Lesen, weil es unterhält; lesen, weil es entspannt; lesen, weil man etwas lernt – das sind die Hauptgründe, warum Deutschschweizerinnen und Deutschschweizer zu Büchern greifen. Die Erkenntnisse gehen aus dem Lesebarometer 2025 hervor. Die repräsentative Umfrage hat das Forschungsinstitut Sotomo im Auftrag von Ex Libris durchgeführt. Zusammen haben sie die Studie am Donnerstag veröffentlicht.
Der Online-Buchhändler in Besitz der Migros gehört zu den drei grössten Buchhändlern in der Deutschschweiz. Mit dieser Studie hat er dafür gesorgt, dass erstmals gezeigt wird, wie die Deutschschweiz liest. «Die Studie beleuchtet dabei nicht nur die Lesegewohnheiten und -vorlieben, sie macht deutlich, dass Bücher für viele Menschen Orientierungshilfen in einer unübersichtlichen Welt sind und sie zu ihnen eine tiefe emotionale Verbindung besitzen», heisst es auf den ersten Seiten.
Zudem vergleicht die Studie die Nutzung von Büchern mit der von sozialen Medien. «Dabei wird ein Kontrast sichtbar, der kaum grösser sein könnte: Während soziale Medien Energien rauben, verschafft das Lesen von Büchern neue Energie für den Alltag», schreiben die Autorinnen und Autoren.
Gerade einmal 29 Prozent der Befragten finden, dass soziale Medien gut zum Abschalten seien. Noch tiefer ist die Zustimmung zu Aussagen, dass soziale Medien zu Allgemeinwissen oder Kreativität beitrügen (jeweils 20 Prozent) und 17 Prozent meinen, soziale Medien förderten die persönliche Entwicklung.
«Wie beurteilen Sie die Nutzung von sozialen Medien als Beschäftigung in der Freizeit?»
Umgekehrt bewerten die Befragen das Lesen deutlich positiver: es fördere das Allgemeinwissen (82 Prozent) und die persönliche Entwicklung (81 Prozent) und es erleichtere das Abschalten im Alltag (77 Prozent).
Bemerkenswert ist zudem, dass Menschen, die lesen, ein deutlich besseres Image geniessen als jene, die ihre Zeit in den sozialen Medien verbringen. Leserinnen und Leser gelten bei den Befragten als wissbegierig (86 Prozent), intellektuell (73 Prozent) und kreativ (36 Prozent) – dies, obwohl «Plattformen wie Instagram und TikTok auf Selbstdarstellung und kreativen Ausdruck ausgelegt sind», so die Studie. 84 Prozent der Befragten sind (eher) der Meinung, dass Lesen attraktiv macht. «Ein beeindruckendes Ergebnis, das zeigt, wie stark das Bild der Lesenden mit positiven Eigenschaften aufgeladen ist.»
«Welche der folgenden Begriffe assoziieren Sie mit Personen, die viel lesen?» – «Und welche der folgenden Begriffe assoziieren Sie mit Personen, die viel Zeit auf sozialen Medien verbringen?»
Dem gegenüber werden überwiegenden Nutzerinnen und Nutzern von sozialen Medien Eigenschaften wie oberflächlich (68 Prozent), langweilig (18 Prozent) oder eigenbrötlerisch (13 Prozent) zugewiesen. Positiver bewertet werden diese Menschen nur im Sinn davon, dass sie als modern gelten, während Leserinnen und Leser eher als altmodisch wahrgenommen werden.
Zu den Lesegewohnheiten stellt die Studie fest, das besonders in den Ferien gelesen wird, vor dem Einschlafen und am Wochenende. Dabei schwingen Romane (68 Prozent), Krimis und Thriller (57 Prozent) sowie Sachbücher (53 Prozent) obenaus. Zur erotischen Literatur geben immerhin 17 Prozent an, dass sie diese nicht gern in der Öffentlichkeit lesen.
«Welche Genres lesen Sie am liebsten?»
Bei den beliebtesten Genres gibt es zudem – wenig erstaunlich – Unterschiede zwischen den Geschlechtern: zu Romanen greifen vor allem Frauen, während Männer die Spannung in Krimi und Thriller sowie die Information in Sachbuch und Fachliteratur bevorzugen. Die Begründung dafür: «Romane fördern das Einfühlungsvermögen und regen die Fantasie an, Sachbücher erweitern den Horizont und geben Sicherheit im Gespräch», resümiert die Studie.
Die Studienautorinnen und -autoren haben nicht nur nach dem Lesen als solchem gefragt, sondern auch nach dem Medium Buch. Dazu haben sie herausgefunden, dass Schweizerinnen und Schweizer Bücher gerne besitzen und diese ebenso gerne in ihren Regalen ausstellen. Demnach sind Bücher «treue Begleiter, Erinnerungsstücke und Ausdruck persönlicher Werte und Geschichten».
Entsprechend geben 41 Prozent der Befragten an, dass sie mehr als hundert gedruckte Bücher besitzen, wobei nachvollziehbar ist, dass der Bücherschatz bei den 36- bis über 55-Jährigen grösser ist als bei den unter 35-Jährigen.
«Wie viele gedruckte Bücher besitzen Sie?»
«Wie viele davon haben Sie ungefähr gelesen?»
Und: «Eine beeindruckende Mehrheit von 66 Prozent der Befragten gibt an, (fast) alle ihrer Bücher vollständig gelesen zu haben.» Hier unterscheiden sich die Altersgruppen nicht voneinander. Bemerkenswert ist indes, dass Menschen mit höherem Bildungsabschluss häufiger Bücher besitzen die sie nicht gelesen haben. Für 86 Prozent aller Befragten sind die eigenen Bücher Schätze, die einen Platz im Bücherregal haben.
«Lesen Sie jedes Buch fertig, das Sie angefangen haben?»
Doch die Befragten hüten ihren Schatz nicht nur, sondern mehr als die Hälfte teilt ihre Bücher auch gern und verschenkt sie an Familie und Freunde. Dadurch wird das Leseerlebnis weitergetragen und Lesen erhält eine soziale Bedeutung.
(pre/sda)