Sport
Analyse

Super League: Warum der FC Basel statt YB Wintermeister sein müsste

YBs Guillaume Hoarau, rechts, und Basels Taulant Xhaka fuehren ihre Teams aufs Spielfeld, vor dem Super League Spiel zwischen dem FC Basel und dem BSC Young Boys Bern am Sonntag, 1. Dezember 2019 im S ...
Das Direktduell am 1. Dezember gewann der FC Basel deutlich.Bild: KEYSTONE
Analyse

Die Statistik zeigt es deutlich: Der Wintermeister müsste Basel statt YB heissen

16.12.2019, 18:4817.12.2019, 10:11
Mehr «Sport»

Die Berner Young Boys sind Wintermeister. Doch eine ausführliche Statistik-Analyse zeigt, dass dieser Titel an den Konkurrenten aus Basel hätte gehen müssen.

Der falsche Wintermeister, wie sehr der FC Thun im Pech und der FC Zürich im Glück sind und viele weitere Statistiken hat der Sportdaten-Dienstleister «Opta» für watson analysiert. Das sind die interessantesten Erkenntnisse zur Hinrunde der Super League.

Expected Goals

Gemäss der xG-Metrik hatte der FC Basel in der RSL-Hinrunde die potenteste Offensive. Die Basler erspielten sich Abschlusspositionen, mit denen sie rund 38 Tore hätten erzielen sollen, also stolze 6 mehr als YB, die Nummer 2 in dieser Kategorie.

Bild
grafik: opta

Mit nur 23 xG die schwächste Offensive stellte Xamax, Lugano (23.6 xG) war allerdings nur minimal besser. Schlusslicht Thun schafft es mit 27 xG in dieser Rangliste in die obere Tabellenhälfte.

Das sind Expected Goals (xG)
Die Expected Goals sind ein Mass, welches die Chance, die ein Spieler mit einem Torschuss hat, in einem Wert abbildet. Jeder Torschuss bekommt einen Wert zwischen 0 und 1 zugewiesen (Ein Schuss mit einem ExpectedGoal Wert von 0,05 beispielsweise, findet zu 5% den Weg in das Tor).

Um diesen Wert zu berechnen, wurden in den letzten Jahren über 300'000 Torschüsse aus unterschiedlichen Fussball-Ligen analysiert.

Ziel der Expected Goals ist es, eine bessere Aussagekraft auf zukünftige Tore eines Teams oder eines Spielers zu geben, als die tatsächlich erzielten Tore.

Es berücksichtigt viele unterschiedliche Faktoren, wie die Entfernung des Schützen vom Tor, den Winkel, aus welchem er schiesst, die Art des Schusses (Kopfball oder mit dem Fuss), das Zuspiel (wenn es eines gab), das der Schütze bekommt (Steilpass oder Flanke) und andere Faktoren.

xG-Differenz

In Sachen Effizienz war der FC St. Gallen in der Hinrunde klar die Nummer 1 der Liga. Das Team von Peter Zeidler erspielte sich Chancen, mit welchen rund 30 Tore zu erwarten gewesen wären. Der FCSG stellt aber mit 42 Toren die beste Offensive der Liga.

Bild
bild: opta

Mitschuldig an Thuns Misere ist garantiert die mangelhafte Chancenverwertung. Die Berner Oberländer erzielten nur 16 Tore, gemäss dem xG-Modell hätten es aber gut 27 sein sollen…

St.Gallens Cedric Itten, Jeremy Guillemond und Yannis Letard, von links, feiern den Treffer zum 4:1 im Fussball Meisterschaftsspiel der Super League zwischen dem FC Thun und dem FC St. Gallen, am Sonn ...
Der FC St.Gallen jubelte öfters, als es logisch gewesen wäre.Bild: KEYSTONE

Expected Goals Against (xGA)

Wirft man einen Blick auf die Qualität der gegnerischen Abschlusspositionen, so hatte der FC Basel mit aufgerundeten 23 erwartbaren Gegentoren die beste RSL-Defensive in der Hinrunde. Das aber nur knapp vor Aufsteiger Servette.

Bild
grafik: opta

Den Gegnern am meisten gefährliche Abschlüsse zugestanden hat der FC Luzern, bei dem über 33 Gegentore angezeigt waren.

Servette's midfielder Miroslav Stevanovic, 3rd right, celebrates his goal with teammates after scoring the 1:0, during the Super League soccer match of Swiss Championship between Servette FC and  ...
Bei Aufsteiger Servette kann vor allem die Defensive überzeugen.Bild: KEYSTONE

xGA Differenz

Luzern weist den höchsten xGA-Wert der Super League aus, kassierte aber nur 27 Gegentore, also 6 weniger als zu erwarten gewesen wäre – die ligaweit grösste Differenz. Begründet werden kann das mit dem Unvermögen der Gegner oder aber auch mit der starken Torhüterleistung von Marius Müller – wie zuletzt gegen Basel.

