Donald Trump kommt nach Davos, und die Schweiz steht Kopf. Die Teilnahme des US-Präsidenten am Weltwirtschaftsforum Ende Januar sorgt auch für rote Köpfe im linken Lager. Juso-Präsidentin Tamara Funiciello will seinen Besuch verhindern. Die Organisation Campax hat eine Online-Petition lanciert unter dem Motto «Trump not welcome – stay out of Davos!»
Dabei steht noch nicht fest, wann Trump genau kommen und wie lange er bleiben will. Vielleicht reist er nach ein paar Stunden schon wieder ab. Das erhoffte Treffen mit Bundespräsident Alain Berset könnte sich auf seinen berüchtigten Händedruck beschränken. Sicher ist nur: Wenn Trump tatsächlich kommt, steht der Schweiz in Sachen Sicherheit ein ungeheurer Kraftakt bevor.
Seine Teilnahme am WEF, dem «Epizentrum der Globalisierung» (so die Agentur Bloomberg), entbehrt nicht der Ironie. Seine Wahl zum Präsidenten verdankt Donald Trump nicht zuletzt seinen Tiraden gegen die globalisierte Wirtschaft. In seiner Antrittsrede nach der Vereidigung machte er klar, dass seine Präsidentschaft unter dem Motto «America First» stehen werde. Diese Agenda werde er auch in Davos vorantreiben, erklärte seine Sprecherin Sarah Huckabee Sanders am Dienstag.
Trump ist damit eine Antithese zum «Davos Man». Dieser Begriff wurde vom umstrittenen US-Politologen Samuel Huntington geprägt. Er kritisierte damit eine globale Elite, «die wenig Sinn hat für nationale Loyalitäten und Landesgrenzen als Hindernisse betrachtet, die erfreulicherweise verschwinden». Donald Trump hingegen will Mauern errichten und den Freihandel einschränken.
Seine Anwesenheit am WEF macht trotzdem Sinn. Es versammelt hochkarätige Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Showbusiness, die über eine bessere Welt nachdenken sollen. So zumindest lautet das Ziel von Klaus Schwab, der das Davoser Treffen 1971 gegründet und aus bescheidenen Anfängen zu einem Anlass von unbestreitbar hoher Strahlkraft geformt hat.
Ich habe Schwab vor Jahren am WEF-Hauptsitz im noblen Genfer Vorort Cologny getroffen. Er ist ein distanzierter, sehr intelligenter, aber auch unheimlich eitler Mensch. Es schmeichelt ihm, wenn prominente Persönlichkeiten am Jahrestreffen im Bündner Schnee teilnehmen. In den letzten Jahren hat der Glamourfaktor gelitten, was den bald 80-jährigen Schwab gewurmt haben muss.
Für Klaus Schwab ist das WEF weit mehr als ein Treffen von Wirtschaftsführern. Er will den Dialog zwischen verfeindeten Staaten fördern und über die negativen Aspekte der Globalisierung – die als solche nicht hinterfragt wird – nachdenken. Es geht im folglich um die Verbesserung der Welt. Klaus Schwab träume davon, den Friedensnobelpreis zu erhalten, heisst es über ihn.
Gemessen an diesem Anspruch ist die Wirkung des WEF bescheiden. Ausser ein paar schlagzeilenträchtigen Treffen von Spitzenpolitikern hat es wenig bewirkt. «Die Erwartungen an das WEF sind immer zu hoch», sagte der deutsche Journalist Jürgen Dunsch, der letztes Jahr eine Schwab-Biographie veröffentlicht hat, im Interview mit SRF. Das liege auch an Klaus Schwab, der die übertriebenen Erwartungen schüre, «die nur enttäuscht werden können».
In den Schweizer Medien liest man solche Kritik selten. Sie pflegen vor Schwab zu katzbuckeln, schliesslich wollen sie sich jedes Jahr unter die versammelte Elite in Davos mischen. Jürgen Dunsch spricht aus, worum es beim WEF geht: Es sei in erster Linie «ein Treffen von Unternehmen und ein grosser Networking-Anlass», so der ehemalige Schweiz-Korrespondent der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung».
Die Manager-Elite will ihresgleichen treffen. Die Workshops und Podien, in denen über die Probleme der Welt debattiert wird, sind für sie bestenfalls Beigemüse. Der frühere UBS-Chef Marcel Ospel brüstete sich geradezu damit, dass er nie im Kongresszentrum auftauchte. Er hielt während des gesamten WEF Hof im Posthotel und empfing dort seine Geschäftspartner.
Davos ist in erster Linie ein Jahrmarkt der Eitelkeiten. Gemessen an den jährlich formulierten Zielen ist es mehr Schein als Sein. Weshalb Donald Trump und sein Ego perfekt dorthin passen.