Nach jahrelanger Verspätung rollen die Doppelstockwagen von Bombardier seit Dezember 2018 endlich auf Schweizer Schienen. Doch wegen technischen Problemen können sie nur begrenzt eingesetzt werden. Die SBB und der kanadische Bahnbauer weisen sich gegenseitig die Schuld zu.
Ruedi Beutler, einst Leiter der Flottenbeschaffung beim SBB-Personenverkehr, ist nun als Berater tätig. Er zweifelt an der Zuverlässigkeit des «Pannenzugs»: «Die Züge werden auch langfristig nicht so verlässlich verfügbar sein, wie die SBB das gewohnt sind», zitiert Schweizer Radio und Fernsehen.
Die Anschaffung des FV-Dosto war die teuerste in der Geschichte der SBB. Die Züge sollen während 40 Jahren zum Einsatz kommen. Laut Beutler wird es aber noch teurer. Er schätzt, dass in diesem Zeitraum rund drei Milliarden Instandhaltungskosten anfallen werden.
Der Berater zieht deshalb einen Ausstieg aus dem Vertrag in Betracht – es gäbe andere Alternativen. Man könnte «von der Ausschreibung des Regio-Doppelstockzuges profitieren, da hat es genügend Optionen für mehr Züge».
Dafür müsste die Stadler Rail AG aber zuerst einen Fernverkehrszug entwickeln. Das könnte einige Jahre in Anspruch nehmen, da die Firma bislang nur Rollmaterial für den Regionalverkehr herstellt.
Eine andere Möglichkeit wäre, dass Bombardier Eigentümer der gelieferten Züge bleibt und sie der SBB zur Verfügung stellen könnte. Laut SRF würde der kanadische Bahnbauer nur dann Geld erhalten, wenn die Züge auch tatsächlich funktionieren.
So oder so: Für die SBB fallen bei beiden Optionen Mehrkosten an. Und der Imageschaden ist auch vorprogrammiert. Allerdings wäre dieser kleiner, als «wenn es langfristig zu Verspätungen und Ausfällen auf den Fernverkehrsstrecken der Bundesbahnen kommt». (vom)