Angela Magdici wird mit 15 Monaten bedingt bestraft – und sie stellte sich in «TalkTäglich» massiver Kritik der TeleZüri-Zuschauer. «Das müsste sich langsam schon mal legen», sagt die ehemalige Wärterin mit Blick auf die Empörung – und zeigt auch im Laufe der Sendung mehr Erstaunen über die Reaktionen als Reue für die Tat.
Ihr Anwalt verweist darauf, dass der Tat keine finanziellen Gründe zugrunde lagen. «Sie war jedoch auf der Flucht», wirft Moderator Markus Gilli ein, «was, wenn etwas passiert wäre?» Huber entgegnet: «Wenn sie dabei etwa eine Tankstelle überfallen hätte, wäre es etwas anderes gewesen.» Die Richter hätten insofern ein gerechtes Urteil gefällt.
Anwalt Huber führt aus, dass seiner Klientin in Frankreich bis zu zehn Jahren Haft geblüht hätte. «Aber bei uns ist [das Strafmass] herabgestuft worden. Ein unabhängiges Gericht hat entschieden, das ist unser Rechtsstaat. Sie hat auch keine anderen Aufseher beeinflusst.»
Seine Mandantin ergänzt: «Ich würde nichts anders machen. Es ist, wie es ist.». Gilli hakt nach: Bereut die 33-Jährige ihr Handeln nun, oder nicht? Magdici gibt sich konsequent: «Wenn ich etwas Schlechtes gemacht habe, sage ich nicht: ‹Hätte ich bloss nicht ...› Es ist einfach passiert», rechtfertigt sich die Verurteilte.
Später sagt sie: «Ich finde es erstaunlich, wie viel Energie die Leute aufwenden können, um gegen uns zu hetzen.» Emotionen verschliesst sich der Talkshow-Gast. Ausser wenn es um Hassan Kiko geht. Man könne ihr Handeln im Nachhinein als Selbstjustiz auslegen, gibt Magdici zu. «Aber das war nicht mein Punkt. Ich wollte mit dem Hassan in Freiheit zusammen sein.»
Inzwischen arbeitet die Schweizerin nachts in der Lebensmittelbranche. Sie habe «mega viele Bewerbungen» schreiben müssen und sei zumeist mit «blöden Floskeln» abgelehnt worden. Als Indiz, dass die Frau tatsächlich auch konsequent ist, könnte man diese Aussage werten: Eine Person, eine Zürcher Treuhandfirma, hat mir offen und ehrlich geschrieben, dass sie sich nicht trauen [mich anzustellen]. Das rechne ich ihnen hoch an.»
Und ist sie zufrieden mit dem Job? Die Antwort ist Ja, und der Grund dafür ist hinter Gittern zu finden. «Ich habe unter der Woche immer Zeit für Hassan. Ich war zuletzt einmal in der Woche im Gefängnis. Das ist nicht schön, ich kann mich nicht daran gewöhnen, aber ich bin froh, dass ich ihn überhaupt einmal in der Woche unter Aufsicht für eine halbe Stunde lang sehe.»
Zuvor habe sie drei Monate Kontaktverbot gehabt und sei deshalb nun «gottefroh». Gilli fragt: Ist eine Hochzeit schon geplant? «Das Datum weiss ich noch nicht», bestätigt Magdici. Will das Paar Kinder? «Wenn Gott will: Ja.» Apropos Gott: Stimmt es, dass sie konvertieren will?
Es folgt ein verbaler Eiertanz. «Ich glaube an Gott, ja.» Gilli bohrt nach: Will sie die Konfession wechseln? «Das tönt jetzt so offiziell ...» Gilli: «Wollen Sie zum Islam übertreten?» Magdici: «Ich glaube an Gott. Ich glaube, es gibt einen Gott. Und Mohammed ist ein Prophet, ja.»
Ins Gefängnis muss Magdici zwar nicht, aber der Strafbefehl über 125'000 Euro wird einen Gang zum Friedensrichter nötig machen, so Anwalt Huber. Hinzu kämen Kosten für die Rechtsvertretung und ihr Scheidungsverfahren. «Sie wird daran zu knabbern haben.» Gilli fragt dessen Mandantin, ob die Existenzängste habe? Die Replik: «Nein, das ist eine Zahl. Ich arbeite 100 Prozent.»
Geld in die leere Kasse könnte der Verkauf ihrer Geschichte einbringen. «Wir haben einige Angebote am Laufen, aber das steht nicht im Fokus. Aber übel wäre das nicht», erklärt die 33-Jährige. Huber führt aus, eine «renommierte Filmproduktion» und mehrere Verlage seien interessiert. Klar ist: Die Einnahmen würden zur Schuldentilgung genutzt und nicht Magdici reich machen.
Was bleibt, ist ein emotionaler Graben. «Es gibt Fälle, bei denen die Volksseele nicht so kocht», wundert sich Magdici. Recht hat sie sicher, wenn es um solche Reaktionen geht, wie sie Anwalt Huber beschreibt. Es geht um «eine Morddrohung bei Facebook, bei der man gesagt hat, man würde Frau Magdici vergasen.»
Aber wundern kann man sich auch darüber, was sich die Frau für die Zukunft wünscht. «Dass man Hassan auch als Menschen sieht.» Das ist der Mann natürlich – aber gibt es in diesem Moment denn nichts Wichtigeres? Für sie augenscheinlich nicht. Es muss Liebe sein.