Die Schweizer Labore sind am Anschlag. Mit den bis zu 80'000 PCR-Tests pro Tag haben die Schweizer Laboratorien die Kapazitätsgrenze erreicht. Mehr Auswertungen gehen kaum mehr.
Das hat Konsequenzen. Der Kanton Aargau hat am Mittwoch bereits entschieden, die Massentests an Schulen und in Firmen aus Kapazitätsgründen bleibenzulassen.
Und auch Dieter Burki vom Dachverband der medizinischen Laboratorien Schweiz rät, auf die repetitiven PCR-Speicheltests an Schulen und in Betrieben wegen der Labor-Engpässe zu verzichten. Weiterhin getestet werden sollen Personen mit Covid-Symptomen und deren Angehörigen sowie in Spitälern und Altersheimen.
Alle anderen sollen auf Antigen-Tests ausweichen. Diese sind zwar ebenfalls ein erprobtes Mittel im Kampf gegen die Pandemie. Sie sind gemäss dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) aber weniger zuverlässig als ein PCR-Test.
Das bringt zwei Probleme mit sich:
Einerseits ist es fragwürdig, dass mit Rekordwerten von mehr als 30'000 Infektionen pro Tag nicht mehr uneingeschränkt auf eines der zuverlässigsten Mittel im Kampf gegen die Pandemie gesetzt werden soll. Vor allem, weil ein Blick ins Ausland zeigt, dass man es auch anders machen könnte.
In der österreichischen Hauptstadt Wien wurden kurz vor Weihnachten durchschnittlich 241'300 PCR-Gurgeltests pro Tag ausgewertet. Kapazitäten hätte es für bis zu 500'000 Tests täglich gehabt. Das sind über sechsmal mehr als in der ganzen Schweiz derzeit pro Tag ausgewertet werden. Möglich gemacht haben das die Stadt Wien und die Wirtschaftskammer, die mit einem privaten Labor, der Post und dem Lebensmitteleinzelhändler REWE zusammenspannten.
Es stellt sich also die Frage: Haben der Bund und die Kantone wirklich genug getan, um die hiesigen Laboratorien zu unterstützen?
Dass man mehr Ressourcen in PCR-Tests hätte stecken können, ist nur das eine: Soll zukünftig ein positiver Antigen-Test alleine reichen, um eine Covid-Infektion festzustellen, müssen diese Tests einwandfrei durchgeführt werden.
Doch das Geschäft mit den Antigen-Tests wird immer undurchsichtiger. Viele private Anbieter drängen in den Markt, denn es lockt das schnelle Geld. Ob dort aber anwendungsgerecht getestet wird, wird von den Kantonen nur stichprobenartig überprüft.
Kommt hinzu, dass bei den Tests hochsensible Gesundheitsdaten mit im Spiel sind. Im Oktober machte watson publik, dass ein Testanbieter aus Bern die Gesundheitsdaten der Getesteten per WhatsApp an dutzende Personen verschickte. Das Testcenter wurde daraufhin geschlossen.
Viele kantonale Gesundheitsdirektoren wissen nicht einmal, wie viele Zentren gerade auf den Strassen stehen, geschweige denn wer sie betreibt. Das birgt Potenzial für Missbrauch.
Soll in Zukunft vor allem der Antigen-Test die PCR-Knappheiten abfedern, dann braucht es zwingend einheitliche Regelungen bei der Bewilligung von Testzentren und eine Behörde, die garantiert, dass die Antigen-Tests auch sauber durchgeführt werden. Stichproben alleine reichen dann nicht mehr aus.