Die Berner Young Boys sind Wintermeister. Doch eine ausführliche Statistik-Analyse zeigt, dass dieser Titel an den Konkurrenten aus Basel hätte gehen müssen.
Der falsche Wintermeister, wie sehr der FC Thun im Pech und der FC Zürich im Glück sind und viele weitere Statistiken hat der Sportdaten-Dienstleister «Opta» für watson analysiert. Das sind die interessantesten Erkenntnisse zur Hinrunde der Super League.
Gemäss der xG-Metrik hatte der FC Basel in der RSL-Hinrunde die potenteste Offensive. Die Basler erspielten sich Abschlusspositionen, mit denen sie rund 38 Tore hätten erzielen sollen, also stolze 6 mehr als YB, die Nummer 2 in dieser Kategorie.
Mit nur 23 xG die schwächste Offensive stellte Xamax, Lugano (23.6 xG) war allerdings nur minimal besser. Schlusslicht Thun schafft es mit 27 xG in dieser Rangliste in die obere Tabellenhälfte.
In Sachen Effizienz war der FC St. Gallen in der Hinrunde klar die Nummer 1 der Liga. Das Team von Peter Zeidler erspielte sich Chancen, mit welchen rund 30 Tore zu erwarten gewesen wären. Der FCSG stellt aber mit 42 Toren die beste Offensive der Liga.
Mitschuldig an Thuns Misere ist garantiert die mangelhafte Chancenverwertung. Die Berner Oberländer erzielten nur 16 Tore, gemäss dem xG-Modell hätten es aber gut 27 sein sollen…
Wirft man einen Blick auf die Qualität der gegnerischen Abschlusspositionen, so hatte der FC Basel mit aufgerundeten 23 erwartbaren Gegentoren die beste RSL-Defensive in der Hinrunde. Das aber nur knapp vor Aufsteiger Servette.
Den Gegnern am meisten gefährliche Abschlüsse zugestanden hat der FC Luzern, bei dem über 33 Gegentore angezeigt waren.
Luzern weist den höchsten xGA-Wert der Super League aus, kassierte aber nur 27 Gegentore, also 6 weniger als zu erwarten gewesen wäre – die ligaweit grösste Differenz. Begründet werden kann das mit dem Unvermögen der Gegner oder aber auch mit der starken Torhüterleistung von Marius Müller – wie zuletzt gegen Basel.
Schlusslicht Thun ist auch bei xGA der Unterperformer der Liga. Die Berner Oberländer kassierten 11 Gegentore mehr, als das Modell vorausgesagt hätte. Neben kaltschnäuzigen Gegnern liegt das auch an unterdurchschnittlichen Torhüterleistungen. Guillaume Faivre war mit einer Abwehrquote von 58% der schwächste unter den RSL-Stammkeepern, Andreas Hirzel war mit 63% nur leicht besser.
Für die Tabelle wurden die Spiele anhand der Expected Goals gewertet, nach von «Opta» vorgegebenen Kriterien. Für einen Sieg wird ein xG-Wert von mindestens 0,5 vorausgesetzt und eine xG-Differenz gegenüber dem Gegner von mindestens 0,3.
Wäre xG massgebend, so würde der FC Basel an der Tabellenspitze überwintern, mit 4 Punkten Vorsprung auf den effektiven Wintermeister YB.
Nach xG die grössten Profiteure wären Thun und Lugano, welche 4 respektive 3 Ränge besser klassiert wären als in Realität. 3 Plätze einbüssen würde dagegen der FC Zürich.
Jordi Quintillà erzielte 9 Saisontore, obwohl das xG-Modell nur 3,5 Tore vorausgesagt hätte. Das ist aber wenig verwunderlich, da der Spanier vor zuletzt 3 Penaltys sämtliche 6 Tore mit Weitschüssen erzielte – 3 aus dem Spiel, 3 per Freistoss direkt.
Liga-Toptorschütze Jean-Pierre Nsame liegt auch beim xG-Wert (10.8 xG) klar an der Spitze. Zweitbester in der Kategorie ist St. Gallens Cedric Itten (7.9 xG), der diese Vorgabe mit seinen 8 Saisontreffern ziemlich genau erfüllte.
Simone Rapp hätte gemessen an seinen Abschlusschancen in der Hinrunde am viertmeisten Tore erzielen sollen (7.8 xG). Er liess aber Chancen aus, welche in Summe fast 5 Tore hätten ergeben sollen. Neben Unvermögen war bei ihm auch Pech im Spiel – als einziger RSL-Spieler beklagte er in der ersten Saisonhälfte 3 Alu-Treffer.
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Nein, sie verlieren einfach immer hoch und gewinnen knapp. Das heisst sie sparen sich ihre Expected Goals für die siegreichen Spiele auf und verschwenden keine Goals bei Niederlagen.