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Job-Kahlschlag: Wo steckt eigentlich der Alstom-Präsident und Ex-Bundesrat Joseph Deiss?

Alstom-Verwaltungsratspräsident und Ex-Bundesrat Joseph Deiss.
Alstom-Verwaltungsratspräsident und Ex-Bundesrat Joseph Deiss.
Bild: KEYSTONE

Job-Kahlschlag: Wo steckt eigentlich der Alstom-Präsident und Ex-Bundesrat Joseph Deiss?

Im Jahr 2012 wurde der ehemalige Wirtschaftsprofessor und CVP-Bundesrat Joseph Deiss als Verwaltungsratspräsident geholt. Über den geplanten Kahlschlag bei Alstom wusste er Bescheid. Warum nur nimmt er in der Öffentlichkeit keine Stellung?
14.01.2016, 11:4314.01.2016, 14:14
Daniel Fuchs / Aargauer Zeitung
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Was ist nur mit Joseph Deiss los? Nachdem gestern bekannt geworden ist, dass der US-Konzern General Electric (GE) bei Alstom Schweiz bis zu 1300 Stellen abbauen will, blieb der Alstom-Verwaltungsratspräsident Joseph Deiss stumm. Dabei präsidiert der ehemalige Wirtschaftsprofessor und Alt-Bundesrat der CVP seit 2012 den Alstom-Verwaltungsrat. Anrufe auf seinem Handy, SMS und sogar der offizielle Gang über das CVP-Generalsekretariat in Bern blieben gestern unbeantwortet.

Die Informationen über den geplanten Jobabbau beim grössten Arbeitgeber im Kanton Aargau hatte Deiss aus erster Hand. Gestern kurz vor Mittag tauchte er in Begleitung eines GE-Vertreters im Büro des Aargauer Wirtschaftsdirektors Urs Hofmann auf und überreichte diesem die Hiobsbotschaft.

Deiss auf dem kalten Fuss erwischt?

Neben dem Aargauer Wirtschaftsdirektor Hofmann war sich auch Bundespräsident Johann Schneider-Ammann bis zuletzt sicher, dass GE auf die Schweizer Alstom-Standorte setzen würde. Auch Schneider-Ammann, immerhin Ex-Industrieller und Wirtschaftsminister, gab sich gestern eher wortkarg. Gut möglich, dass der Entscheid der GE-Führung Joseph Deiss ebenso auf dem kalten Fuss erwischte wie die Belegschaft, die Stadt Baden, den Industriekanton Aargau und den Bundespräsidenten.

Dabei begann für Deiss alles so schön: 2012, als er das Mandat als Alstom-Verwaltungsratspräsident angeboten bekam, freute er sich noch sehr darüber. Der Freiburger Ex-Magistrat verwies gerne auf seine Aargauer Wurzeln und seine Verwandten, die einst für den Vorgänger-Konzern von Alstom BBC arbeiteten. In einem Interview mit dem «Tages-Anzeiger» verkündete er freudig: «Ich habe mir versichern lassen, dass Alstom den Standort Schweiz weiterentwickeln will. Mein Einsatz kommt also auch der Schweiz zugute.»

Jetzt auf

Damals konnte Deiss nicht ahnen, was auf die Alstom-Belegschaften noch zukommen würde. Schliesslich stand die Übernahme durch GE erst bevor. Und die Korruptionsvorwürfe, die bis zuletzt immer wieder im Zusammenhang mit dem Alstom-Sitz in Baden genannt wurden, konnte auch Deiss nie ausräumen. 

Seit der Alstom-Übernahme durch GE im November 2015 ist Deiss formell Vorsitzender der Geschäftsleitung. (aargauerzeitung.ch)

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