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Eigentlich müssten die SBB, die sich selbst als umweltfreundliches Unternehmen anpreisen, daran interessiert sein, das Velofahren zu fördern. Momentan ist jedoch genau das Gegenteil der Fall: Seit Juni gibt es ein Verbot für den Transport von Tandems und anderen Velos über zwei Meter Länge in den Fernzügen.
Die SBB begründen die Massnahme mit Platzmangel. Schuld daran sind in ihren Augen also die Passagiere, die zunehmend Gepäck, Kinderwagen oder Sportgeräte mit sich schleppen.
Das Verbot macht dem Grünen Nationalrat Bastien Girod Bauchweh. «Aufgrund des Tandemverbots sind Pro Velo und ich hellhörig geworden und haben reagiert», sagt er zu watson. Zusammen mit dem Verband hat er die Interpellation «Veloselbstverlad in SBB-Zügen gefährdet?» eingereicht.
Er möchte damit sicherstellen, «dass sich die Situation für den Veloverlad nicht weiter verschlechtert». Das sei bereits geschehen, weil durch das Tandemverbot die Gepäckwagen mit Veloständern auf den längeren Strecken abgeschafft worden seien. Ab sofort gebe es nur noch kleine Abstellplätze, die auf den ganzen Zug verteilt seien. Das führt gemäss Girod zu Chaos.
Ein Durcheinander auf den Perrons sei vorprogrammiert, wenn Velofahrer bei grossem Andrang auf der Suche nach Abstellplätzen von einem Wagen zum nächsten rennen, um einen freien Platz zu suchen. Das könne zu Verspätungen führen.
Girod befürchtet einen schleichenden Abbau des Velotransports seitens der SBB. In der Interpellation fragt er Folgendes:
Girod ist der Meinung, der Velotransport dürfte den SBB nicht egal sein. Auch, um den Umweltschutz zu fördern. Allerdings sei das Ganze wohl finanziell nicht so interessant. «Deshalb braucht es politischen Druck», sagt Girod.
Insgesamt sind letztes Jahr bei den SBB 670'000 Velos im Selbstverlad transportiert worden. Tendenz steigend. Für Pro Velo ist es deshalb unverständlich, dass die Bundesbahnen die Kapazitäten nicht ausbauen, sondern gar einschränken.
Bettina Maeschli von Pro Velo befürchtet wie Girod, «der Tandementscheid könnte der erste Schritt einer Strategie sein, Velos längerfristig generell auszuschliessen oder ein allgemeines Reservierungssystem einzuführen». Sie fordert mehr Platz – vor allem zu Spitzenzeiten im Sommer.
Bereits jetzt ist in Intercity-Neigezügen eine Reservation für Velos obligatorisch. Sie kostet fünf Franken und ist bis zum 31. Oktober erforderlich. Der Preis für eine Velotageskarte beträgt ohne Vergünstigungen 18 Franken, mit dem GA oder dem Halbtax 12 Franken.
Die SBB machen darauf aufmerksam, dass es nebst dem Selbstverlad jedem offen steht, das Velo als Handgepäck mitzuführen. Dann ist der Transport gratis. Dafür muss das Vorderrad abmontiert und mit dem Velo in eine spezielle Transporthülle verpackt werden.
SBB-Sprecherin Franziska Frey sagt auf Anfrage, die Kosten der Velotransporte seien im Verhältnis zum Angebot sehr moderat. Weil die Kapazität in den Zügen nun einmal begrenzt seien, entwickelten die SBB auch das Angebot an den Bahnhöfen stetig weiter.
«Pro Jahr kommen an den Bahnhöfen rund 2500 Bike-und-Rail-Veloabstellplätze dazu», sagt Frey. Zudem pflegten die SBB an 50 Bahnhöfen Partnerschaften mit Publibike, um die Entwicklung des Bikesharing zu unterstützen.