Herr und Frau Schweizer wollen sich zu verteidigen wissen. Könnte man zumindest meinen, in Anbetracht des hohen Anstiegs an Waffenkäufen im Jahr 2016. Bis zu 30 Prozent mehr Gesuche für einen Waffenerwerbsschein sind im vergangenen Jahr eingegangen. Dies zeige eine Umfrage der «Rundschau» bei jenen Kantonen, die bereits Zahlen publizierten, berichtet «SRF».
Ein Drittel mehr Gesuche wurden in den Kantonen Glarus, Thurgau und Solothurn beantragt, im Kanton Aargau gab es eine Steigerung von fast 30 Prozent auf 5117 Bewilligungen.
«Viele Menschen sind durch Terroranschläge und Meldungen über Einbrüche verunsichert und wollen sich im Notfall selbst verteidigen können», erzählt ein Händler an der Waffenmesse Lausanne Anfang Dezember gegenüber der «Rundschau».
Bereits 2015 konnte in den Kantonen eine markante Zunahme der Gesuche für Waffenerwerbsscheine beobachtet werden. Schweizweit gingen 29'146 Gesuche ein – das sind 17 Prozent mehr als 2014.
Nebst der Unsicherheit und Angst könnte die Zunahme auch durch eine mögliche Verschärfung des Waffengesetzes begründet werden: Die EU will nach den Anschlägen von Paris, dass nur noch Schützenvereinmitglieder eine Waffe besitzen dürfen – die Schweiz als Schengen-Mitglied müsste daher ihre Gesetze ebenfalls anpassen und verschärfen.
Für Anwalt und Waffenbesitzer Roger Groner führt diese mögliche Verschärfung zu weit, wie er gegenüber «SRF» sagt: «Wir leben in einer Welt, die immer unsicherer wird, mit Flüchtlingsströmen und Einbrecherbanden. Es macht keinen Sinn, wenn man in so einer Situation den Waffenbesitz einschränkt.» Er würde seine Waffe jederzeit nutzen, falls er in seinem Haus von Einbrechern überrascht wird.
Von einer Waffe als Selbstschutz rät die Polizei dringend ab. Wer sich bedroht fühle, der solle die Polizei rufen, sagt Stéphane Audétat, Waffenverantwortlicher der Kantonspolizei Neuenburg. (gin)