Erst kürzlich hat mein geschätzter Kollege Daniel Schurter darüber berichtet, dass deutsche Behörden ein Schweizer Esoterik-Gerät verboten haben. Der sogenannte «Wasservitalisierer» kostet 8000 Euro, soll das Trinkwasser energetisieren und somit heilsam auf den Körper wirken und zusätzlich vor Elektrosmog und Konsorten schützen. Das Problem beim Gerät war jedoch, dass es Funkstörungen verursacht, weil es «die grundlegenden Anforderungen an die elektromagnetische Verträglichkeit nicht erfüllt».
Die Schulmedizin mag zwar nicht perfekt und unser Bewusstsein doch ein Stück weit abgestumpft sein. Doch in dieser Hinsicht wirft die Esoterik dennoch einige Fragen auf.
Wieso also nicht mal ein wenig rumstöbern und schauen, was der spirituelle Esoterik-Merchandise so zu bieten hat? (SPOILER: Innere Ausgeglichenheit scheint verdammt teuer zu sein.)
5G scheint momentan eine Goldgrube für Hersteller spiritueller Gadgets zu sein. Nicht nur schützt das oben genannte vitalisierte Wasser (oder hexagonales Wasser) urplötzlich auch vor 5G-Strahlung, nein, auch neue Produkte erobern den Markt.
Die stümperhaft übersetzte Produktseite lässt vermuten, dass das Bioshield einen Schutzkegel um einen spannt, sobald es an einer Stromquelle angeschlossen ist. Dies dank «zwei Quantum-Nano-Laser in einem zweiteiligen Schlüssel» (?). Die Vermutung liegt dabei nahe, dass mit dem ominösen «zweiteiligen Schlüssel» ein schlichter USB-Stick gemeint ist.
Es mag schwer zu glauben sein, aber gemäss dem deutschen Tech-Portal t3n.de steckt dahinter ... nun, genau das. Ein einfacher, billiger, 128-Megabyte-USB-Stick, der mit einer Gravur versehen wurde:
Übrigens: Verdächtig identische ähnliche USB-Sticks findest du auf AliExpress für zirka 4 Dollar das Stück – Gravur inklusive.
Hoch im Kurs sind nicht nur elektromagnetische Apparate zur Wasseraufwertung, sondern auch einfache Stäbe, mit denen das Wasser fachgerecht aufgewirbelt und so energetisiert werden kann.
Die Restrukturierung des Wassers ist indes relativ vage. Denn aus physikalischer Sicht ist es nun mal gegeben, dass sich Wasserstoffbrückenbindungen nur für kurze Zeit bilden und binnen Picosekunden wieder aufbrechen und sich neu formieren. Da muss man beim Trinken wohl ziemlich auf Zack sein.
Pionier in der Revitalisierung von Wasser war übrigens der Tiroler Johann Grander, der angeblich von Gott persönlich zum Missionar für belebtes Wasser ernannt wurde. Das von ihm aufgebaute Unternehmen Grander stellt Apparaturen zur Wasserbelebung her und verzeichnete 2010 einen Umsatz von 16 Mio. Schweizer Franken. Praktisch!
Beim Wasser scheint generell noch einiges mehr an Geld Heilung realisierbar zu sein.
Besonders gesund ist das Wasser aus dieser Flasche nicht nur aufgrund der Plastikringe (Oder wie es gemäss Hersteller heisst: «Ermöglicht ein bewusstes Trinken mit Respekt vor dem Wasser und fördert die gute Laune dank der Energie der 7 Chakren»), sondern vor allem wegen dem Herzstück in der Flaschenmitte.
Gemäss dem Hersteller ist die Funktionsweise dabei relativ simpel und absolut einleuchtend:
Aha.
Da ist es kein Wunder, dass sich die Eigenschaften der Chakra-Flasche krass von jenen einer normalen Flasche unterscheiden.
Doch wieso überhaupt Wasser beleben, wenn die Energie einfach frei rumschwirrt?
