Am Triftgletscher oberhalb von Saas-Grund VS ist am Sonntagmorgen der grösste Teil der instabilen Gletscherzunge abgebrochen. Schäden gab es nicht. Die Evakuierung von rund 220 Gemeindebewohnern wurde aufgehoben.
Die Evakuierten konnten noch am Sonntagmorgen wieder in den Weiler «Unter dem Berg» zurückkehren, wie der Regionale Führungsstab Saas am Sonntagmorgen mitteilte. Auch die Kantonsstrasse wurde wieder geöffnet.
Die Menschen hatten ihre Wohnungen bis am Samstagabend 18 Uhr planmässig verlassen. Sie kamen bei Verwandten, Bekannten und in Hotels unter. Betroffen waren neben Einheimischen auch Feriengäste. Der Führungsstab hatte die Evakuierungen am Samstag zunächst einmal für zwei bis drei Tage verfügt.
Der Triftgletscher wurde laufend überwacht. Seit Samstagmorgen stieg seine Fliessgeschwindigkeit ständig an. Hatte sie am Morgen noch 120 bis 130 Zentimeter pro 24 Stunden betragen, stieg sie bis 16 Uhr auf zwei Meter an. In der Nacht auf Sonntag wurden sogar vier bis fünf Meter gemessen.
Zur Messung der Fliessgeschwindigkeit wurde am Donnerstag eine Radaranlage installiert. Die aktuellen Bewegungen an der Gletscherzunge hatten sich seit Wochenbeginn verstärkt. Aufgrund der Daten hatten Experten am Samstag mit einem Gletscherabbruch innert 24 Stunden gerechnet.
Schliesslich brach am frühen Sonntagmorgen ein grösseres Stück der Gletscherzunge ab. Das Abbruchmaterial landete auf dem darunterliegenden Gletscher und gelangte nicht in tiefer gelegene Gebiete der Gefahrenzone.
Nun ist noch etwa ein Drittel der instabilen Gletscherzunge oben. Dieser wird laufend überwacht. Rund 70 Rettungskräfte standen im Einsatz und teilweise am Sonntag noch in Bereitschaft.
Die Gebietssperre unterhalb des Triftgletschers und auf ihm gilt weiterhin. Das Betreten durch Menschen und Nutztiere ist verboten. Auch die Hohensaas-Bergbahnen und das Wandergebiet bleiben geschlossen, bis der Führungsstab vollständige Entwarnung gibt. Im Wandergebiet sind namentlich die Normalroute zum und vom Weissmies sowie der Höhenwanderweg Kreuzboden-Almagelleralp gesperrt.
Der Triftgletscher mit einem Ausgangspunkt am Gipfel des Weissmies auf 4020 Metern Höhe geht seit 1986 kontinuierlich zurück. Insgesamt ist er bis 2015 um mehr als zwei Kilometer geschrumpft, wie die Statistik zeigt. Er hat noch eine Länge von etwa 2.5 Kilometern und bedeckt rund 2.5 Quadratkilometer Fläche.
Bereits im Oktober 2014 hatte der Gletscher so stark rumort, dass das Gebiet unter ihm gesperrt werden musste. Weil die Temperaturen sanken, wurde die Sperre wieder aufgehoben. Seither steht der Gletscher aber unter Beobachtung.
Im bündnerischen Bondo war die Lage übers Wochenende trotz Dauerregens ruhig. Die Einsatzkräfte waren mit keinen neuen Murgängen konfrontiert. Die evakuierten Bewohner konnten ab Mittag bis am Abend wieder in ihre Häuser.
Die Malojastrasse wurde am Sonntag um 6.30 Uhr für den Verkehr geöffnet, wie die Gemeinde weiter mitteilte. Die Strasse ist aus Sicherheitsgründen jeweils ab 20 Uhr abends bis am Morgen gesperrt. Dabei bleibt es vorläufig. (sda)