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OVS kündigt Mitarbeitern per Brief Massenentlassung an

ARCHIV – ZUM DROHENDEN KONKURS DER SEMPIONE FASHION, WELCHE DIE SCHWEIZER OVS-KLEIDERGESCHAEFTE BETREIBT, STELLEN WIR IHNEN FOLGENDES BILDMATERIAL ZUR VERFUEGUNG - A neon sign above the entrance area  ...
OVS steckt in der Schweiz in Schwierigkeiten.Bild: KEYSTONE

OVS kündigt Mitarbeitern per Brief Massenentlassung an 

Die Sempione Fashion AG eröffnet das Konsultationsverfahren. Die Schweizer OVS-Mitarbeiter haben per Brief erfahren, dass das Unternehmen eine Massenentlassung in Betracht zieht.
05.06.2018, 17:0705.06.2018, 17:32
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Beim in Geldnot steckenden Kleiderhändler OVS in der Schweiz kommt es mit hoher Wahrscheinlichkeit zu vielen Entlassungen. Die Charles-Vögele-Nachfolgerin OVS bzw. deren hiesiger Tochter Sempione Fashion steckt seit letzter Woche in einer provisorischen Nachlassstundung. Nun hat Sempione auch die offizielle Konsultation mit den Personalvertretern eingeleitet.

«Das Konsultationsverfahren ist die logische Konsequenz des laufenden Verfahrens. Es wird höchstwahrscheinlich zu Entlassungen kommen und dann muss dieses Verfahren eingeleitet werden», sagte ein Sprecher von Sempione gegenüber der Nachrichtenagentur AWP. Er bestätigte damit einen Bericht von «20 Minuten».

In einem Brief an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kleiderkonzerns, schrieb das Unternehmen, dass es aufgrund der Umstände «leider unumgänglich» sei, eine Massenentlassung in Betracht zu ziehen. Die Angestellten können nun während der viermonatigen Frist der provisorischen Nachlassstundung Vorschläge machen, wie Kündigungen vermieden oder deren Zahl beschränkt sowie ihre Folgen gemildert werden könnten.

Gemäss eigenen Angaben sind aktuell rund 1'180 Mitarbeitende bei Sempione beschäftigt. Die italienische Modemarke OVS ist mit der Übernahme von Charles Vögele hierzulande gescheitert, wie sie letzte Woche eingestand: Die Umsätze seien anhaltend ungenügend, was zu massiven finanziellen Engpässen geführt habe, erklärte das Unternehmen, das Nachlassstundung beim Bezirksgericht Höfe beantragt hat.

OVS zieht Stecker

Nun ziehen die Italiener den Stecker: Mit der Nachlassstundung soll ein sofortiges Aus verhindert werden. Ziel sei, den Betrieb für eine beschränkte Dauer aufrecht zu erhalten. In dieser Zeit soll ein Liquidationsverkauf der Waren durchgeführt werden, um noch das bestmögliche Ergebnis für Gläubiger und auch die Mitarbeiter zu erzielen.

«Anschliessend ist geplant, das restliche Unternehmen geordnet zu liquidieren», schrieb Sempione weiter. Wegen der Geldnöte des Unternehmens könnten alle Mitarbeiter auch von Kündigungen betroffen werden. Insbesondere sei zum jetzigen Zeitpunkt nicht möglich abzuschätzen, ob und inwiefern bei einer allfälligen Übertragung eines Teils der Läden an Dritte eine Lösung für die Belegschaft gefunden werden könne.

«Vor diesem Hintergrund sieht sich die Sempione Fashion AG leider gezwungen, eine Massenentlassung sämtlicher Mitarbeiter in Betracht zu ziehen», heisst es im Brief an die Angestellten, der auch AWP vorliegt. Es bestehe keine Pflicht für einen Sozialplan. Zur Sachwalterin hat das Bezirksgericht die Kanzlei Holenstein Rechtsanwälte unter der Leitung von Franco Lorandi ernannt.

Die Italiener hatten im Dezember 2016 rund 140 Geschäfte in der Schweiz von Charles Vögele gekauft. Die Vögele-Läden wurden komplett umgebaut und in OVS umbenannt. (awp/sda)

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12 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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iNDone
05.06.2018 17:44registriert Februar 2014
Irgendwie ist die Geschichte seltsam...? Wäscht man so Geld?
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Zum Kommentar
12
Warum so politisch? Wir müssen ändern, wie wir über 4-Tage-Wochen und Co. reden
Reden wir in der Schweiz über New Work, also neue Formen des Arbeitens, wird die Diskussion sofort politisch. Dabei sollten wir die Wissenschaft einfach in Ruhe dazu forschen und die Unternehmen ihre Wege finden lassen.

Ich stelle mir gerade vor, wie ich vor 50 Jahren meinen Job erledigt hätte. Alleine für diesen Artikel hätte ich mich in ein Archiv begeben müssen. Dann hätte ich mir Notizen gemacht, wäre zurück an meinen Arbeitsplatz und hätte in meine Schreibmaschine getippt. Wäre ein Tippfehler aufgetaucht, wovon ich schwer ausgehe, hätte ich das Blatt entfernen, den Fehler mit Tipp-Ex überstreichen und das Papier wieder einsetzen müssen. (So zumindest stellt man sich das als Gen Y vor.)

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