Die St. Galler FDP-Ständerätin Karin Keller-Sutter will Bundesrätin werden. In ihrem Heimatort Wil hat sie am Dienstagnachmittag ihren Entscheid bekanntgegeben und den Weg dazu erklärt.
09.10.2018, 10:0016.10.2018, 14:39
Fünf lange Minuten sass Karin Keller-Sutter im Wiler Stadtsaal vor einem guten Dutzend Kameras. Sie sagte kein Wort und wartete exakt bis 15 Uhr, bis sie die Medien informierte und die Spekulationen über ihre Ambitionen beendete.
Sie werde sich der Partei für die Nachfolge von Johann Schneider-Ammann «gerne zur Verfügung stellen», erklärte die St. Galler Ständerätin. In der letzten Woche habe sie sich darüber mit ihrem Umfeld ausgetauscht und die Situation analysiert.
Was Karin Keller-Sutter über das Bundesratsamt denkt:
Video: watson/Helene Obrist
Vor nicht allzu langer Zeit hätte sie sich diesen Entscheid nicht vorstellen können, räumte sie ein. Zum Umschwung trug einiges bei: In den vergangenen sieben Jahren im Ständerat habe s ie viel dazugelernt. Sie arbeitete in Kommissionen mit und habe geholfen, Brücken zu bauen und Kompromisse zu finden. «Ich habe nun den Rücken und den Kopf frei für das Amt», sagte sie.
Warum hat Keller-Sutter solange gewartet, bis sie vor die Medien trat:
Video: watson/Helene Obrist
Über Parteigrenzen getragen
Sie habe auch das Gefühl erhalten, im Ständerat über die Parteigrenzen hinaus getragen zu werden. «Auch das gab mir den Mut, erneut anzutreten», sagte die Ständeratspräsidentin. Sie sei in ihrem Leben mit Tiefpunkten und Niederlagen konfrontiert gewesen. Damit spielte sie unter anderem auf die verlorenen Bundesratswahl von 2010 an.
2010 war Karin Keller-Sutter noch als St. Galler Regierungsrätin im zweitletzten Wahlgang um einige wenige Stimmen an Johann Schneider-Ammann (FDP) und Jean-François Rime (SVP) gescheitert, die danach den Sitz unter sich ausmachten. «Ich werde alles tun, um dieses Mal gewählt zu werden», sagte Karin Keller-Sutter. «Aber es kommt, wie es kommen muss.»
Darum entschied sich Keller-Sutter für eine erneute Kandidatur:
Video: watson/Helene Obrist
Ostschweizer Vertretung gefordert
Aus der Ostschweiz wir d seit längerem eine Vertretung im Bundesrat gefordert. Dies reiche aber nicht als einzige Qualifikation, betonte Keller-Sutter. Ihre Erfahrungen in der Bundespolitik, in der Privatwirtschaft, im internationalen Umfeld und im Verbandswesen seien eine gute Basis für dieses Amt. Zu Fragen des FDP-Tickets oder der Frauenvertretung im Bundesrat wollte sie sich nicht äussern.
Die FDP sieht nun folgendes Prozedere vor: Bis am 24. Oktober müssen die Kantonalparteien die Kandidaturen melden. Nominiert wird dann am 16. November durch die Fraktion. Am 5. Dezember finden schliesslich die Ersatzwahlen in den Bundesrat statt.
Andere mögliche Kandidaten für den frei werdenden FDP-Bundesratssitz haben sich bereits selbst aus dem Rennen genommen: Ständerat Andrea Caroni aus Appenzell Ausserrhoden verzichtet aus familiären Gründen und Carmen Walker Späh will lieber Zürcher Regierungsrätin bleiben.
Mehr zur Bundesratskandidatur von Karin Keller-Sutter folgt in Kürze auf watson.ch.
Es gibt keine weiteren Fragen der Medienvertreter.
Keller-Sutter sagt, dass es nicht wichtig sei. Sie bewerbe sich für ein Amt und nicht für ein Departement. Schlussendlich sollte man in allen Dossiers bewandt sein.
KKS betont, dass der Aspekt der Landesteile oder des Geschlechts alleine nicht genügt, um gewählt zu werden und weist auf ihre letzte Kandidatur hin.
KKS betont, dass sie von Parlamentskollegen eine grosse Unterstützung erfahren habe. Sie habe parteiübergreifend Rückhalt erfahren.
Keller-Sutter stellt sich den Medien.
Dobler betont die Wichtigkeit der Wirtschaft für die Schweiz. KKS sei geeignet dafür, um im Parlament mehrheitsfähige Kompromisse durchzubringen.
Gemäss Müller sei momentan sei die westliche Schweiz übervertreten. KKS sei jedoch nicht nur eine geeignete Vertretung der Ostschweiz, sondern auch sehr kompetent. Sie politisiere nahe am Zentrum und sei parteiübergreifend akzeptiert. Müller betont, dass KKS auch die kantonalen Interessen gut vertreten könne.
Die Kompetenz von KKS sei unbestritten. Die FDP St.Gallen sei stolz darauf, eine Bundesratskandidatin ernennen zu können. Sie sei bodenständig, fröhlich und dossierfest.
Keller-Sutter will dem Land etwas zurückgeben. Sie sagt, das Amt als Bundesrätin könne aber auch sehr befriedigend sein.
Die vielen Anfragen von Politikerkollegen habe sie zusätzlich ermutigt, erneut zu kandidieren.
Keller-Sutter sagt, sie habe in den letzten Jahren den Parlamentsbetrieb kennengelernt. Auch ihre langjährige Erfahrung als Regierungsratsmitglied lehrte sie viel.
Nach reiflicher Überlegung habe sie sich dazu entschieden, sich für die Wahl bereit zu stellen.
Ständeratspräsidentin Karin Keller-Sutter wird um 15.00 Uhr vor die Medien treten.
Er tritt ab: Die lustigsten Auftritte von Bundesrat Schneider-Amman
Video: watson/nico franzoni
Das könnte dich auch noch interessieren:
FDP-Parteipräsident Thierry Burkart kritisiert die Bezüge von UBS-Chef Sergio Ermotti. Der Tessiner habe zwar nach der Zwangsfusion der CS und der UBS Vertrauen geschaffen. Doch seine Vergütung von 14,4 Millionen Franken nach neun Monaten an der Spitze der UBS sei unverhältnismässig und stossend und «schlicht eine Ohrfeige».