Ist das die Rettung? In den vergangenen Monaten brodelte die Gerüchteküche bei der kriselnden Schweizer Snackautomaten-Firma Selecta. Würde sie komplett verkauft? Würde sie aufgesplittet? Oder würde ihr schlimmstenfalls der Konkurs drohen angesichts des hohen Schuldenbergs? Die renommierte Ratingagentur Moody's stufte Selecta zuletzt herab und sprach von einem «hohen Risiko».
Nun kann Firmenchef Christian Schmitz offenbar aufatmen. Wie die Firma in einer Mitteilung bekannt gibt, hat sie mit ihren wichtigsten Geldgebern «eine verbindliche Vereinbarung über eine umfassende Rekapitalisierung der Gruppe» getroffen. Die Rede ist von einer Transaktion.
Im Rahmen der Transaktion würden der Verkäuferin von Cola-Flaschen, Kondomen und Schoggiriegeln 330 Millionen Euro an neuen Finanzmitteln zur Verfügung gestellt. Einerseits sollen damit die bestehenden Kredite refinanziert werden. Andererseits soll Selecta damit mehr liquide Mittel erhalten.
Durch die Transaktion würden ausserdem die ausstehenden Verbindlichkeiten der Firma um rund 1,1 Milliarden Euro reduziert. Sprich: Viele Geldgeber dürften massiv an Kapital verloren haben. Für die Hauptinvestorin, die US-Private-Equity-Gesellschaft KKR, sei das «ein Desaster», sagt ein Insider. Zudem werden die Laufzeiten für die verbleibenden Schuldverschreibungen bis in die zweite Hälfte des Jahres 2030 verlängert. Das sind fünf Jahre mehr.
Diese wegweisende Transaktion gebe Selecta «eine nachhaltige und zukunftsfähige Kapitalstruktur», heisst es im Communiqué. Mit der Transaktion gehe die Gruppe «in den Besitz von langfristig orientierten institutionellen Investoren über». So könne Selecta weiter in ihr europaweites Geschäft mit Snackautomaten und Verpflegungsecken investieren.
«Ich freue mich sehr über diese Einigung auf ein solch umfassendes Finanzpaket», sagt Schmitz. «Das ist ein bedeutender und positiver Schritt nach vorne für Selecta.» Die Transaktion soll vorbehaltlich behördlicher Zulassungen vor Ende des zweiten Quartals 2025 abgeschlossen werden. Die Transaktion werde «im Rahmen eines kontrollierten Vollstreckungsprozesses» durchgeführt. Fragt sich jedoch, ob Schmitz auch künftig das Vertrauen der Investoren haben wird angesichts dieses Schritts.
Bereits Anfang Jahr kommunizierte Selecta, man habe sich zusätzliche Liquidität gesichert in Form eines 50-Millionen-Euro-Darlehens von aktuellen Teilhabenden. Von wem genau und ob auch KKR dazugehörte, wurde nicht deklariert.
Selecta, 1957 in der Schweiz gegründet, erzielte im vergangenen Geschäftsjahr einen Umsatz von 1,4 Milliarden Franken. Jeden Tag werden laut eigenen Angaben mehr als 10 Millionen Kundinnen und Kunden in 16 Ländern Europas mit Kaffee, Getränken, Snacks und Mahlzeiten bedient. Zuletzt zählte die Firma 6000 Angestellte. (aargauerzeitung.ch)