Schweiz
Wirtschaft

Schweiz nicht mehr wettbewerbsfähigstes Land der Welt

Die Schweiz ist nicht mehr das wettbewerbsfähigste Land der Welt

16.10.2018, 23:3316.10.2018, 23:35
Mehr «Schweiz»

Die Schweiz büsst in der neusten Erhebung des Weltwirtschaftsforums (WEF) den Spitzenplatz als wettbewerbsfähigstes Land der Welt ein und kommt noch auf den vierten Rang. Das hängt allerdings auch mit einer neuen Erhebungsmethode zusammen.

Neu belegen die USA den ersten Platz gefolgt von Singapur und Deutschland. Die Schweiz hatte zuletzt in den jährlichen WEF-Studien neun Jahre hintereinander den Spitzenrang belegt.

In einer Welt, die von neuen digitalen Technologien immer stärker umgeformt werde, änderten sich auch die Herausforderungen für Regierungen und Unternehmen, schreibt das WEF in einer Mitteilung vom Mittwoch zur Veröffentlichung des neusten «Global Competitiveness Report». Der Dynamik dieser «vierten industriellen Revolution» solle nun die neue Methodologie des «Globalen Wettbewerbsindex 4.0» Rechnung tragen.

140 Volkswirtschaften, 98 Indikatoren

Die neue Erhebungsmethode misst die Wettbewerbsfähigkeit von 140 Volkswirtschaften mit Hilfe von insgesamt 98 Indikatoren. Eine Skala von 0 bis 100 soll dabei zeigen, wie nahe sich ein Land am «idealen Zustand» befindet. Das bestplatzierte Land USA kommt in dem Bericht auf 86 Punkte, während die viertplatzierte Schweiz auf 83 Punkte kommt. Der Durchschnittswert aller untersuchten Länder liegt bei 60 Punkten.

Viele der Faktoren, die den grössten Einfluss auf die künftige Wettbewerbsfähigkeit haben könnten, hätten in der Vergangenheit überhaupt nicht im Fokus der Politik gestanden, geben sich die WEF-Studienautoren überzeugt. Dies umfasse etwa die Generierung von Ideen, Unternehmenskultur, Offenheit und Agilität.

Gute Bildungspolitik, aber sind wir auch bereit für die Zukunft?

Bei einzelnen Faktoren zeigt sich laut dem Bericht etwa Singapur als das «am stärksten für die Zukunft bereite» Land, während die Beschäftigten in Schweden die höchsten Fähigkeiten in Bezug auf Digitalisierung haben. Bei der Umsetzung von Innovation - von der Ideengenerierung bis zu deren Kommerzialisierung - schneidet die Schweiz hinter Deutschland und den USA gut ab.

Gute Noten erreicht die Schweiz zudem bei der Ausbildung von Beschäftigten, wo lediglich Finnland eine höhere Punktzahl zeigt. Der Schweiz billigen die Autoren die beste Politik in Bezug auf Weiterbildung und Umschulung der Arbeitnehmenden sowie beim Ausbildungsstand der Hochschulabsolventen zu. Ausserdem kann die Schweiz etwa mit Bestnoten für Eisenbahn-Dienstleistungen und Wasserversorgung punkten ebenso wie bei der Adoption von Breitbandinternet in der Bevölkerung.

Wichtig: Offenheit für ausländische Arbeitskräfte

Das WEF betont in der Mitteilung auch die Bedeutung der Offenheit für die Wettbewerbsfähigkeit - dies in Zeiten von zunehmenden Handelsdisputen. Diejenigen Volkswirtschaften mit niedrigen Zöllen und Handelsbarrieren, Offenheit für ausländische Arbeitskräfte und Zusammenarbeit bei Patentanträgen würden auch bezüglich Innovation und Markteffizienz am besten abschneiden.

Eine Politik der Umverteilung und der sozialen Absicherung, Investitionen in Humankapital wie auch progressive Steuersysteme müssen laut dem Report die Wettbewerbsfähigkeit nicht behindern. So sei die Arbeitszeit in den zehn bestklassierten Ländern im Durchschnitt wöchentlich fünf Stunden geringer als beispielsweise in Ländern wie Brasilien, Indien und Russland. (tam/sda)

Weil Wettbewerbsfähigkeit nicht alles ist: 

Video: srf
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
19 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Ökonometriker
17.10.2018 05:50registriert Januar 2017
Ein grosses Problem der Schweiz ist auch die tiefe Wohneigentumsrate. Immobilieneigentümer sind nachweislich glücklicher und fühlen sich sicherer, ihre Kinder erreichen einen höheren Bildungsabschluss - doch in der Schweiz ist es heute für Durchschnittsverdiener quasi unmöglich, sich Wohneigentum zu leisten. Dies verstärkt die sozialen Disparitäten.
Singapur macht im Immobilienmarkt vieles besser - dort wohnen über 90 Prozent der Leute in den eigenen vier Wänden (Schweiz: 43 Prozent). Dies ist kein Zufall, die Immobilienmärkte in Singapur wurden gezielt in diese Richtung gesteuert.
5524
Melden
Zum Kommentar
19
Barbiecue-Sauce und Kenchup: Barbie macht Heinz-Saucen pink

Nach dem Erfolg des Barbie-Films, der letztes Jahr in die Kinos kam, bringt der Ketchup-Riese Heinz nun eine pinke Sauce, die Barbiecue-Sauce, auf den Markt, allerdings vorerst auf 5000 Stück limitiert.

Zur Story