Gestern musste oBike erstmals zurückrudern: Auf Druck des zuständigen Stadtrats Filippo Leutenegger (FDP) gab die Veloverleihfirma auf Anfrage von watson bekannt, 400 der 900 grau-gelben Leihvelos aus der Stadt Zürich abzuziehen.
Einer der grössten Kritikpunkte an der Firma aus Singapur: Im sogenannten «Free-Floating»-System stellen die Kunden die Fahrräder nach der Benutzung an einem beliebigen Ort ab – fixe Stationen gibt es nicht.
Der Wirbel rund um die oBikes bringt auch andere Anbieter zum Umdenken, die auf den Markt drängen. So prüft laut watson-Recherchen auch «Züri Velo», auf das Free-Floating-System zu setzen – zumindest teilweise. Das Verleihsystem «Züri Velo» ging aus einer Ausschreibung der Stadt Zürich hervor, betrieben wird es von der Firma Publibike.
Das System von oBike & Co., stationsungebundene Velos zur Verfügung zu stellen, habe einen gewissen Reiz für die Benutzer, sagt Publibike-CEO Bruno Rohner zu watson. Das Unternehmen mache sich denn auch Gedanken, ob man in Zukunft in Zürich und anderswo auf ein hybrides System setzen will, sagt Rohner. Ein solches hybrides System würde fixe Velostationen mit dem ortsungebundenen Free-Floating-System verbinden.
Publibike wird etappenweise ein Netz mit 2250 Fahrrädern an 150 Stationen auf dem ganzen Stadtgebiet ausbauen. Sie ist eine Tochterfirma der Postauto Schweiz AG und betreibt als Marktführerin bereits stationäre Velo-Verleihsysteme unter anderem in Bern, Lausanne, Fribourg, Nyon, Sion, Lugano und Yverdon.
Laut Rohner haben auch fixe Stationen Vorteile: Die Kunden, wie etwa die wichtige Zielgruppe der Pendler, schätzen es laut Rohner, dass sie dank fixen Stationen jeweils dann ein Velo haben, wenn sie eines brauchen – «diese Sicherheit fehlt bei Free-Floating-Systemen».
Bruno Rohner beobachtet das Auftreten der Konkurrenz aus Fernost aufmerksam. Denn nach oBike aus Singapur will auch der chinesische Anbieter Onebike im Frühling 2018 in Zürich starten, wie die «Handelszeitung» berichtete. Onebike will gemäss der NZZ eine Flotte von 4000 Fahrrädern aufbauen.
Bisher sei der Markt für flächendeckende Leihvelos hierzulande sehr überschaubar gewesen, sagt Rohner: «Das hat sich mit dem Auftreten von oBike und anderen Anbietern quasi über Nacht geändert.»
Dennoch ist er überzeugt, dass das eigene Geschäftsmodell auf dem Markt überzeugen werde: «Wir setzen auf Nachhaltigkeit, hervorragende Qualität und die Zusammenarbeit mit sozialen Einrichtungen.» Ausserdem erfolge die Wertschöpfung im Gegensatz zur Konkurrenz aus Fernost erfolge bei Publibike grösstenteils in der Schweiz – etwa bei der IT, dem Kundenservice oder der Montage der Fahrräder.
Auch preislich sei man konkurrenzfähig – sowohl bei spontanen Nutzern, als auch bei Vielnutzern mit Abo. Wer etwa das günstigste Jahresabonnement für 50 Franken löse, der zahle für die ersten 30 Minuten jeder Fahrt mit dem herkömmlichen Velo nichts und die Erfahrungen zeigten, dass 90 Prozent der Fahrten kürzer als eine halbe Stunde seien. oBike-Nutzer müssen bei der Registrierung ein Depot von 129 Franken überweisen und zahlen danach 3 Franken pro Stunde.