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Wirtschaft

Strompreise je Gemeinde 2025: So viel zahlst du für Strom

An aerial view shows the small alpine village of Gondo, Switzerland, Monday, May 7, 2018. The village formerly host to gold mining activities over a century ago has now attracted the cryptocurrency mi ...
Gondo-Zwischbergen.Bild: KEYSTONE

Strompreise sinken um rund 10 Prozent – hier erfährst du, ob deine Gemeinde profitiert

Endlich gehen die Strompreise in der Schweiz wieder runter. Im Median zahlen Schweizer Haushalte 2025 rund 10 Prozent weniger als aktuell. Aber gehört auch deine Gemeinde da dazu? Hier gibt's die Übersicht.
05.09.2024, 15:0005.09.2024, 16:59
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Letztes Jahr gab es den Preishammer und die Stromkosten stiegen teilweise deutlich an. Im Schnitt stiegen die Preise um 18 Prozent an. Dies, nachdem schon im Jahr zuvor eine durchschnittliche Steigerung von 27 Prozent verkraftet werden musste. Jetzt gibt es immerhin gute Neuigkeiten: Im Mittel (Median) sinken die Preise 2025 pro Haushalt um rund 10 Prozent.

Situation für 2025

Per 31. August 2024 mussten die rund 600 Schweizer Netzbetreiber ihre Elektrizitätstarife für das nächste Jahr sowohl ihren Kunden als auch der ElCom bekannt geben. Die Tarife setzen sich zusammen aus den Netznutzungstarifen, den Energietarifen, den Abgaben an die Gemeinwesen sowie dem Netzzuschlag. Gemäss den Berechnungen der Medianwerte durch die ElCom präsentiert sich die Situation für 2025 wie folgt:

  • Ein typischer Haushalt mit einem Verbrauch von 4‘500 kWh (Verbrauchsprofil H4) bezahlt im kommenden Jahr 29 Rappen pro Kilowattstunde (Rp./kWh), also 3.14 Rp./kWh weniger als 2024. Auf ein Jahr gerechnet, entspricht dies einer Stromrechnung von 1’305 Franken (- 141 Fr.).
  • Die Netzkosten sinken für einen typischen Haushalt um 4 Prozent von 12.71 Rp./kWh auf 12.18 Rp./kWh. Im Netznutzungstarif enthalten sind die Kosten für die sogenannte Winterreserve in Höhe von 0.23 Rp./kWh. Die Energietarife sinken für die Haushalte von 15.63 Rp./kWh auf 13.7 Rp./kWh (- 12 %). Die Abgaben und Leistungen an die Gemeinwesen bleiben stabil bei 1 Rp./kWh. Der Netzzuschlag bleibt bei 2.3 Rp./kWh.
  • Damit sinkt der Gesamtpreis im Median von 32.14 Rp./kWh um rund 10 Prozent auf 29 Rp./kWh.

Warum nicht alle gleich profitieren

Doch die Strompreise variieren in der Schweiz zwischen den Netzbetreibern teilweise stark – und den Netzbetreiber kannst du dir nicht aussuchen. Die Unterschiede entstehen insbesondere durch grosse Unterschiede bei der Energiebeschaffung (Anteil Eigenproduktion und Beschaffungsstrategie).

So spielt der Zeitpunkt der Beschaffung eine wichtige Rolle. Stärker längerfristig ausgerichtete Beschaffungsstrategien glätten die Preisausschläge im Grosshandel, allerdings schlagen sich diese dann umso länger in den Kosten und damit den Tarifen eines Netzbetreibers nieder. Eine strukturierte Beschaffung mit einer Vielzahl von kleinen, über die Zeit verteilten Beschaffungsmengen reduziert die erwartete Spannweite der möglichen Kosten deutlich.

Die vier Komponenten des Strompreises
1. Netznutzungstarif:
Preis für den Stromtransport über das Leitungsnetz vom Kraftwerk bis ins Haus. Er wird bestimmt durch die Kosten für das Netz, d. h. für den Bau sowie Unterhalt und Betrieb. Im Netznutzungstarif ebenfalls enthalten sind neu die Kosten für die Winterreserve.
2. Energietarif:
Preis für die gelieferte elektrische Energie. Diese Energie erzeugt der Netzbetreiber entweder mit eigenen Kraftwerken oder kauft sie von Lieferanten ein.
3. Abgaben an das Gemeinwesen:
Kommunale und kantonale Abgaben und Gebühren. Darunter fallen z. B. Konzessionsabgaben oder lokale Energieabgaben.
4. Netzzuschlag:
Bundesabgabe zur Förderung der erneuerbaren Energien, Stützung der Grosswasserkraft sowie für ökologische Sanierungen der Wasserkraft. Die Höhe der Abgabe wird jährlich vom Bundesrat festgelegt und liegt im Jahr 2025 wie im Vorjahr auf dem gesetzlichen Maximum von 2.3 Rp./kWh.

