Hire und fire – die Super League hat sich den zweifelhaften Ruf erworben, mit ihren Trainern sehr unzimperlich umzugehen. Drei Niederlagen genügen, und tschüss! Das ist bedauerlich und wirft ein schlechtes Licht auf die Klubverantwortlichen. Der gestern von GC weggeschickte Thorsten Fink ist nun schon der sechste Trainer, der in dieser Saison entlassen worden ist.
War der eine oder andere Wechsel nicht oder nur schwer nachvollziehbar, ist gegen den Entscheid der Grasshoppers nichts einzuwenden. Ja, aufgrund der desaströsen Bilanz von Fink war dessen Freistellung sogar zwingend, will der Rekordmeister nicht ungebremst in die Challenge League absteigen.
Das Wirken von Fink seit dem 23. April letzten Jahres war eine einzige Enttäuschung. Sechs Siege und 18 Niederlagen in 28 Meisterschaftsspielen: Diese Zahlen sind miserabel. Dazu kam noch das Ausscheiden im Cup beim drittklassigen Stade Nyonnais.
Vor allem aber war keine Entwicklung der Mannschaft zu sehen, keine Handschrift des Trainers. Das Erstaunliche: Bis zuletzt war aus dem Kreis der Mannschaft kein schlechtes Wort über Fink zu hören, im Gegenteil. Führungsspieler wie Goalie Heinz Lindner verteidigten den «gmögigen» Trainer jederzeit. Aber der beim FC Basel einst so erfolgreiche Fink ist offensichtlich kein Trainer, der für den Abstiegskampf taugt.
Der den Spielern eine Taktik und Einstellung vermitteln kann, um vom letzten Tabellenplatz wegzukommen. 13 Runden vor Schluss liegt GC zwar nur einen Zähler hinter Xamax, das den Barrageplatz belegt. Aber schon acht Punkte hinter dem ersten Nichtabstiegsplatz.
Neben Fink haben sich die Hoppers von Sportchef Mathias Walther getrennt. Auch dessen Zeugnis nach knapp zwei Jahren ist kein Ruhmesblatt. Der 46-jährige Baselbieter war viel zu betriebsam, allein in dieser Saison kamen und gingen 18 Spieler, was einen kontinuierlichen Aufbau einer Mannschaft verunmöglicht.
Bei Walther war nie ein Konzept, nie eine Strategie zu sehen. Die Stelle des Sportchefs will GC nun nicht gleich neu besetzen, was angesichts des geschlossenen Transferfensters nachvollziehbar ist.
Welchen Trainer die Zürcher nun verpflichten werden, ist indes von grösster Bedeutung. Das Anforderungsprofil ist klar: Er sollte die Liga kennen, im Abstiegskampf erprobt sein und vor allem die Fähigkeit haben, die Spieler anzutreiben und das Letzte aus ihnen herauszuholen. Vielleicht wären Maurizio Jacobacci, Uli Forte, Jeff Saibene oder René Weiler dafür geeignet.
Aber natürlich ist ein Trainerwechsel keine Garantie, dass GC den erstmaligen Abstieg seit 1949 vermeiden kann. Dem Team fehlen die Charaktere, die vorangehen, um den Worst Case zu vermeiden.
Wobei die Frage erlaubt ist, ob ein Abstieg für den Klub eine Tragödie wäre. Und nicht vielmehr eine Chance für einen Neuaufbau, eine komplette Gesundung in der Challenge League. Kaiserslautern ist seinerzeit nach einem tränenreichen Abstieg gleich wieder in die Bundesliga zurückgekehrt und auf Anhieb deutscher Meister geworden.
Und auch der FC Zürich hat zuletzt bewiesen, dass eine sofortige Rückkehr in die Super League möglich ist, wenn die richtigen Schlüsse aus dem sportlichen Misserfolg gezogen und das Budget beibehalten werden kann.
Wobei wir bei einem anderen grundlegenden Thema sind. CEO Manuel Huber verwaltet bei GC einen Etat von 20 Millionen Franken, wobei von den Besitzern jedes Jahr ein strukturelles Defizit von acht Millionen zu decken ist. 20 Millionen sind etwa das Doppelte, was dem FC Thun zur Verfügung steht, der 18 Punkte mehr als GC hat.
Huber schafft es nicht, durch eine angemessene Lohnstruktur das Budget entscheidend zu entlasten und die Gelder effizient einzusetzen. Auch der CEO leistet keine gute Arbeit. Dass er sein Büro nicht auch räumen muss, ist deshalb überraschend. Aber wohl damit zu erklären, dass die GC-Schaltzentrale im Campus bezüglich Führungspersonal nicht gleich ganz verwaist sein darf.
Dass der seit fünf Jahren erfolglos als GC-Präsident amtierende Stephan Anliker nicht abtritt, ist angesichts der Millionen, die er in den Klub gesteckt hat, verständlich. An der ausserordentlichen GV stimmten die Aktionäre am Montag einer signifikanten Erhöhung des Aktienkapitals zu.
Die Grasshopper Fussball AG stünde nun stabil und gut finanziert da, liess der Klub verlauten. Das ist schön. Schön wäre aber auch, Anliker und Peter Stüber – beide besitzen je 45 Prozent der Anteile – hätten bei Personalentscheiden endlich einmal ein gutes Händchen.