Preiskampf geht weiter: Jetzt werben auch Kiosk und Avec mit billigeren Produkten
Im Schweizer Detailhandel ist eine Preisschlacht ausgebrochen. Der Preis für das Pfund Brot ist auf unter einen Franken gesunken, die Migros hat ihre «Tiefpreis»-Linie lanciert, und Aldi wirbt mit bis zu 30 Prozent günstigerem Fleisch. Diesem Trend kann sich auch der Kiosk-Konzern Valora nicht entziehen. Er senkt nun die Preise diverser Artikel.
Auf Plakaten wirbt der zur mexikanischen Femsa-Gruppe gehörende Händler damit, dass «Lieblingsprodukte dauerhaft im Preis reduziert» werden. Abgebildet sind etwa Schokoriegel, Getränke und Zweifel-Chips. Valora-Sprecherin Alexandra Tschan sagt, seit dem 1. September habe Valora die Preise bei über 100 Artikeln um durchschnittlich 20 Prozent gesenkt. Fast ein Drittel des Sortiments sei billiger geworden, vor allem in den Kategorien Getränke, Süsswaren und Snacks.
Umgesetzt wird die Preissenkung in den Läden der Formate Avec und K Kiosk. In den Kiosks sinkt beispielsweise der Preis für eine Halbliter-Flasche Coca-Cola von 3.80 auf 1.95 Franken. Die gleich grosse Flasche Evian-Wasser kostet neu 1.75 statt vorher 3.85 Franken, ein Emmi Energy Drink 3.30 statt 3.95 Franken. In Avec-Läden wird der Preis für die Flasche Cola von 2.25 auf 1.65 Franken reduziert und jener für das Evian-Wasser von 1.75 auf 1.20 Franken. Die Dose Red Bull kostet in Avec-Läden neu 2.15 statt 2.95 Franken.
Migros und Co. setzen Valora unter Druck
Die Anpassungen erfolgen laut Valora-Sprecherin Tschan etappenweise. Die Preissenkungen seien dank Effizienzgewinnen möglich, sagt sie. Diese würden dank einer «verstärkten Fokussierung» auf frische «Food to go»-Angebote möglich.
Allerdings dürften auch die Preissenkungen der Konkurrenz den Kiosk-Riesen unter Druck gesetzt haben. Viele Konsumentinnen und Konsumenten sind zwar bereit, am Kiosk oder im Convenience-Laden etwas mehr zu bezahlen, wenn sie dafür keinen Umweg machen müssen. Davon profitiert Valora mit seinem dichten Netz von 789 Kiosk-Verkaufsstellen und 350 Avec-Läden, die oft zentral an Verkehrsknotenpunkten liegen oder zu Tankstellen gehören.
Doch wenn der Preisunterschied zu einem gewöhnlichen Supermarkt zu hoch wird, nehmen wieder mehr Kunden den Weg dorthin auf sich. Zuletzt senkten Händler wie Migros, Aldi oder Coop auch Preise für klassische Kiosk-Produkte. Damit vergrösserte sich die Preisdifferenz zu den Valora-Formaten – und sei es nur die gefühlte. Schliesslich kommunizieren die Händler Preiserhöhungen, die es auch immer wieder gibt, selten so offensiv wie die Preissenkungen.
Hinzu kommt, dass Coop und Migros mit ihren Formaten Coop Pronto, Migrolino und Mio stark wachsen und damit Valora im Convenience-Bereich Konkurrenz machen. Der Kiosk-Betreiber dürfte sich deshalb zu einer Reaktion genötigt gefühlt haben. Mit der Preissenkung nimmt Valora schliesslich auch Umsatzeinbussen in Kauf.
Valora verfehlt das eigene Expansionsziel
Im Gegensatz zu den meisten Supermarkt-Ketten sind die Preise bei Valora allerdings nicht in allen Läden gleich. In Avec-Filialen in weniger belebten Gegenden, die stärker als Nachbarschaftsläden fungieren, sind viele Produkte günstiger als in Filialen in Bahnhöfen, wo die Mieten und die Frequenzen hoch sind. Das sagte Roger Vogt, der Detailhandelschef von Valora, vor gut einem Jahr bei der Eröffnung des Formats «The Kitchen» in Zürich zu CH Media.
Unter diesem Namen lancierte Valora damals Avec-Filialen, in die eine Küche eingebaut ist. Dort gibt es auch Burger, Döner oder Tagesmenüs zu kaufen. Gemäss eigenen Angaben betreibt Valora mittlerweile fünf Läden mit einem solchen Kitchen-Angebot.
Das Ziel, bis Ende 2024 insgesamt 400 Avec-Filialen in der Schweiz zu betreiben, verfehlte Valora allerdings. Gemäss Angaben auf der Internetseite sind es derzeit 350 Filialen. An Tempo verloren hat die Expansion beispielsweise in den Bahnhöfen der SBB.
Exemplarisch dafür steht, dass Valora zwei Avec-Filialen im Zürcher Hauptbahnhof schloss respektive schliessen musste. In eine davon quartierte die Bahn das ähnliche Convenience-Format «Point» des britischen Anbieters SSP ein. Branchenkenner vermuten, dass die Bahn damit ihre Abhängigkeit von Valora verringern und bewusst eine Konkurrenz in den Bahnhöfen aufbauen will. Demnach könnten SSP und andere Konkurrenten künftig öfter zum Zug kommen, wenn eine Fläche eines Convenience-Ladens neu ausgeschrieben wird. (aargauerzeitung.ch)
