzin geimpft hat, fährt mit den Impfungen fort. Man habe trotz Überwachung nicht mehr Fälle von Blutgerinnseln festgestellt.
Ebenso Tschechien und Polen halten an Astrazeneca fest. «Der positive Nutzen des Impfstoffs ist unleugbar - und es gibt keinen Grund für Befürchtungen», sagte der tschechische Gesundheitsminister Jan Blatny nach einer Kabinettssitzung am Montag. Die beiden Staaten verimpften zusammengerechnet bereits zwei Millionen Dosen.
Das Aussetzen der AstraZeneca-Impfung kommt nicht überall gut an. So kritisiert der deutsche Mediziner Mathias Pletz, Direktor des Instituts für Infektionsmedizin und Krankenhaushygiene der Universität Jena, dass die Massnahme wohl mehr schade, als nütze.
Er geht von ca. fünf Prozent mehr Menschen aus, die sich durch die Entscheidung mit dem Virus anstecken: «Die Entscheidung verursacht wahrscheinlich mehr Schaden, als dass sie potenzielle Impfkomplikationen verhindert, von denen wir derzeit nicht einmal wissen, ob es überhaupt Impfkomplikationen sind.»
In der Schweiz lässt die erwartete Zulassung von AstraZeneca weiter auf sich warten. Swissmedic teilte am Mittwoch mit, dass man weiterhin auf entscheidende Daten zur Beurteilung warte.
For the COVID-19 vaccines authorised in Switzerland to date, Swissmedic had received meaningful results from large-scale clinical trials. The situation for Astra Zeneca is different:
— Swissmedic (@Swissmedic_) March 10, 2021
Die Schweiz bestellte bei AstraZeneca schon im Oktober vertraglich 5,3 Millionen Impfdosen. Wird das Vakzin zugelassen, wird diese Lieferung über mehrere Monate verteilt erwartet.
Im Februar gab es zudem Berichte, wonach die AstraZeneca-Dosen weiterverkauft werden, da man im Mai mit anderen (wirksameren) Impfstoffen rechne. BAG-Vizedirektorin Nora Kronig erklärte dazu: «Es gibt Überlegungen, den Stoff weiterzugeben.» Ein Rücktritt vom Vertrag war vor einigen Wochen kein Thema. Vor zwei Tagen sagte Anne Lévy im Interview mit watson zum möglichen Weiterverkauf dazu: «Das stimmt so nicht. Wir warten auf die Zulassung durch Swissmedic und würden uns freuen, wenn dies geschieht.»
Das Unternehmen reagierte auf die jüngsten Stopps: «Sicherheit steht an oberster Stelle und das Unternehmen überwacht die Sicherheit seines Vakzins kontinuierlich», schrieb die Medienstelle von Astrazeneca Schweiz am Montag.
Bisher seien für die gesamte EU und Grossbritannien 15 Fälle von tiefer Beinvenenthrombose (TVT) und 22 Ereignisse von Lungenembolie bei den insgesamt 17 Millionen Geimpften gemeldet worden, schreibt Astrazeneca Schweiz.
Das seien viel weniger Thrombosen als natürlicherweise in der Allgemeinbevölkerung dieser Grösse zu erwarten wären. Die Anzahl der Problemfälle sei vergleichbar mit anderen zugelassenen COVID-19-Impfstoffen, wie zum Beispiel bei der Impfung von Pfizer/Biontech.
Es gebe laut Hersteller keine Hinweise auf vermehrte Blutungen bei den über 60'000 eingeschriebenen Studienteilnehmenden. Die Pandemie habe zu einer erhöhten Aufmerksamkeit bei einzelnen Fällen geführt:
Es werden weitere Studien durchgeführt. Ergebnisse wird es allerdings wohl erst in ein paar Wochen geben. Österreichs Infektiologe Herwig Kolleritsch von der Med-Uni in Wien sagte: «Es ist klar, dass es auch dann keine hundertprozentige Sicherheit geben wird.» Man müsse immer die Nutzen-Risiko-Bewertung durchführen – «und diese sei noch immer hoch positiv».
In den USA sammeln sich derweil gemäss einem Zeitungsbericht viele ungenutzte Dosen des Corona-Impfstoffes von AstraZeneca an. Allein 30 Millionen Impfdosen seien bereits in einer Anlage im Bundesstaat Ohio abgefüllt, weitere Dosen sind in einem Labor in Maryland produziert worden, schrieb die Zeitung. Der grosse Vorrat an diesem bereits in mehr als 70 Ländern zugelassenen Impfstoff habe zu einer Diskussion in Washington darüber geführt, ob dieser nicht an andere Staaten abgegeben werden solle, die ihn mehr benötigten.
Mit Material der sda.
Ich würde mir den spritzen lassen. Besser als nichts. Besonders, wenn man jung und sonst gesund ist.
Warum kann man den nicht einfach für die die wollen zulassen und den anderen anbieten, dass sie sonst eben ein paar Monate warten und sich danach mit Moderna impfen lassen?
Hier wäre etwas mehr Eigenverantwortung wohl keine schlechte Lösung.
AstraZeneca ist im Vergleich zur Konkurrenz deutlich günstiger (CHF 2 vs CHF 12-17). Und auch wenn die Pharmafirmen reduzierte Gewinnspannen versprochen haben, fahren sie trotzdem Milliarden ein.