René Quellet und Franz Hohler 1978 an der Eröffnungsfeier des vegetarischen und alkoholfreien Restaurants Vier Linden in Zürich. Bild: KEYSTONE
Ein paar Erinnerungen an den Pantomimen, der an der Seite von Franz Hohler Schweizer Kinder-TV-Geschichte machte.
Wahrscheinlich ass der René während seiner 21-jährigen Fernseh-Ehe mit Franz Hohler 21 Tonnen Schoggischtängeli. Denn der René aus «Franz und René» (1973–1994) war ein renitenter Fressack. Und faul. Und obendrein mundfaul. Sein einziger Satz? «I säge nüüt!» Je nachdem erweitert auf: «I säge jo nüüt.»
Er war das Highlight des Schweizer Kinderfernsehens der 70er- und 80er-Jahre, wir konnten ihn uns damals alle paar Wochen jeweils am Dienstag – war es gegen 16 Uhr? – in der Sendung «Spielhaus» zu Gemüte führen. Und: Wir nervten unsere Eltern endlos damit.
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Renés Hobby? Das «Schogi-Alpum». Mit bunten, glitzrigen Schokoladenpapierchen, auf denen «Frigor», «Cailler» oder «Rayon» stand. Darin blätterte der René, der übrigens nicht lesen konnte, hingebungsvoll, während Franz, der immer etwas von einem zappeligen Oberlehrer hatte, lieber Fahrpläne, Telefonbücher oder sogar Zeitungen las. Und Cello spielte. Und dazu sang, was die Reime aushielten.
Reim von Franz Hohler in «Franz und René»
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Franz war derjenige, der das clowneske WG-Leben der beiden auf eine gewisse Nützlichkeit und Ordnung hin abklopfte. René war das widerspenstige Kind, das sich allen Zähmungsversuchen glänzend widersetzte. Und im Gegensatz zu Franz, der rote Socken trug und ein Hemd mit einer dieser Westen, die man von Ex-Hippies und AKW-Gegnern (zu denen Franz Hohler im richtigen Leben mit viel Engagement gehörte und gehört) kennt, hatte René einen gewissen French Touch.
Vor allem war er der erste Schweizer, der sich öffentlich zu seiner Fernsehsucht bekannte. Nicht nur in der «Franz und René»-Folge, in der die beiden von «Tante Trudi» einen Fernsehapparat geschenkt kriegen, nein, auch in jeder andern. Da holte er nämlich immer das «Filmchischtli» hervor, eine seltsame Apparatur, um die ihn jeder Schweizerbastler von Fischli/Weiss bis Stefan Heuss beneiden muss. Und im Filmchischtli liefen Stummfilme von Franz und René, in denen René immer sehr beredt wirkte.
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René Quellet war am 4. August 1931 in Solothurn zur Welt gekommen und im neuenburgischen Le Landeron aufgewachsen, wo er auch am 17. August 2017 im Kreis seiner Familie mit 86 Jahren friedlich einschlief. Quellet hatte eine Lehre als Goldschmied gemacht, bildete sich selbst autodidaktisch zum Pantomimen aus und lebte ab 1963 von seiner Bühnenkunst, die ihn bis nach Afrika oder Französisch Polinesien brachte.
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1996 ging er in den Ruhestand, widmete sich endlich ganz seiner Frau Christine, die er in seinen 20ern geheiratet hatte, und seinen Tomaten. «Das Applaus fehlt mir nid. Obwohl, die Tomate tüend au applause, wenn si guet pflegt sind», sagte er, als ihn «Glanz & Gloria» eines Tages in Le Landeron überraschte.
Natürlich hatte «Glanz & Gloria» damals Franz Hohler mit dabei. Der Renés altes Kostüm und das «Schogi-Alpum» aus dem Fernsehfundus mitbrachte. Und gewiss blättert René jetzt im Himmel ab und zu mit seinem zufriedensten Lächeln darin herum.