Gemäss Produktbeschrieb muss man nur «Die Stäbe mit beiden Händen halten, um einen energetischen Kreislauf zu bilden» und schon verspüren die «meisten Menschen» ein «Prickeln, verbunden mit einem wärmenden Wohlbefinden», was ein Indikator dafür ist, dass sich das «Energieniveau im Körper erhöht».
Die beiden Edelstahlstäbe verfügen über Kappen aus verchromtem Kupfer und – ganz wichtig, weil sonst die Preisfrage im Raum stehen würde – eine Bergkristallkugel als «Antenne zur kosmischen Energie».
Bekämpfe die niederen, verkopften, materiellen Schwingungen, indem du mit materiellem Geld eine Gerätschaft kaufst, die entlang einer strikten Theorie funktionieren soll! Way to go!
Wer nicht nur Energie, sondern Wunder will, der wird beim selben Anbieter ebenfalls fündig.
Hierbei handelt es sich nicht um einen üblichen Massagestab, sondern ebenfalls um einen Heil- und Zauberstab. Ja, Zauberstab. Wie das funktioniert? Easy.
Die in Hogwarts sollen da nicht so ein Gschiss draus machen. Wünschen, 60-Stutz-Stab draufhalten und gut ist. Ohne 60-Stutz-Stab hingegen wird's dann ganz schnell ganz schwer. Das leuchtet ein. Lumus maxima, kännsch?
Leider ist das Problem mit dem fatalen 5G so immer noch nicht genügend eingedämmt. Es muss nachgerüstet werden.
Einfach aufs Handy oder Tablet deiner Wahl kleben und schon ist der Strahlenschutz aktiv. Wie genau das geschieht, ist vermutlich Betriebsgeheimnis. Verraten wird nur, dass das Design dabei «Kristallstruktur / Licht informiert» ist. So wird dann negative Strahlung irgendwie in positive Energie moduliert.
Und he, es ist sogar IIREC-zertifiziert! Du weisst nicht, was das IIREC ist? Nun, das ist das «International Institute for Research on Electromagnetic Compatibility». Ein auf den ersten Blick wahnwitzig dubioses Institut (google it, wirklich faszinierend), das selber – WAAAAS? – 5G-Aufkleber vertreibt. Es muss ein kosmischer Zufall sein, bei so viel positiven Schwingungen. Und sowieso: Why brain, wenn es auch Brain-Y gibt?
Energiesprays sind im Gegensatz zu den bisher gezeigten Gadgets beinahe schon salonfähig. Doch auch da gibt es natürlich Unterschiede. Zu empfehlen scheint deshalb einer mit möglichst konkreter Energie.
Wie einfach Selbstbewusstsein doch ist. Und vor allem wie gut komprimier- und versprühbar es doch ist. Die Wirkung des Sprays ist nämlich so effektiv, wie sie auch simpel ist:
Die oben auch sichtbaren Ich-werde-respektiert-Ohrringe, für einen Aufpreis von nur 49 Euro erhältlich, verstärken den Effekt zusätzlich. Weitere Essenzen wären übrigens «Freudefunken», «Ich löse das Trauma» oder «Krisen meistern». Kein Witz. So einfach wär's.
Und ich Idiot setze mich immer noch mit mir selber auseinander, anstatt einfach einen Spray zu versprühen ...
"Gestern hat mich Mutti zum Abwaschen aufgefordert, ich habe den Energiespray "Lichtwesen Ich werde respektiert" wie in der Packungsbeilage beschrieben angewendet, um mich mit einem gewichtigen Nein dieser unfairen Aufgabe zu entziehen.
Darauf hat sie mir eins geschmiert und ich musste weinend abwaschen. Kann das Produkt nicht weiterempfehlen."
1/5 Sterne.
Tim 12.
Als meine Kinder noch klein waren, gab es ab und zu ein Pflaster auf das Bobo, obwohl es nicht blutete. Aber die Schmerzen waren sehr rasch weg.
Hmm... das bringt mich doch auf die Idee eines 5G-Pflasters...