Gründe für die Preisentwicklung

Wie kommt es zur Senkung der Preise im Mittel? Die ElCom schreibt von mehreren Gründen:

  • Die Preise auf dem Stromgrosshandelsmarkt etwas stabilisiert, wenn auch auf hohem Niveau. Während die Grosshandelspreise für eine Lieferung im Folgejahr vor zwölf Monaten noch bei etwa 150 EUR/MWh notierten, liegen sie aktuell bei etwa 90 EUR/MWh.
  • Die Kosten der Winterreserve gesunken im Vergleich zum Vorjahr. Diese Kosten werden über einen Zuschlag auf den Netznutzungstarif an die Endverbraucher weitergereicht (1.2 Rp./kWh im Jahr 2024, 0.23 Rp./kWh fürs kommende Jahr).
  • Ebenfalls leicht gesunken ist die Kapitalverzinsung für das Netz (sog. WACC).

Beispiel: 2500 kWh/Jahr, 4-Zimmer-Wohnung

Für diese Beispielwohnung bezahlen die Einwohner von Muhen AG mit 48.95 Rp./kWh am meisten. Insgesamt wurde der Strom in 142 Gemeinden teurer.

Am günstigsten kommt man weg, wenn man in Gondo-Zwischbergen VS lebt. Nur 9.48 Rp./kWh wird hier verlangt.

Weniger als 2024 bezahlt man in dieser Kategorie in 1877 Gemeinden, gleich viel wie im letzten Jahr in 72.

Gemeinden ohne Daten: Es gibt verschiedene Gründe, dass Daten fehlen. Meist wurde die Gemeinde vom Netzbetreiber (noch) nicht im Reporting aufgenommen.

Beispiel: 4500 kWh/Jahr, 5-Zimmer-Wohnung

Für diese Beispielwohnung müssen Einwohner von Grub AR (45.85 Rp./kWh) am meisten bezahlen. Im Appenzeller Dorf stieg der Tarif im Vergleich zu 2024 um 1.53 Rappen. Auch in weiteren 143 Gemeinden müssen die Einwohner 2025 mehr bezahlen.

Über den tiefsten Strompreis dürfen sich Einwohner von Gondo-Zwischbergen freuen. Im Walliser Grenzort bezahlt man 9.05 Rp./kWh, was 1.17 Rappen weniger ist als noch 2024. Über Abnahmen konnten sich Einwohner in 1888 Gemeinden freuen, in 61 gibt es keine Veränderung.

Gemeinden ohne Daten: Es gibt verschiedene Gründe, dass Daten fehlen. Meist wurde die Gemeinde vom Netzbetreiber (noch) nicht im Reporting aufgenommen.
Daten und Quellen
Die Daten stammen alle von der Eidgenössischen Elektrizitätskommission (ElCom). Wir haben zwei Beispielwohnungen mit einem jährlichen Verbrauch dargestellt.

Das Standardprodukt wird dem Endverbraucher, sofern er nicht explizit ein anderes Produkt wünscht, geliefert. Bei vielen Netzbetreibern entspricht das Standardprodukt dem günstigsten Produkt.

Viele Stromlieferanten haben keinen Einheitspreis für alle Kunden, sondern machen ihre Tarife von der Menge und dem Zeitpunkt des Stromkonsums abhängig. Die Tarifstrukturen können komplex und von Lieferant zu Lieferant unterschiedlich sein. Um trotzdem einen Preisvergleich zu ermöglichen, sind die Rohdaten nach 15 vorgegebenen Verbrauchskategorien gewichtet.

Für den Vergleich der Tarife über die Zeit oder zwischen zwei Gemeinden empfiehlt sich ein Besuch der Strompreis-Webseite der ElCom.
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34 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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haniau
05.09.2024 16:10registriert Mai 2021
Der Strompreis um bis 10% runter ist mir eigentlich egal. Die Krankenkassen um bis 10%funter da wäre vielen mehr geholfen. Danke den folgenden Blitzen
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grumit
05.09.2024 15:15registriert März 2019
Dann kann Axpo nur noch 2.8 statt 3.2 Milliarden pro Jahr Gewinn wie bisher machen? :(
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TommyGun
05.09.2024 17:07registriert Oktober 2020
Könnt ihr da mal einen Follow Up Artikel machen und ins Detail gehen? Die Preise sind zumindest in den Kantonen ZH und ZG selbst mit der hier toll zelebrierten Preissenkung immer noch 20 bis 80% (!!) teurer als 2022. Die EKZ hat im übrigen die Tarife von 2022 aus dem Netz genommen, damit man nicht sieht wie günstig Strom mal war.

Die Entwicklung bei der WWZ (HT / NT): 2022: 24.16 / 15.17 2024: 32.77 / 31.15 2025: 29.68 / 24.35.

Bei EKZ (HT /NT): 2022: 19.8 / 16 2024: 32.77 / 31.15 2025: 28.15 / 26.85
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