Schweiz
Pegida

Facebook löscht Account von Schweizer Rechtspopulisten Ignaz Bearth

ZU DEN EIDGENOESSISCHEN WAHLEN VOM 18. OKTOBER 2015 STELLEN WIR IHNEN AUS UNSERER PORTRAITSERIE "EIN TAG IM LEBEN VON..." FOLGENDES BILDMATERIAL ZUR VERFUEGUNG - WEITERE BILDER FINDEN SIE AU ...
Ignaz Bearth kandidierte 2015 für die Direktdemokratische Partei Schweiz für den Nationalrat.Bild: KEYSTONE

173'000 Likes futsch: Facebook löscht Accounts von Schweizer Rechtspopulist Ignaz Bearth

Facebook hat mehrere Fanseiten und private Accounts des ehemaligen Pegida-Aktivisten Ignaz Bearth gesperrt. Die Social-Media-Aktivitäten des Ostschweizers beschäftigten jüngst auch die deutsche Justiz. 
04.09.2017, 13:4705.09.2017, 05:01
Mehr «Schweiz»

Facebook war sein Sprachrohr: Auf der Social-Media-Plattform rief Ignaz Bearth zu Kundgebungen auf und verbreitete seine Parolen. Über 173’000 Personen hingen ihm dabei virtuell an den Lippen. Damit ist nun Schluss: Facebook hat sowohl die Fanseite als auch das private Nutzerkonto von Bearth gelöscht, wie der «Spiegel» (Artikel online nicht verfügbar) in seiner aktuellen Ausgabe schreibt.

Bearth hatte in der Schweiz als Kopf des hiesigen Ablegers der Pegida-Bewegung («Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes») Bekanntheit erlangt. Nach einem Streit mit Pegida-Chef Lutz Bachmann schloss ihn dieser jedoch aus der Organisation aus. An den Nationalratswahlen 2015 hatte Bearth in St.Gallen zudem erfolglos für die von ihm gegründete Direktdemokratische Partei Schweiz kandidiert, die inzwischen mit der Partei National Orientierter Schweizer (Pnos) fusioniert hat.

Bearth war auf Facebook in der rechten Szene extrem gut vernetzt. Seine Social-Media-Aktivitäten beschäftigten jüngst auch die deutsche Justiz. Der Vorwurf: Letzten Dezember soll der Ostschweizer auf seiner Facebook-Seite ein Foto der deutschen Grünen-Politikerin Renate Künast gepostet haben – versehen mit einem gefälschten Zitat. Darin bringt Künast nach einem Mord an einer 19-jährigen Studentin in Freiburg vermeintlich Verständnis für den Täter auf: Man müsse dem «traumatisierten jungen Flüchtling» helfen, auch wenn er getötet habe.

Wie der «Spiegel» schreibt, kamen die Berliner Staatsanwälte zum Schluss, Ignaz Bearth sei tatsächlich der «Urheber» des erfundenen Zitats. Dennoch hat die Justiz das Verfahren vorläufig eingestellt, da es sich «lediglich um ein Äusserungsdelikt» handle und für Bearth «kein Aufenthaltsort im Bundesgebiet» bekannt sei. Dies, obwohl der Schweizer regelmässig an Anti-Merkel-Demos in Berlin auftritt.

epa04693688 Swiss right-wing politician Ignaz Bearth (R) speaks beside Pegida movement initiator, Lutz Bachmann, during a demonstration at Altmarkt in Dresden, Germany, 06 April 2015. The 'Patrio ...
Ignaz Bearth (r.) ist in der rechten Szene gut vernetzt. Mit Pegida-Chef Lutz Bachmann (l.) verkrachte er sich jedoch.Bild: EPA/DPA

Bearth bestätigt die Sperrung seiner Accounts auf Anfrage von watson. Betroffen seien drei Fanseiten und zwei private Profile. Er sieht sich als Opfer einer Kampagne: «Linksextreme» hätten in einer orchestrierten Aktion seine Posts als unangebrachte Inhalte gemeldet, worauf Facebook zuerst einzelne Einträge und dann die ganzen Accounts gesperrt habe. Zwar habe er bei Facebook Einspruch erhoben – das Unternehmen habe bislang aber nicht darauf reagiert. 

Einen Zusammenhang der Profil-Sperrungen mit dem Gerichtsverfahren sieht Bearth nicht. Er bestreitet, Urheber des gefälschten Künast-Zitats zu sein. Er habe zwar einen entsprechenden Facebook-Post aus dem deutschsprachigen Raum weiterverbreitet. Als er darauf aufmerksam gemacht worden sei, dass das Zitat erfunden sei, habe er den Eintrag aber umgehend und aus eigenem Antrieb wieder gelöscht. Die Medienstelle von Facebook nimmt zu Einzelfällen keine Stellung.

Wenn Likes strafbar sind

Video: srf
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
123 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
NWO Schwanzus Longus
04.09.2017 14:55registriert November 2015
Da die Likes eh gekauft waren ist es nicht so tragisch.
00
Melden
Zum Kommentar
avatar
chnobli1896
04.09.2017 13:57registriert April 2017
Hach, ich hatte den Namen schon fast vergessen bis ich die Schlagzeile dieses Artikels gelesen habe. Wäre auch nicht weiter schlimm gewesen.
00
Melden
Zum Kommentar
avatar
Moelal
04.09.2017 15:20registriert August 2015
Na ja es gibt sicher viel schlimmere und Leute die über Facebook zu Gewalt und Terrorismus aufrufen oder Müll schreiben wie der Orangehead in den USA. Aber wenn Facebook einem rechtsradiaklen den Hahn zudreht steht wohl was dahinter und schade drum ist es eh nicht. Aber das Geschrei der Rechts-Verstehet geht ja unten schon los....
00
Melden
Zum Kommentar
123
«Gemütlich» – IV-Rentner muss Busse zahlen, nachdem er mit 150 Ratten lebte

Ein IV-Rentner wurde vom Bezirksgericht Olten-Gösgen zu einer Busse von 450 Franken wegen illegalen Züchtens verurteilt.

Zur Story