Bild
grafik: opta

Schlusslicht Thun ist auch bei xGA der Unterperformer der Liga. Die Berner Oberländer kassierten 11 Gegentore mehr, als das Modell vorausgesagt hätte. Neben kaltschnäuzigen Gegnern liegt das auch an unterdurchschnittlichen Torhüterleistungen. Guillaume Faivre war mit einer Abwehrquote von 58% der schwächste unter den RSL-Stammkeepern, Andreas Hirzel war mit 63% nur leicht besser.

St.Gallens Cedric Itten, rechts, trifft gegen Thuns Torhueter Guillaume Faivre zum 3:0 im Fussball Meisterschaftsspiel der Super League zwischen dem FC Thun und dem FC St. Gallen, am Sonntag, 8. Dezem ...
Ein gewohntes Bild: Guillaume Faivre muss einen Ball aus dem Tor fischen.Bild: KEYSTONE

xG-Tabelle

Für die Tabelle wurden die Spiele anhand der Expected Goals gewertet, nach von «Opta» vorgegebenen Kriterien. Für einen Sieg wird ein xG-Wert von mindestens 0,5 vorausgesetzt und eine xG-Differenz gegenüber dem Gegner von mindestens 0,3.

Bild
grafik: opta

Wäre xG massgebend, so würde der FC Basel an der Tabellenspitze überwintern, mit 4 Punkten Vorsprung auf den effektiven Wintermeister YB.

Nach xG die grössten Profiteure wären Thun und Lugano, welche 4 respektive 3 Ränge besser klassiert wären als in Realität. 3 Plätze einbüssen würde dagegen der FC Zürich.

Der FCZ mit Trainer Ludovic Magnin, rechts, jubelt nach dem Sieg beim Fussballspiel der Super League FC St. Gallen gegen den FC Zuerich in St- Gallen am Samstag, 14. Dezember 2019. (KEYSTONE/Walter Bi ...
Der FC Zürich ist mit der Hinrunde gut bedient.Bild: KEYSTONE

xG-Overperformer

Jordi Quintillà erzielte 9 Saisontore, obwohl das xG-Modell nur 3,5 Tore vorausgesagt hätte. Das ist aber wenig verwunderlich, da der Spanier vor zuletzt 3 Penaltys sämtliche 6 Tore mit Weitschüssen erzielte – 3 aus dem Spiel, 3 per Freistoss direkt.

Bild
grafik: opta

Liga-Toptorschütze Jean-Pierre Nsame liegt auch beim xG-Wert (10.8 xG) klar an der Spitze. Zweitbester in der Kategorie ist St. Gallens Cedric Itten (7.9 xG), der diese Vorgabe mit seinen 8 Saisontreffern ziemlich genau erfüllte.

xG-Underperformer

Simone Rapp hätte gemessen an seinen Abschlusschancen in der Hinrunde am viertmeisten Tore erzielen sollen (7.8 xG). Er liess aber Chancen aus, welche in Summe fast 5 Tore hätten ergeben sollen. Neben Unvermögen war bei ihm auch Pech im Spiel – als einziger RSL-Spieler beklagte er in der ersten Saisonhälfte 3 Alu-Treffer.

Bild
grafik: opta
Thuns Nikki Havenaar, links, und Simone Rapp lassen die Koepfe haengen im Fussball Meisterschaftsspiel der Super League zwischen dem FC Thun und dem FC Sion, am Sonntag, 1. September 2019, in der Stoc ...
Thun-Stürmer Simone Rapp ist der grosse Pechvogel der Hinrunde.Bild: KEYSTONE

Du willst noch mehr Statistiken? Mehr von Opta gibt's hier.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Rekorde in der Schweizer Super League
1 / 15
Rekorde in der Schweizer Super League
Seit 2003 heisst die höchste Schweizer Fussball-Liga Super League. Diese Spieler und Klubs haben seither Herausragendes geleistet. (Quelle: sfl.ch, Stand: 18.4.2016)
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Schiedsrichter testen Videoassistenten VAR in der Praxis
Video: srf
Das könnte dich auch noch interessieren:
40 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
ThePower
16.12.2019 19:32registriert März 2016
Hätte, hätte, Fahrradkette💛🖤✌️
31642
Melden
Zum Kommentar
avatar
chnobli1896
16.12.2019 18:57registriert April 2017
[...]Der FC Zürich ist mit der Hinrunde gut bedient.[...]

Nein, sie verlieren einfach immer hoch und gewinnen knapp. Das heisst sie sparen sich ihre Expected Goals für die siegreichen Spiele auf und verschwenden keine Goals bei Niederlagen.
14813
Melden
Zum Kommentar
avatar
Zugriff
16.12.2019 19:29registriert März 2019
Müsste, müsste, Fahrrad ...ehm... Fahrradbrüste
14514
Melden
Zum Kommentar
40
Der Leverkusen-Express rollt unbeirrt weiter – Dortmund dreht Spiel gegen Frankfurt

Bayer Leverkusen mit Granit Xhaka marschiert in der deutschen Bundesliga weiter unaufhaltsam Richtung erstem Meistertitel der Vereinsgeschichte. Das Team von Trainer Xavi Alonso gewann in Freiburg 3:2 und liegt acht Runden vor Schluss wieder zehn Punkte vor Titelverteidiger Bayern München.

Zur Story