Sie sind das kleine Etwas, das die Swiss auszeichnet: Die rot-weiss verpackten Schokoladentäfelchen, welche die Flight Attendants vor der Landung den Passagieren verteilen. Pro Jahr sind es 17 Millionen Stück à 14 Gramm. In den letzten zweieinhalb Jahren produzierte die Migros-Tochter Chocolat Frey die Täfelchen. Sie erhielt 2014 den Auftrag mit dem Zückerchen, dass sie ihr Logo auf der Rückseite der Schoggi platzieren durfte. Diese prominente Platzierung ist werbemässig Gold wert, kommen doch viele Touristen auf einem Swiss-Flug zum ersten Mal in Berührung mit Schweizer Schokolade.
Im Gegenzug dürfte die Swiss einen saftigen Lieferrabatt kassiert haben. Brancheninsider schätzen das Auftragsvolumen auf 1.5 bis 2 Millionen Franken. Pro Täfelchen ergibt dies einen Stückpreis von maximal 18 Rappen. Die Swiss gibt sich diesbezüglich bedeckt.
Nun dürfen andere Hersteller hoffen. Wie der Chef eines bekannten Schokoladenkonzerns gegenüber der «Nordwestschweiz» sagt, sucht die Swiss für die Produktion ab 2018 zurzeit einen neuen Hersteller. Swiss-Sprecherin Sonja Ptassek bestätigt diese Information. Man habe den Auftrag neu ausgeschrieben, da man die Produkte alle zwei bis drei Jahre überprüft und einer Qualitätskontrolle unterziehe.
«Wir werden mitbieten – so wie jede andere namhafte Schokoladenfirma auch», sagt der Chef der Firma, der nicht genannt werden möchte. «Verdienen kann man bei diesem Auftrag nichts, aber es geht ums Prestige. Es ist eine einmalige Gelegenheit, sich 17 Millionen potenziellen Kunden zu präsentieren.» Lindt, Läderach, Maestrani und wie die Schokoladenproduzenten alle heissen, dürften somit am Start sein und mitbieten.
Frey-Sprecherin Pascale Buschacher bestätigt, dass man sich um eine Erneuerung des Vertrags bemühen werde, der im Frühling 2018 ausläuft. Schon jetzt zieht sie aber ein positives Fazit: «Der Auftrag hat sich gelohnt.» Er sei mengenmässig interessant und nicht zuletzt ein positiver Image-Faktor.»
Ob gewisse Bewerber bereits aussondiert wurden, verrät Swiss-Sprecherin Ptassek nicht. Sie betont aber, dass nur heimische Produzenten an der Ausschreibung teilnehmen können. Tatsächlich ist die Tochtergesellschaft der deutschen Lufthansa bemüht, gegen aussen das Swissness-Bild zu pflegen. Erst im Frühling hatte Swiss-Chef Thomas Klühr gesagt, dass rund 70 Prozent der Beschäftigten Schweizer sein sollten. Diese Richtzahl würde in allen Bereichen der Firma gelten.
Ausschlaggebend dafür, wer in den kommenden Monaten den Zuschlag erhält, seien wirtschaftliche Aspekte und die Qualität der eingereichten Schokolade, sagt Swiss-Sprecherin Ptassek. Chocolat Frey hatte sich 2014 denn auch nicht nur mit dem Preisangebot durchgesetzt, sondern auch qualitativ nach entsprechenden Blindtests bei Swiss-Mitarbeitenden. Vor der Migros-Tochter war es der Schokladenkonzern Barry Callebaut, der die Täfelchen zusammen mit der Luzerner Confiserie Hug produziert hatte.
Die klassische Swiss-Bordschokolade wird nur in der Economy-Klasse verteilt. Weiter vorn im Flugzeug, in der Business-Class, kommt teurere Schokolade zum Zug, solche aus dem Hause Lindt. Und ganz vorne in der First Class kommen die Luxus-Kunden in den Genuss von Pralinés der Confiserie Sprüngli. Im Bordverkauf werden diverse Markenschokoladen angeboten.
Am Hauptsitz in Zürich-Kloten wiederum können sich die Mitarbeitenden mit Ragusa-Schokoladewürfeln verköstigen, ebenfalls verpackt in Swiss-Farben.
Chocolat Frey mit Hauptsitz in Buchs AG ist laut dem Branchenverband Chocosuisse seit mehreren Jahren Marktführer in der Schweiz. Mehr als jeder dritte Schoggi-Franken landet demnach bei der Migros-Industrietochter. Im vergangenen Jahr haben die rund 2200 Mitarbeitenden den Umsatz um 2.5 Prozent auf knapp über eine Milliarde Franken steigern können. 28 Prozent der Produktion wird exportiert. Vor vier Jahren wurde in Buchs ein Besucherzentrum eröffnet.